
NETZ UND TRENDS
Suchscheinwerfer für den Himmel

Skyscanner sucht flexibel Flüge weltweit. Die App vergleicht sekundenschnell über 1000 Fluggesellschaften und Millionen von Routen. Ein übersichtliches Balkendiagramm zeigt die günstigsten Hin- und Rückflugzeiten. Direkt bei der Fluggesellschaft oder über Reiseagenturen bucht man den gewählten Flug.
Die App ist einfach zu bedienen und findet die günstigsten Preise, egal wohin es geht. Über Filter lassen sich Abflugs-/Landezeit, Fluggesellschaft oder Preis selektieren. Die Flugdetails teilt man Freunden oder Familie per Klick über Email, Facebook oder Twitter mit. Die kostenlose Anwendung ist in 28 Sprachen und über 61 Währungen verfügbar.
Nützliche Bildschirmsperre
Lockscreen-Apps (Bildschirmsperren) gibt es einige auf dem Markt für die verschiedenen Betriebssysteme. Kalenderinfo, Wetterinfo, Denksportaufgaben etc. Die App „Contact lockscreen info“ ist ganz praktisch, wenn man auf einem Hintergrundbild nützliche Informationen geben möchte.
Beispielsweise wo ein Finder anrufen kann, wenn dieser ehrliche Mensch dem Besitzer das Handy zurückgeben möchte, welche Blutgruppe man hat oder wer bei einem Unfall verständigt werden soll. Es gibt ein paar wenige individuelle Anpassungswerkzeuge. Für den oben beschriebenen Einsatz sind diese allerdings ausreichend. Die App funktioniert kostenlos. Es werden allerdings 0,89 € fällig, wenn man ein eigenes Hintergrundbild laden möchte.
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Permanentes Selbstupgrade

Selbstoptimierungsliteratur erobert die Buchregale. Mancher Titel hilft, viele aber helfen vor allem den Verlagen und Autoren. Man bekommt fast den Eindruck, als delegierte sich die Verantwortung für sich selbst an den nächsten ...
Ratgeber. Frei nach dem Motto: Lass uns ordentlich völlen, der nächste Diät-Guru schreibt uns schon wieder schlank. Bereits in den 1970er Jahren fand die amerikanische Soziologin Micki McGee eine Erklärung für das rasante Wachstum der Selbstoptimierungsliteratur: Die Mittelschicht fühle sich von der wirtschaftlichen und kulturellen Instabilität bedroht und bringe in einer Art Krisenstimmung „lauter kleine imaginäre Selbstunternehmer“ hervor. „Millionen Amerikaner leben in dem Bewusstsein, sich permanent selber ‚upgraden’ zu müssen, um in einer immer mehr vom Wettbewerb geprägten Gesellschaft nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.“
Durch Tun das Wollen stärken Richtig ist: Man darf skeptisch sein, wenn einem der Erfolg im Job, die Beförderung zum Abteilungsleiter oder der Erfolg beim anderen Geschlecht – etwa durch gekonntes Flirten – versprochen wird. In zehn Schritten oder auf fünf Wegen zum Erfolg – so gut wie nie halten diese Titel, was sie versprechen. Doch Vorsicht, wenn das Wollen lächerlich gemacht wird, denn das Wollen lässt sich stärken – durch das Tun. Das ist keine Lehre amerikanischer Selbstoptimierungsgurus, die mit ihren Büchern Millionen Dollar scheffeln, sondern ist millionenfach erprobt worden – erfolgreich und ergibt sich zudem aus dem gesunden Menschenverstand.
Entschuldigung für den inneren Schweinehund Für das Ausschöpfen des eigenen Potentials braucht es eben auch die Tugenden Fleiß, Disziplin und Lernbereitschaft. Da mag das Studium von Tipp-Literatur kleine Hilfen geben, grundsätzlich jedoch sind manche Versprechen auf den Buchumschlägen schlichtweg Verkaufsargumente. Oder sollte man tatsächliche einem Titel vertrauen, der beispielsweise suggeriert: In fünf Schritten Bundeskanzler von Deutschland ...
Achtung Managerschelte
Die Sitten werden rauer. In Blogs, öffentlichen Foren und in sozialen Netzwerken wird abgelästert, was das Zeug hält. Eine Nichtigkeit, und ein Shitstorm bricht aus. Manche nutzen die Möglichkeiten des Internets auch, um den Arbeitgeber oder den Chef an den Pranger zu stellen. Dabei sind nicht nur rechtliche Folgen ...
zu bedenken. Da scheint die Sache vergleichsweise klar: Die Meinungsfreiheit gilt auch für Arbeitnehmer, sogar dann, wenn er sich öffentlich kritisch über seinen Arbeitgeber äußert. Eine Kündigung aus diesen Gründen ist also nicht rechtsgültig. Das ist anders, wenn der Betreffende unwahre Behauptungen aufstellt oder Ehrverletzendes schreibt. Es muss sich also niemand als „Arschloch“ oder wie in einem konkreten Fall als „Menschenschinder“ beschimpfen lassen. Auch das Ausplaudern von Firmengeheimnissen ist ein Kündigungs-grund. Unklarheit herrscht hingegen noch beim Whistleblowing, beim Veröffentlichen von Missständen in Unternehmen in sozialen Netzwerken. Während deutsche Gerichte hier sehr viel strenger urteilen und eher geneigt sind, Whistleblowing als Kündigungsgrund anzusehen, urteilt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mehr im Sinne der Whistleblower. Jedenfalls kassierte er das entsprechendes Urteil eines deutschen Gerichts ein.
„Der Feind in meinem Büro“ Doch unabhängig von der Rechtslage ist es Zeit, sich über diese Entwicklung Gedanken zu machen. Stefan Kühl, Soziologie-Professor an der Universität Bielefeld, verweist in diesem Zusammenhang auf die Fülle an Büchern, in denen Firmen und Chefs runtergeputzt werden – das Spektrum reicht vom „Arschloch-Faktor“ über „Das Chefhasser-Buch“ bis hin zum „Feind in meinem Büro“. Offensichtlich treffen die Autoren mit diesen Titeln den Nerv ihrer Leser. Egal, ob es sich also um die Bücher von Autoren oder um lästernde Postings in Blogs und sozialen Netzwerken handelt, den Managern in Unternehmen sollte es auf jeden Fall zu denken geben.
Drei entscheidende Faktoren Kühl kritisiert das „vereinfachte Bild von Organisationen“ und führt den Soziologen Niklas Luhmann an. Nach Luhmann prägen drei Dinge Entscheidungen in Unternehmen: Individuen mit ihrer Erziehung, Ausbildung und Sozialisierung, die gelebten Kommunikationskanäle und festgelegte Kriterien für richtiges und falsches Verhalten. Es hänge vom Unternehmen ab, welcher Faktor der dominierende sei. Entscheidungen hängen demnach, so folgert Stefan Kühl, keineswegs nur von den Köpfen im Unternehmen ab, wie es die entsprechende Literatur bzw. die öffentlichen Kritiker behaupten. Positiver beurteilt Kühl die Ventilfunktion der „Führungskräftebeschimpfung“, doch ein Gespräch mit Freunden hilft für ihn weiter als die Lektüre eines Chefhasser-Buchs.
Abschied von der Managerbeschimpfung Auf jeden Fall ist die Führungskräftebeschimpfung ein Zeichen dafür, dass mit der Kultur in vielen deutschen Unternehmen etwas nicht stimmt. Das betrifft vielleicht weniger die Köpfe, auch wenn es manche Fehlbesetzungen gibt, und auch weniger die Kriterien für richtiges und falsches Verhalten als vielmehr die „gelebten Kommunikationskanäle“. Wenn hier Veränderungen in die richtige Richtung erfolgen, werden sich die Führungskräftebeschimpfer von heute anderen, lukrativeren Themen zuwenden.
BÜCHER UND ARTIKEL
Der besondere Stinkefinger

Kraftausdrücke und Flüche gibt es in allen Sprachen. Das Deutsche jedoch scheint einzigartig. Martin Gaugers kleine Linguistik der vulgären Sprache führt zu der Erkenntnis, dass man im Deutschen anders beleidigt als in anderen Sprachen. Sagen wir es mal so: während ganz Europa fröhlich kopuliert, sitzen die Deutschen auf dem Klo, ...
wobei der Vergleich sich nicht nur schräg liest, sondern auch nicht so ganz stimmt. In den deutschen Beleidigungen finden sich auffällig viele Ausdrücke, die sich auf den Fäkalbereich beziehen. In den romanischen Sprachen, aber auch im Englischen über das Niederländische bis hin zum Altägyptischen bedient man sich mit großem Erfindungsreichtum sexueller Anspielungen. Wieviele, davon bekommt man eine Ahnung, wenn man den Beispielen, Vergleichen und ursprünglichen Wortbedeutungen folgt, die Gauger mühelos auch aus den romanischen Sprachen herleitet. Es macht Spass, dieser wissenschaftlichen Untersuchung der Verbalinjurien zu folgen. Der sprichwörtliche Aha-Effekt stellt sich bei so manchem Querverweis ein. Der ein oder andere kleine Provokateur mag in durchaus gesetzter Gesellschaft mit dem Begriff „Ficken“ jonglieren, in dem er auf die etymologische Herkunft verweist. Im Mittelalter stand dieser Ausdruck vornehmlich bei Handwerkern für schnelles Hin- und Herreiben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Leider oder vielleicht auch glücklicherweise lässt sich Gauger nicht darauf ein, den deutschen Sonderweg psychologisch zu ergründen. „Man muss nicht unbedingt bewerten. Die Sprachwissenschaft tut dies prinzipiell nicht ... sie beschreibt und sie erklärt.“ Na ja, und gelinde gesagt, nur auf dem Klo sitzend wird man wahrscheinlich nicht das bevölkerungsreichste Land in Europa.
Hans-Martin Gauger, Das Feuchte & das Schmutzige, Kleine Linguistik der vulgären Sprache. C.H. Beck Verlag, 283 S., 16,95 €.
Monster, Massaker und Death Dating

Raubtieralgorithmen und die Welt allein unter Nutzenaspekten zeigen eine Entwicklung, die den Kapitalismus zunehmend in Frage stellt. Jetzt hat sich Frank Schirrmacher, Feuilletonist und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in die Phalanx der Kapitalismuskritiker eingereiht …
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist gemeinhin nicht als linkes Blatt bekannt. Wenn also der Cheffeuilletonist und Mitherausgeber Frank Schirrmacher ein kapitalismuskritisches Buch herausgibt, lässt das aufhorchen. „Ego. Das Spiel des Lebens“ heißt Schirrmachers jüngstes Buch, in dem es nicht um die Verflechtungen des Kapitals, nicht um die Instrumente der modernen Finanzindustrie, sondern um die Auswirkungen des Informationskapitalismus genannten Systems auf den Menschen geht.
Auf dem Weg zum „homo oeconomicus“ Die These: Die in der Zeit des Kalten Krieges von den Amerikanern entwickelte Spieltheorie – eine Theorie, in der es nur Gewinner und Verlierer geben kann – sei nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auf das Wirtschaftsleben übertragen worden. Zum Beispiel in Form von Finanzalgorithmen, die Aktiengeschäfte tarnen, „um heranpreschende Raubtieralgorithmen in die Irre zu führen“ oder um als „Raubtieralgorithmen andere ökonomische Agenten in Lichtgeschwindigkeit mit falschen Informationen zu füttern“. Als ob dies alleine nicht schon schlimm genug wäre, betont Schirrmacher, dass sich das Denken derjenigen verändere, die mit diesem Denken in Berührung kommen. Der Mensch, so Schirrmacher, wandelt sich vom denkenden, (mit)fühlenden Wesen zum „homo oeconomicus“, der nur noch auf seinen Nutzen bedacht ist und alles, auch Freundschaft, Liebe oder Loyalität, unter dem Nutzenaspekt betrachtet.
Vom Death Dating zu Dracula „Die Optimierung des Spiels“ lautet der erste Teil seines Buches, in dem Schirrmacher die historischen Entwicklungen bis in die Gegenwart beleuchtet, die „Optimierung des Menschen“ lautet folgerichtig der zweite Teil. Die Überschriften der Unterkapitel sind allesamt kurz und lösen meistens Unbehagen beim Leser aus, wie etwa die Überschriften „Monster“, „Massaker“ oder „Death Dating“. Überhaupt haben es die Monster Schirrmacher angetan, und so verweist er nicht nur auf den Satz des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler von den „Monsterfinanzmärkten“, sondern auch auf Mary Shelleys Frankenstein und Bram Stokers Dracula. Der Stil ist durchweg „feuilletonistisch“, wirkt manchmal manieriert. Bei aller Belesenheit und Brillanz des Autors fragt sich der Leser, ob nicht doch manche Folgerungen Schirrmachers etwas zu weit hergeholt sind – etwa dann, wenn er von einer Verschmelzung von neoklassischer Ökonomie, Darwinismus und Computertechnologie zu einer neuen Supertheorie spricht.
Dennoch bietet das Buch viele Anregungen „über den Tellerrand hinaus“ und passt durchaus ins Bücherregal eines an Politik und Wirtschaft Interessierten.
Frank Schirrmacher, Ego. Das Spiel des Lebens. Karl Blessing Verlag, 352 Seiten, 19,99 €
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Die Kunst des Teilens
Shareconomy lautete das Leitthema der CeBIT 2013. Handelt es sich um einen neuen Marketingbegriff, um alten Wein in neue Schläuche zu füllen? Oder um einen wirklichen gesellschaftlichen Trend, der Strategie und Handeln von Unternehmen ...
beeinflussen wird? Viel spricht dafür, dass es sich um einen längerfristigen gesellschaftlichen Trend handelt, der alle wirtschaftlichen Akteure vor neue Herausforderungen stellt. Die Ressourcen werden immer knapper, was die Stromverbraucher und Autofahrer in Form von stetig steigenden Energiepreisen zu spüren bekommen. Gleichzeitig wandelt sich das Bewusstsein der Verbraucher, denen, wie die Süddeutsche Zeitung es formuliert, Unabhängigkeit wichtiger wird als Besitz.
Leihen statt Besitzen Das betrifft vor allem die jüngeren und besser ausgebildeten Teile der Bevölkerung, also jene, die für die Unternehmen als Zielgruppe besonders interessant sind. Warum sich ein Auto kaufen, wenn man sich ein Auto leihen kann, wenn man es braucht? Warum sich Kinderspielzeug kaufen, um es dann zu entsorgen oder zu verschenken, wenn die eigenen Kinder es nicht mehr benutzen? Warum sich das Spielzeug nicht leihen bzw. es verleihen und damit Geld sparen bzw. Geld verdienen. Kein Wunder, dass die Tauschbörsen im Internet blühen und gute Geschäfte machen.
Reparieren ist angesagt Für die Unternehmen bedeutet dieser Trend, wie die meisten Trends, Risiko und Chance zugleich. Ein Risiko bedeutet der Trend vor allem für die Hersteller und Dienstleister, die diesen Trend ignorieren oder ihn einfach verschlafen. Death Dating, das Einprogrammieren von Todesterminen, zum Beispiel wird sich im Zeitalter des Teilens von Informationen nicht mehr auszahlen. Herkömmliches Branding, herkömmliche Herstellungs- und Vertriebswege müssen überdacht werden. Hersteller von Outdoor-Produkten, die eine besonders konsumkritische Klientel bedienen, haben auf den Trend bereits reagiert und bieten an, ausgetretenes Schuhwerk zu reparieren statt die Verbraucher zum Neukauf zu „zwingen“. Eine schlaue Strategie, mit der man die Nutzer vielleicht längerfristig bewegen kann, die Marke zu wechseln.
Auf die Datenflut reagieren Verändern wird sich nicht nur das Verhältnis unter den Konsumenten bzw. zwischen Konsumenten und Unternehmen, sondern auch die Arbeitsweise in den Unternehmen. Was früher als „Collaboration“ bekannt war, nimmt nun immer konkretere Formen an. Es geht dabei nicht nur um Prozesse entlang der Lieferkette, der „supply chain“, es geht darum, Informationen „intelligent“ zu nutzen, um die Bedürfnisse der Kunden zu ermitteln. Die shareconomy zwingt Hersteller und Händler zur Zusammenarbeit, und diese wird nicht einseitig gesteuert, sondern muss, um erfolgreich zu sein, „auf Augenhöhe“ funktionieren. Die Datenflut wird auch Entscheidungswege und Entscheidungen verändern, möglicherweise zu einer stärkeren Dezentralisierung der Entscheidungen führen. All das hat Auswirkungen auf die Unternehmensstrukturen, muss also durch Change-Management-Prozesse begleitet werden, um längerfristig tragfähig zu sein.
Mit der Zeit gehen Nicht nur die Kunst des Teilens will gelernt sein, sondern auch die Kunst, mit diesem neuen Trend umzugehen. Denn trotz allem Teilen wollen Firmen immer noch Geld verdienen. Oder um ein altes Sprichwort zu bemühen: Wer als Unternehmen nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Coworking, gern auch mit Flurfunk
Coworking heißt das neue Zauberwort. Das bedeutet flexibler Arbeit von zuhause, kombiniert mit Nestwärme im Kollegenkreis. Einige Unternehmen zeigen, wie es geht …
Drei Wellen haben die Arbeitswelt verändert: Am Anfang stand die moderne Computertechnik, die das Freiberuflertum ungemein beförderte. Firmen nutzten jetzt verstärkt die Möglichkeit, sich vor allem in Spitzenzeiten von Freiberuflern unterstützen zu lassen. PCs und E-Mails garantierten eine meistens reibungslose Kommunikation. Im zweiten Schritt lagerten die Unternehmen auch Arbeitsplätze fest angestellter Mitarbeiter nach außen. Diese konnten im Prinzip von überall aus ihre Aufgaben erledigen, obwohl, wie auch bei den meisten Freiberuflern, die geographische Nähe zum Unternehmen erhalten blieb. Der Mitarbeiter hatte mehr Freiheit und mehr Freiraum. Das Unternehmen konnte Kosten senken und den Betrieb auch in Krisenzeiten aufrechterhalten. Hier spielten die Erfahrungen der Anschläge von „Nine-Eleven“ eine wichtige Rolle.
Bald 1,3 Milliarden virtuell Arbeitende Das Coworking leitet die nächste Phase ein: Immer mehr virtuell arbeitender Beschäftigter – die Zahl soll bis 2015 auf 1,3 Milliarden Menschen steigen – spüren die Nachteile der Auslagerungen, vor allem die Isolation. Es fehlt die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Mitarbeitern, der „Funkflur“, der vom Privattratsch zu unterscheiden ist und eine wichtige Funktion im Unternehmen erfüllt, die soziale Kontrolle. Dort, wo die Unternehmen versuchen, die Mitarbeiter in ihren Home-Offices zu kontrollieren – etwa durch „Leistungsmessungen“ oder Software, die die Tastenschläge kontrolliert – führt es dazu, dass sich die Betroffenen eher gegängelt fühlen. Deshalb Coworking: Die Mitarbeiter sind weiterhin flexibel, können aber auch Infrastrukturen des Unternehmens nutzen und im Kontakt mit anderen Beschäftigten bleiben.
Die „dritte Welle“ Beispiel: Das GRid70 im amerikanischen Bundesstaat Michigan: In dem 2.600 Quadratmeter großen Gebäude sind vier Firmen untergebracht; rund 900 Quadratmeter Fläche stehen allen vier Firmen zur Verfügung. Gedacht sind sie für jene Mitarbeiter, die von zuhause aus arbeiten, aber den Austausch mit Kollegen nicht missen möchten. Das sprunghafte Wachstum von 250 Prozent – mittlerweile gibt es weltweit rund 2000 Coworking-Zentren – zeigt, dass das Coworking immer wichtiger wird. Die Publizistinnen Tammy Johns und Lynda Gratton schreiben: „Eines der Hauptziele der neuen Technologien für diese dritte Welle besteht darin, Arbeitnehmern das Gefühl eines gemeinsamen, geteilten Umfelds zu geben. Virtuelle Plattformen reichen dafür nicht aus. Wie wir sehen werden, investieren Organisationen ebenso wie ihre Mitarbeiter wieder in die Rückkehr zu gemeinsamen Arbeitsorten in der realen Welt.“
Hin zum „Talent-Cluster“ Moderne Technologie, Funktion, Komfort, der Austausch mit anderen Mitarbeitern – die Coworking-Zentren bieten viele Vorteile. Immer öfter nutzen auch Freiberufler die Möglichkeiten des Coworking. Manche Zentren nehmen bestimmte Berufsgruppen in den Fokus, wie Johns und Gratton schreiben. Dabei geht es laut den Autorinnen nicht nur um Software-Entwickler oder Kreative, sondern auch um Techniker, die so genannten „Makers“, die gegen eine Gebühr in Werkstätten arbeiten können. Ihr Vorteil: Sie nutzen Infrastrukturen, die sie sich nicht leisten könnten und haben die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und vielleicht sogar gemeinsam neue Produkte zu entwickeln. Was als Rückkehr zu den Gilden des Mittelalters erscheint, ist in Wirklichkeit eine Art Talent-Cluster.
Zum Schmunzeln

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