NETZ UND TRENDS

Bitte präzisieren Sie die Frage!

Begriffe eingrenzen bei der Recherche in Suchmaschinen war gestern. Ist zwar heute auch noch aber morgen nicht mehr. Vielversprechend sind Anspruch und Auftritt der britischen Suchmaschine „WolframAlpha“, wenn …

... man die Antwort auf eine konkrete Frage sucht und diese Frage auch stellt. WolframAlpha ist grob gesagt eine Suchmaske und Benutzeroberfläche für einige Datenbanken, die der Dienst intelligent miteinander verbinden und auswerten kann. Derzeit bringen manche Journalisten „WolframAlpha“ medial in Stellung gegen „Google“, eigentlich ist aber eher der Vergleich zu Wikipedia sinnvoll. Der Dienst funktioniert derzeit nur auf Englisch. Es hat vor kurzem eine sinnvolle Preisanpassung gegeben. Die App kostet nun € 2,39. Kleines Bonmot im Nachtrag – auf die Frage, wer denn der erste schwarze Präsident war, gibt „WolframAlpha“ zur Antwort: Christian Wulff.

WhatsApp? Whats los?

Die WhatsApp Gerüchteküche kochte heiß, denn zuletzt tauchten zahlreiche Gerüchte rund um die Nachrichten-Anwendung “WhatsApp” auf. Die App war plötzlich aus dem App Store verschwunden und es hieß, der Gebrauch würde für Wenig-Nutzer kostenpflichtig werden. Auch von der Löschung …

... mancher Nutzerkonten war die Rede. Angeblich sei der Datenbestand so groß geworden, dass man nur noch die Vielnutzer dabei haben wollte. Eine Kettennachricht an seine gesamten Kontake sollte die Löschung des eigenen Accounts verhindern. Jetzt ist klar, es handelte sich dabei nur um einen Scherz. Die Anwendung wurde aktualisiert und Fehler behoben. Der WhatsApp Messenger kostet 0,79 € und ermöglicht es, Nachrichten an andere WhatsApp-Nutzer zu verschicken. So umgeht man die Kosten für SMS, die Nachrichten werden über das Internet verschickt.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Der Chancen-Schnüffler

Was macht erfolgreiche Menschen so erfolgreich? Herkunft, Intelligenz, Bildung, Arbeitsdisziplin, EQ? Das alles spielt eine Rolle, am wichtigsten aber ist wohl das Gespür für die Chancen, die das Leben bietet.

Thomas Gottschalk ist wohl eher eine Ausnahme unter den heutigen TV-Moderatoren. Als einer der wenigen hat er ein Studium – ein Lehramtsstudium für Germanistik und Geschichte – beendet. Viele seiner Kollegen sind Studienabbrecher, einer hat als Metzger-Lehrling begonnen. Vom Metzger-Lehrling zum TV-Moderator oder vom sprichwörtlichen Tellerwäscher zum Millionär: Der Erfolg hängt wohl am stärksten vom Nasenfaktor ab, davon, wie sehr der Betreffende „riecht“, welche Chancen das Leben bietet.

Das A und O der Information
Dazu gehört vieles. Etwa die Fähigkeit, Stärken und Wünsche zu erkennen, Ziele zu formulieren. Selbstverständlich sollten Ziele, Wünsche und Stärken miteinander harmonieren. Die Castingshows im Fernsehen verdeutlichen, wie zwischen Stärken, Wünschen und Zielen der Bewerber eine oft unüberwindliche Kluft herrscht. Schließlich ist auch eine gute Vorbereitung nötig, denn bei den Bewerbungsunterlagen oder beim Vorstellungsgespräch sollte man nichts dem Zufall überlassen. Noch wichtiger allerdings als die Vorbereitung ist das schnelle Wahrnehmen von relevanten Informationen. Dazu gehören wiederum Netzwerke und Kontakte. In den eigenen vier Wänden wird niemand an die Informationen gelangen, die möglicherweise den Durchbruch zur ganz großen, vielleicht aber auch etwas weniger spektakulären Karriere eröffnen.

Die Kunst der Gelassenheit
Netzwerke, Informationen, Klarheit über Stärken, Wünsche und Ziele, gute Vorbereitung, wenn sich Chancen eröffnen, gehören also zum „Nasenfaktor“. Und, last but not least, eine gehörige Portion Gelassenheit. Diese bewahrt davor, innerlich zu verkrampfen und unausweichliche Rückschläge nicht zu verkraften. Zudem sind gelassene Menschen „cooler“, attraktiver und strahlen mehr Führungsstärke aus. Schließlich können auch vermeintliche Rückschläge Chancen sein: Etwa für den Kleinunternehmer, der nach dem Krieg in Hamburg eine Schuhfabrik eröffnete, diese aber wegen der starken Konkurrenz aus Süddeutschland wieder schließen musste. Danach startete er mit 6.000 Mark Startkapital ein neues Unternehmen, das sich zu weltgrößten Versandhandelsgruppe entwickelte. Sein Name: Werner Otto.

Projekt und weg?

Projekte prägen jetzt – so die Fachbetrachter – die moderne Arbeitswelt. Sie scheinen den Unternehmen immer wichtiger. An die Stelle der alten Abteilungen treten häufiger Projektteams. Damit wächst auch die Bedeutung der Projektleiter. Und die einer gelebten Projektkultur in den Unternehmen.


Flexibilität und Schnelligkeit prägen das moderne Wirtschaftsleben. Was früher undenkbar schien, wird heute praktiziert: Nicht selten übernehmen kleinere Unternehmen die größeren. Wer sich einen Wettbewerbsvorteil erarbeitet hat, tut gut daran, ihn nicht zu verspielen: Gestern noch Marktführer, heute ein Fall für den Insolvenzverwalter. Schnelllebig sind auch die Ansprüche der Kunden geworden: Weg von Pauschalprodukten hin zu „Lösungen“, die die individuellen Anforderungen der Kunden erfüllen. Der Wandel des Wirtschaftslebens geht einher mit einem Wandel in den Unternehmen – weg von starren „linearen“ Abteilungen und Hierarchien hin zu „flexiblen“ Projektteams, die von einem Projektleiter geführt werden. Ist das Projekt beendet, endet auch die Arbeit des Projektleiters.

Rüstzeug des Projektleiters
Dessen Fähigkeiten entsprechen im Wesentlichen denen eines Abteilungsleiters. Wie der Abteilungsleiter hat der Projektleiter eine Führungsaufgabe in seinem Team. Wie der Abteilungsleiter muss der Projektleiter nicht alles am besten wissen und können, muss aber die Gabe besitzen, das Beste aus den Mitarbeitern herauszuholen, kritische Fragen ernst zu nehmen und selber welche zu stellen, Arbeit zu delegieren und zu koordinieren, zu moderieren und Kompromisse zu erarbeiten. Vielleicht wichtiger für einen Projektleiter als für den „klassischen“ Abteilungsleiter ist die Fähigkeit, sich umzustellen und neue Herausforderungen meistern zu können. Und die Fähigkeit, die Mitarbeiter zu begeistern: Denn der Projektleiter hat eine oft geringere Weisungsbefugnis als der Abteilungsleiter.

Projektkultur – ein Biotop?
Über den Erfolg von Projekten entscheiden aber nicht nur die Qualität des Projektleiters und das Engagement des Projektteams, sondern auch die Projektkultur in den Unternehmen: Sind Projekte ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur? Haben Projektleiter gute Karriereperspektiven? Gibt es bereichsübergreifende Regeln für Projektteams? Existiert ein Fehlermanagement? Werden Projekte im Zusammenhang mit vorhergehenden und nachfolgenden Projekten betrachtet und sie möglicherweise nachbegleitet? Nach Angaben der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schätzen Experten, dass bisher erst eines von zehn Unternehmen in Deutschland eine Projektkultur besitzt; andere seien „auf dem Weg dorthin“. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird einiges davon abhängen, ob diese Umstellung der Unternehmen gelingt.

BÜCHER UND ARTIKEL

Watt is eigentlich ...

Biokolonialismus? Oder McDonaldisierung? Antwort: kann ich jetzt zwar auch nicht so sagen, weiß aber, wo es steht. Im Internet bei Wikipedia oder WolframAlpha? Fast, aber nur ganz knapp. Die McDonaldisierung ist über Wikipedia auffindbar, aber …

... sonst erscheinen keine Ergebnisse in den o.g. Suchwerkzeugen. Volltreffer erzielt man im „Lexikon der Globalisierung“. Unter den 145 Einträgen finden sich auch zahlreiche Begriffe, die man schon kennt – oder zu kennen glaubt: wie zum Beispiel „Menschenrechte“ oder „Individualismus“. Die Erklärungen sind alle nach demselben Muster angelegt: Auf eine Kurzdefinition folgen Schlüsselbegriffe. Der Haupttext liefert begriffsgeschichtliche Informationen, einen Diskussionsteil mit Erläuterungen, Reflexionen und Bewertungen sowie Beobachtungen aus der Praxis. Den Abschluss bilden Angaben zur jeweils verwendeten Literatur und weiterführende Hinweise, die in aller Regel leicht zugängliche und deutschsprachige Literatur auflisten. Einmal aufgeschlagen verleiten die Artikel zum „Weiterschmökern“ und vielleicht zu dem einen oder anderen Quellenstudium. Dem Anspruch, soziale und kulturelle Aspekte heutiger Prozesse der Globalisierung abzubilden, wird das Nachschlagewerk gerecht. Es mag Begriffe geben, die unbedingt noch hineingehört (z.B. Neoliberalismus) hätten, aber dies sei dem Umstand geschuldet, dass manchmal auch der Mut zur Lücke eine Sammlung fertig stellen lässt.

Wer seinen Wissenshunger mit der Erläuterung der Begriffe „Biokolonialismus“ oder „McDonaldisierung“ füttern möchte, der hat mit dem Lexikon das richtige Lunchpaket in der Hand. Oder er ruft bei 3 LINES an und lässt sich die Definition vorlesen. Zur Not.

Fernand Kreff, Eva-Maria Knoll, Andre Gingrich (Hg.)
Lexikon der Globalisierung
Transcript Verlag, Bielefeld 2011. 527 Seiten. 29,80 Euro

Lebendige Fragezeichen

Menschen mit Vorurteilen sind wie lebendige Ausrufezeichen, befand Peter Ustinov. Das britische Allround-Talent mit den russisch-deutsch-französisch-polnisch-italienisch-spanisch-äthiopischen Wurzeln hatte sich den Kampf gegen das Vorurteil auf die eigenen Fahnen geschrieben. In seinem Buch „Achtung Vorurteile“ schilderte der 2004 in der Schweiz verstorbene Künstler und Weltbürger, was Vorurteile sind und weshalb Vorurteile so gefährlich sind.

Ustinov wäre nicht Ustinov, wenn er nicht zahlreiche Anekdoten zum Besten geben würde, die das Vorurteil illustrieren. Meist aus seinem eigenen Leben. Über den vergeblichen Versuch seines Großonkels, eines Direktors der Petersburger Eremitage, die moderne Kunst zu verstehen; über ein Gemälde in seiner Schule, auf dem ein etwas weiblicher Jesus mit wallendem Haar einem Pfadfinder die Größe des britischen Empire veranschaulicht; über das Drehen von Propagandafilmen während des Zweiten Weltkrieges; über Begegnungen mit Desmond Tutu, Jimmy Carter, Charlie Chaplin, Peter Sellers, Jayne Mansfield und Georges Simenon und über seine Nobilitierung durch die Queen. Manchmal heiter, manchmal ernst – etwa, wenn es um die Killing Fields der Roten Khmer, um den Pazifismus oder den Tyrannenmord geht – verdeutlicht Ustinov mit Sprachwitz die gesamte Bandbreite des Vorurteils. Und räumt gleich am Anfang mit einem Vorurteil auf, nämlich dass ein Buch über Vorurteile eine akademische Veranstaltung mit vielen Fußnoten sein müsse.

Vernagelte Türen
Dabei wird eines aus diesem oft selbstironischen Buch („Mein einziges Vorurteil aber ist, keine Vorurteile zu haben.“) immer wieder deutlich: Schlimmer als das Vorurteil selbst, ist die Unfähigkeit vieler Menschen, diese zu revidieren. Vorurteile sind „vernagelte Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt und in denen vermutlich alles mit Spinnweben überzogen ist“, so Peter Ustinov. Und so erstaunt das Buchcover nicht, auf dem der Autor mit gespielter, griesgrämig-ängstlicher Mine eine Tür öffnet. Denn auf keinen Fall will Ustinov das Vorurteil so bekämpfen, wie es seine hart gesottenen Anhänger vertreten – wie die Kreuzritter, mit Schaum vor dem Mund.

Konzentrierte Autobiographie
Der Humor, die Lernbereitschaft, die Fähigkeit, Irrtümer zuzugeben, zeichnen dieses Buch aus, das auch als eine konzentrierte Autobiographie verstanden werden kann. Und das vieles über den Autor offenbart, der das „Lob des Irrtums“ und das „Lob der kleinen Korruption“ singt. Perfektionismus, Puritanismus lehnt der Allrounder jedenfalls ab – und seinen Kampf gegen das Vorurteil will er auf keinen Fall mit jener „political correctness“ verwechselt sehen, in deren Licht westliche Literatur, Musik und Kunst als Erzeugnisse des dominierenden weißen Mannes erscheinen. Einen politisch korrekten Mozart will Ustinov jedenfalls nicht aufführen. An einer Stelle versagt die Wortgewalt des Autors, dort, wo er über Auschwitz als das „Resultat barbarischer Vorurteile“ schreibt und den französischen Enzyklopädisten Denis Diderot zitiert: „Ich habe nicht die Kraft, mehr darüber zu schreiben.“

Lehrstühle gegen das Vorurteil
Sir Peter Ustinov hat mehr gegen Vorurteile getan, als ein Buch darüber zu schreiben. Er hat sich als Unicef-Botschafter für die Kinder in aller Welt engagiert. Und er hat Lehrstühle im englischen Durham, in Budapest und Wien errichtet, in denen Vorurteile erforscht werden. In der Hoffnung, dass die Menschen weniger wie lebende Ausrufezeichen sind, sondern lebende Fragezeichen werden, die der Welt und ihren Kulturen neugierig begegnen. Also ein bisschen wie Peter Ustinov selbst.

Peter Ustinov, Achtung! Vorurteile
rororo, 224 Seiten, 8,95 €

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Untreues Ypsilon

Ab 1980 geborene Arbeitnehmer, auch als Generation Y bezeichnet, gelten als fordernd und tendenziell illoyal. Sie wollen unterstützt und gefördert werden und dabei eine sinnvolle Tätigkeit ausüben. Dieser Anspruch ist nicht weiter …

... tadelnswert. Er entspricht wahrscheinlich dem Wunsch der meisten Arbeitnehmer. Im Zuge der veränderten Arbeitswelt ist dieser Wille auch umsetzbar. Das belegt eine Studie, die Ende 2009 in Deutschland durchgeführt wurde. Sie zeigt auf, dass Toptalente in Deutschland ständig auf der Suche nach einem noch attraktiveren Arbeitgeber sind. Im Gegensatz zu ihren Vätern und Müttern scheint die Generation Y keine Angst vor dem Jobwechsel zu haben. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass dies heute wohl auch für Vater und Mutter gälte. Die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen, dass bis zum Ende des Arbeitslebens eine sichere Anstellung bietet, bindet anders. Dass Großvater stolzer und loyaler Kruppianer war, ist genau dieser Sicherheit geschuldet. Der Glaube an das ewige Bestehen der großen Industrieunternehmen stammt nicht nur aus anderer Zeit, sondern auch aus anderen Marktstrukturen. Damals gängelte der treue Arbeitnehmer den Illoyalen, heute wird der Loyale eher gemobbt.

15% fürs Flattern
75% der befragten Toptalente schicken ihren Lebenslauf unaufgefordert an andere Arbeitgeber. Diejenigen, die mindestens zweimal den Arbeitgeber gewechselt haben, konnten das jährliche Gehalt um 15% steigern. Das treue Talent mit Arbeitgeberbindung bringt es dagegen „nur“ auf 11% Steigerung. Daraus ergibt sich die Frage, wie der Arbeitgeber die Talente halten kann. Der oben beschriebene Prozess des raschen Wechsel ist ein Minusgeschäft für das Unternehmen. Bevor sich der „Frischling“ ins Verdienen bringt, schwimmt er schon wieder zu neuen Ufern. Es zeigt sich, dass formelle stärker als informelle Entwicklungsmaßnahmen davon abhalten, nach anderen Jobs zu schauen. Karrierepfade sind wichtig, denn sie bedeuten unabhängig vom Unternehmen sichere Jobaussichten. Arbeitgeber werden den eigenen Personalbedarf mit den Karriereplänen der Spitzenleute vereinbaren müssen. Definierte Karrierepfade, großzügige Gehälter und spannende Entwicklungschancen sind dann die Rabattmarken, die von den Unternehmen auf Treuekarten eingelösten werden können.

Aristoteles für Manager

Nach Machiavelli, Friedrich dem Großen und Sun Tsu jetzt auch Aristoteles für Manager? Die Wirtschaftsprofessoren Ikujiro Nonaka und Hirotake Takeuchi haben zur Strategiedebatte den griechischen Philosophen neu entdeckt. Aristoteles ist hochaktuell, so ihr Fazit. Vor allem in einer Wirtschaftskultur, in der kurzfristiges, deduktives und theorielastiges Denken vorherrschen.

Im Mittelalter war Aristoteles „der Philosoph“. Später, irgendwann in der Neuzeit, geriet der Grieche, Lehrer Alexanders des Großen, dann aus der Mode. Dabei hat er nicht nur die Philosophie bis heute geprägt, sondern auch Managern von heute etwas zu sagen. Aristoteles unterscheidet in seiner „Nikomachischen Ethik“ zwischen phronesis, episteme und techne. Phronesis ist die auf Lebenserfahrung beruhende praktische Klugheit, episteme das universell gültige Wissen und techne das auf Geschick basierende technische Wissen. Manager brauchen alle drei, so die japanischen Wirtschaftswissenschaftler. Nonaka und Takeuchi kritisieren in ihrem Artikel „Der weise Manager“ im HARVARD BUSINESS MANAGER Wirtschaftsakteure, die auf kontextunabhängiges, explizites – also kodifizierbares, messbares und verallgemeinerbares – Wissen setzen und nur die eigenen Interessen oder die des eigenen Unternehmens im Blick haben. Der „weise Manager“, der phronesis, episteme und techne, besitzt, hingegen harmonisiert die Unternehmensziele mit denen der Gesellschaft, fragt sich, welche Auswirkungen Unternehmensentscheidungen auf die Gesellschaft haben, ob sie ihr nutzen oder schaden.

Ein „idealistischer Pragmatiker“
Der „weise Manager“ ist zugleich Philosoph, Meister seines Gewerbes, Idealist, Politiker, Schriftsteller und Lehrer. Er versteht den Kern eines Problems, entdeckt den Wald hinter den einzelnen Bäumen. Er kann einschätzen, was zu welchem Zeitpunkt notwendig ist. Er handelt zum Nutzen von Unternehmen und Gesellschaft. Er versteht es, andere Menschen zu motivieren. Er ist ein Meister der Erzählung und ein guter Rhetoriker, der Geschichten erzählen kann, Allegorien verwendet und Bilder entstehen lässt. Er lässt andere an seinem Wissen teilhaben. Kurzum: Als „idealistischer Pragmatiker“ erkennt er, was für das Gemeinwohl notwendig ist und handelt entsprechend. Auf keinen Fall gibt er sich damit zufrieden, auf der Basis empirischer Daten Situationen zu analysieren und deduktive Schlussfolgerungen zu ziehen. Er schreibt die Vergangenheit nicht fort, sondern gestaltet Zukunft.

Management als „freie Kunst“
Die Autoren geben zu, dass ihre Profilbeschreibung dem Manager viel abverlangt, betonen aber, dass in japanischen Unternehmen versucht wird, diesem Ideal nahe zu kommen. Außerdem benennen sie sechs Fähigkeiten, die ein weiser Manager besitzen sollte: Die Fähigkeit, Tugenden zu erkennen; zu wissen, worauf es ankommt; Zusammenhänge und Netzwerke zu schaffen; Erkenntnisse und Wissen zu vermitteln; politisch geschickt zu handeln und die Weisheit weiterzugeben. Diese Fähigkeiten lassen sich schulen: So kann das eigene Urteil über Tugenden geschult werden, indem man sich an Problemlösungen in der Vergangenheit erinnert, Erkenntnisse aus dem eigenen Leben niederschreibt und sie anderen mitteilt und nach Bestleistungen strebt. Oder als Praktizierender einer „freien Kunst“, eben des Managements, sich mit Geschichte, Philosophie, Literatur und bildender Kunst intensiv beschäftigt. Was das politisch geschickte Handeln betrifft, so hilft manchmal auch eine Degradierung weiter, andere Standpunkte und Emotionen zu verstehen. Manche Vorschläge der beiden Autoren lassen sich wohl nicht von dem japanischen Hintergrund wegdenken und bei ihrer Übertragung ist – wie dargelegt – auf den Kontext zu achten. Dass es aber bei Aristoteles, der die „goldene Mitte“ und das Maßhalten propagierte, einiges für Manager zu entdecken gibt, ist unstrittig

Zum Schmunzeln


Karikatur: Thomas Plaßmann

Der Newsletter wurde erstellt mit der redaktionellen Unterstützung von www.beziehungswerk.de.

nach oben