NETZ UND TRENDS

Je leichter der Schlaf, desto leichter das Wecken

Die kostenlose App „Smart Alarm Clock“ versucht mit Hilfe des Bewegungssensors die Leichtschlafphase zu nutzen, um damit ihren Anwender sanft aus dem Schlaf zu holen. Der versprochene Vorteil ist, dass man ausgeschlafen und ausgeruht in den Tag starten kann.

Das Android oder iPhone muss mit auf die Matratze gelegt werden. Je näher am Schläfer, desto besser. Für den Strahlungsängstlichen bietet Smart Alarm Clock eine Funktion, die alle Drahtlosverbindungen ausstellt, sobald das Schlaf-Tracking begonnen wird.

Zeitfenster für den Alarm

Stellt man den Wecker, kann in den Einstellungen unter "Alarm time range window" das Zeitfenster bestimmt werden, in dem der Wecker aktiv werden soll. Die empfohlene Einstellung hierfür liegt bei 30 Minuten, da sich die Leicht- und Tiefschlafphasen in den letzten Schlafstunden immer häufiger abwechseln und erstere eine starke Zunahme verzeichnen. Im 30-minütigen Zeitfenster wacht man bestenfalls einige Minuten vor dem Weckzeitpunkt auf. Im schlechtesten Fall eine halbe Stunde davor.

Bewegungstracking & Historie

Die Bewegungs- und Schlafzyklen dokumentiert Smart Alarm Clock ebenfalls. Man kann abrufen, zu welcher Uhrzeit welche Bewegungen das Gerät wahrgenommen hat. Es lassen sich hierdurch die unterschiedlichen Schlafphasen ableiten. Damit auch der Tiefschlaf nicht gestört wird, lassen sich Klingeltöne für Anrufe, Emails oder Nachrichten für die Nachtruhe deaktivieren. In der Android-Version ist diese Anwendung auf deutsch erhältlich, als iPhone App derzeit nur in der englischen Version ladbar.

Schnell mal ruzzlen

Ruzzle ist ein schnelles Wörterspiel, bei dem man innerhalb von zwei Minuten so viel wie möglich Wörter finden muss. Man kann für sich allein üben (Premium Version für 2,69€) aber auch auf Social-Media Plattformen Freunde herausfordern oder sich per Zufall einen Gegner zuweisen lassen. Bei der kostenlosen Variante gibt es allerdings einige Kritiker, denen zu viele Werbebanner oder Vorschläge wegzuklicken sind und daher den Nerv-Faktor höher als den Spass-Faktor setzen.

Auf dem Spielbrett sind die Wörter zu markieren, indem man mit dem Finger über den Bildschirm streicht. Solange die Buchstaben miteinander verbunden sind, können Wörter gebildet werden. Eine Partie besteht aus drei Runden. Der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt. Ruzzle kann in den folgenden Sprachen gespielt werden: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Dänisch, Norwegisch, Niederländisch, Schwedisch, Brasilianischem Portugiesisch

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Muskeln im Hirn

Bereits die alten Römer wussten es: Ein gesunder Geist ist in einem gesunden Körper („Mens sana in corpore sano“). Jetzt hat die Hirnforschung den Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Fitness bestätigt: Wer geistig bis ins hohe Alter fit bleiben will, sollte Sport treiben, Sprachen lernen, Tanzkurse besuchen oder Musikinstrumente spielen. Weniger nützlich ist das „Gehirnjogging“.

Ratgeber. Frei nach dem Motto: Lass uns ordentlich völlen, der nächste Diät-Guru schreibt uns schon wieder schlank. BerJedenfalls wenn es nach dem Neurowissenschaftler Lutz Jäncke geht. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung äußert sich der Wissenschaftler und Preisträger des „Credit Suisse Award for Best Teaching“ skeptisch über die Auswirkungen des Gehirnjoggings. Bei Patienten mit Hirnstörungen – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – kann Hirnjogging zwar den Motor wieder in Gang bringen und auch die Gedächtnisleistung lässt sich steigern, nicht aber die Intelligenz oder andere Hirnleistungen.

Besser ein Musikinstrument lernen
Jäncke unterscheidet zwischen nahen und fernen Transfereffekten. Die Idee dahinter: Jede geistige Anstrengung hat im Prinzip Auswirkungen auf unser Gehirn, verändert dieses und verbessert auch andere Fähigkeiten. Beim beliebten Hirnjogging ergeben sich laut Jäncke kaum ferne Transfereffekte; das heißt, man verbessert im Prinzip nur das, was man übt. Anders sieht es aus, wenn man etwa ein Musikinstrument spielen lernt oder eine Fremd-sprache lernt. Der Neurologe empfiehlt denn auch u. a. komplizierte Kreuzworträtsel zu Lösen oder schwierige Sachbücher zu lesen. „Die Zeit für Hirnjogging am Computer kann man sich sparen“, so Jäncke.

Leichtes Joggen statt Marathonlauf
Überhaupt: Da der Mensch ein soziales Wesen ist, sind Herausforderungen im geselligen Beisammensein – zum Beispiel in Form von Strategiespielen – nützlicher als das einsame Vor-sich-hin-Tüfteln. Außerdem ist das Neue besser als das Altbekannte: Für einen Wissenschaftler ist die Lektüre eines schwierigen Sachbuchs keine Herausforderung, das Lesen des Buches auf dem Kopf hingegen schon. Regelmäßiger Sport trägt auch zur Verbesserung der Hirnleistung bei – hier ist, wie bei allem, das rechte Maß das Maß aller Dinge: Ein zügiger Waldspaziergang oder ein leichtes Joggen („Nordic Walking“) ist besser als ein Marathonlauf. Vor allem sollte man darauf achten, das Hirn zwar zu fordern, aber nicht dauerhaft zu überlasten. Ständige Überlastung reduziert die Leistungsfähigkeit – dies haben Forschungen bei Berufsgruppen ergeben, die sich permanent konzentrieren müssen wie Fluglotsen oder Lehrer.

Tschüss E-Mail

Die E-Mail ist zur Last geworden – jedenfalls für die Beschäftigten in Unternehmen. Eine Studie der Universität Saarbrücken zeigt auf, dass Mitarbeiter ohne Störungen durch E-Mails und Telefon konzentrierter und besser arbeiten. Beim französischen IT-Dienstleister Atos setzt man sogar auf die Abschaffung der E-Mail.

27 Manager hatten für die Studie der Saarbrücker Hochschule zwei Wochen lang auf E-Mails und Telefon verzichtet und Tagebuch geführt. Bereits eine Stunde ohne Störungen machte die Arbeit der Manager deutlich effektiver. Allerdings, so die Beteiligten, erfordert der Verzicht viel Selbstdisziplin und „die Unterstützung der Vorgesetzten“. Beim IT-Dienstleister Atos hat man sich bereits 2011 das ehrgeizige Ziel gesetzt, die E-Mail-Flut nicht nur zu begrenzen, sondern die E-Mails in der internen Kommunikation ganz abzuschaffen. 2011 hatte der Vorstandsvorsitzende Thierry Breton den Verzicht auf den Kommunikationsklassiker bis 2013 angekündigt. Bis zu 20 Stunden verbrächten Manager pro Woche mit dem Lesen und Beantworten von E-Mails, erklärte Breton damals zur Begründung.

Nur 10 Prozent der E-Mails nützlich
Die Betroffenen sehen es ähnlich. Bei einer internen Atos-Mitarbeiterbefragung gaben fast 80 Prozent der Befragten an, sie würden zu viel Zeit für die E-Mails brauchen, über 70 Prozent klagten über zu viele E-Mails und knapp 70 Prozent sagten, sie würden die Zeit für die E-Mail-Bearbeitung lieber in andere Aktivitäten stecken. Bei einer durchschnittlichen E-Mail-Anzahl von täglich 200 Mails pro Beschäftigten, davon rund 18 Prozent Spams, (Angaben 2010) verwundern diese Zahlen nicht. Für Atos stellt sich außerdem die Frage, wo und wie sich die Manager informieren. Auch dabei schneiden klassische E-Mails im Vergleich zu „Collaboration“-Anwendungen und sozialen Netzwerken schlecht ab: Nur 10 Prozent der täglich eingehenden E-Mails werden von den Mitarbeitern als nützlich empfunden.

30 Prozent E-Mail-Rückgang durch „Awareness“
Bei Atos hält man an dem Zeitplan fest, teilt der Atos-Deutschland-Sprecher Stefan Pieper dem Blog Golem.De mit. Auch Wilfried Holz, Geschäftsführer Atos Deutschland, sieht das Unternehmen auf einem guten Weg. Die neue Kommunikations- und Collaborationkultur habe Referenzcharakter, so Holz gegenüber der Computerwoche. Zuerst mussten die Mitarbeiter lernen, ihr E-Mail-Verhalten umzustellen und sich vor dem Versenden einer E-Mail zu überlegen, wer wirklich in die Adresszeile gehört. Allein das „Awareness“-Training hat laut Holz die E-Mail-Flut um 30 Prozent reduziert. Danach wurde die interne Kommunikation auf Community-Anwendungen umgestellt, die sowohl die Linienstruktur als auch neue übergreifende Teamstrukturen abdecken. „Ende 2013 schreiben wir keine E-Mail mehr“, gibt sich Holz optimistisch. Für Vorgesetzte eine gute Nachricht: Sie können sich damit mehr um ihre Leute kümmern – und „das ist auch so gewollt“, betont Stefan Pieper.

BÜCHER UND ARTIKEL

Macht mordet Mitleid

“Wenn sich das Leben an Six-Sigma Regeln gehalten hätte, wären wir wahrscheinlich im Schleim-Stadium steckengeblieben”, ist so einer von Gary Hamels begründeten Schlussfolgerungen. Man muss sie nicht teilen, lustige Querschläge sind sie allemal. Für ihn sind Wandel, Wettbewerb und …

Innovation Bausteine seiner Philosophie des Erfolges. Seine Füllstoffe sind Mitleid, Moral und Verantwortung. Auch wenn er in sehr amerikanischer Weise Schablonen fertigt, so kann man ihm nicht absprechen, dass er den Finger dahindrückt, wo es dem arrivierten Management vielleicht sogar weh tut. Bei seiner Erklärung zum Mitleid von erfolgreichen Managern gibt es schon den Aha-Effekt, warum als probates Mittel zur Geschäftskonsolidierung die Massenentlassungen immer wieder als ultima ratio zu lesen sind (für diese Idee muss man meiner Ansicht nach nicht unbedingt Betriebswirtschaft studiert haben). „Sobald wir eine Machtposition erreichen, schirmt sie uns von den menschlichen Folgen unserer Handlungen ab.“ Nur, was tun, um den Erfolg wieder herbeizuführen? Für Hamel kommt der Innovationsfähigkeit eine tragende Bedeutung zu. „Die Innovation in etablierten Unternehmen wird nicht durch einen Mangel an Ressourcen oder menschlicher Kreativität begrenzt, sondern durch das Fehlen von Prozessen, die sie fördern würden.“ Am Beispiel Whirlpool belegt er, dass sich diese Prozessualisierung zur Innovation in Erfolg auszahlt, auch für hundert Jahre alte Produktionsunternehmen.

Auch die Moral scheint mehr und mehr für die unternehmerischen Entscheidungen an Bedeutung zu gewinnen. Kinderarbeit und -ausbeutung bei der Herstellung von Schuhen oder Selbstmorde in Produktionsbetrieben für High Tech Produkte werden vom Konsumenten zunehmend abgestraft. „Verbraucher fordern heute sozial verantwortlich hergestellte Produkte, die einen Sinn für den verantwortlichen Umgang mit der Umwelt ebenso demonstrieren wie die Leidenschaft dafür, ein Signal zu setzen.“ Verantwortlichkeit ist hier wie im betrieblichen Ablauf das Schmiermittel, das den reibungslosen und damit erfolgreichen Ablauf ermöglicht. Dies betrifft nach Hamel nicht nur Entscheidungsfreiheiten, sondern auch budgetäre Spielräume. „Dies bedeutet unter anderem, dass die Mitarbeiter sich auch selbst die Hilfsmittel, Werkzeuge und die Ausrüstung besorgen müssen, die sie für ihre Arbeit brauchen.“ Die flache Hierarchie sorgt für die Beweglichkeit, die die Unternehmen in Zeiten des Wandels und Wettbewerbs brauchen. Und eben auch die „Schwarmintelligenz“, die im Zusammenspiel das Innovationspotential ausschöpft, um weiter den Erfolg zu erzielen. Darin unterscheidet sich Hamel nicht von den Thesen anderer Management-Gurus. Er schreibt es nur witziger.

Gary Hamel, Worauf es jetzt ankommt
Wiley Verlag, 298 Seiten, 29,90 €.

Tier an der Kette

Die Macht verschleißt die Machtlosen, stellte der italienische Politiker Giulio Andreotti einmal fest. Jetzt hat sich erstmals der britische Psychologe und Publizist Ian Robertson mit der Frage auseinandergesetzt, wie Macht Gehirn und Denken der Mächtigen verändert.

Auf über 300 Seiten beschreibt Robertson in seinem Buch „Macht. Wie Erfolge uns verändern“, was die Macht mit uns macht, wenn wir sie besitzen – oder wenn wir ihr ausgesetzt sind. Macht, so der Schotte, einer der führenden Fachleute auf dem Gebiet der Gehirnrehabilitation, verändert unser Denken und Handeln, macht uns schneller, konzentrierter und klüger, gleichzeitig aber aggressiver und anfälliger für Fehlurteile. Testosteron- und Dopaminspiegel steigen in den Hirnen der Mächtigen an, blasen das Ego auf und lassen Empathie und Gerechtigkeitsempfinden verschwinden. Macht wirkt wie eine Droge, so Robertson. Gelegentlich fühlt sich der Leser an Gollum erinnert, jene erbärmliche Kreatur im „Herrn der Ringe“, deren Persönlichkeit von der Besessenheit nach dem Ring zerstört worden war. Doch auch das Gefühl von Machtlosigkeit hat fatale Wirkung: Es senkt Tatendrang, Selbstbewusstsein und geistige Leistungskraft.

Als Sieger geboren?
Werden wir als Sieger geboren, was geschieht im Gehirn der Mächtigen, was in den Hirnen der Machtlosen, reagieren Frauen anders auf Macht als Männer, reagieren die Mächtigen in den „kollektivistischen“ Kulturen Ostasiens anders als im „individualistischen“ Westen, wie rechtfertigt der Schulhoftyrann seine Aggressionen und was macht einen Gewinner aus? Diese und andere Fragen beantwortet Robertson stets unterhaltsam und verständlich, aber mit Tiefgang. Das gespannte Verhältnis zwischen dem extrem machtbewussten Tony Blair und dem weniger machtbewussten Bill Clinton kommt ebenso zur Sprache wie die Exzesse der Finanztrader in New York und London, die zahlreiche Nachkommenschaft von Dschinghis Khans, die amourösen Verstrickungen Silvio Berlusconis oder das „exzentrische“ Verhalten des CEOs der Royal Bank of Scotland, der sich um die Kekse in seinem Unternehmen sorgte, während sein Unternehmen in die Pleite schlitterte.

Pflichtlektüre für Manager
Für Manager sollte das Buch Robertsons Pflichtlektüre sein, denn die Machtausübung will gelernt sein. Gewinner, so schließt Robertson, denken, sie haben das Leben im Griff, aber wahre (!) Gewinner wissen auch, dass das Ego ein „gefährliches Tier“ ist, zu dem man Abstand halten muss. Falsche Machtausübung, so kann man als Fazit festhalten, verschleißt eben beide – die Mächtigen und die Machtlosen.

Ian Robertson, Macht – Wie Erfolge uns verändern
Deutscher Taschenbuch Verlag, 336 Seiten, 19,90 €

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Anzeige war gestern, App ist heute

Mobilität ist Trumpf, sagen sich viele Marketingfachleute und setzen auf mobile Anzeigen. Doch die Reaktion der Smartphone-Nutzer ist eine andere: Viele ignorieren die Anzeigen, andere lehnen sie sogar ab. Viel besser für das Marketing als mobile Anzeigen sind Apps, meint Sunil Gupta, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Harvard Business School.

Vier von fünf Smarthphone-Nutzer geben in Umfragen an, dass sie keine mobilen Anzeigen mögen. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Anzeigen bieten selten einen Nutzwert, sie erscheinen (anders als Printanzeigen oder Anzeigen auf Desktops) an unerwarteten Stellen, sie stören die Privacy der Nutzer und werden als aufdringlich empfunden. Für die Werbetreibenden sind sie zudem von geringer Aussagekraft, denn nicht selten vertippen sich die Nutzer auf den schmalen Geräten. Damit kann das Marketing die Clickraten auf den Anzeigen nicht korrekt erfassen. Eigentlich Grund genug, die mobilen Nutzer anders anzusprechen als mit mobilen Anzeigen.

Umsatzplus von 130 Prozent
Doch viele Werbetreibende setzen immer noch auf die alte Methode. Für Sunil Gupta liegt das daran, dass sich die Werbeindustrie bei den Mobilgeräten immer noch in der Experimentierphase befindet. Der BWL- und Marketingprofessor sieht die Zukunft in den Apps. Doch nicht jede App führt zum Erfolg. Apps, so Gupta, müssen für Bequemlichkeit sorgen, einen einzigartigen Wert anbieten, soziale Vorteile schaffen, Anreize geben und unterhaltsam sein. Bequemlichkeit alleine reicht nicht, denn immer mehr Firmen setzen Apps ein, mit denen man einchecken, die neuesten Fußballergebnisse abfragen oder den Kontostand überprüfen kann. Origineller ist da die App eines britischen Einzelhändlers in Südkorea, der einen mobilen Lieferdienst für Lebensmittel bietet. Über Fotos mit QR-Codes in U-Bahnen und an Bushaltestellen kann der Kunde seine Bestellungen aufgeben. Für das Unternehmen ein Bombengeschäft mit einem Umsatzplus von 130 Prozent.

Zauberwort „Social Gifting“
Bei den sozialen Netzwerken hat das „Social Gifting“ Zukunftspotenzial, während Anzeigen auch hier von den Nutzern als Störung in der Kommunikation empfunden werden. Wer seinen Freunden aber Präsente – in Form von Geschenkgutscheinen – schickt, kann punkten. Inzwischen entdecken immer mehr Hersteller die Vorteile des Social Gifting. Anreize geben kann unter Umständen eine kostspielige Sache sein, wenn man es wie Coca Cola mit seiner Werbeaktion in Brasilien macht: Der Getränkeproduzent stellte an zentralen Orten rote Maschinen mit Coce-Zeichen, an denen sich die Smartphone-Nutzer über eine Coce-App kostenloses Datenvolumen herunterladen können. Wer es billiger haben will, entwickelt eine mobile Spiel-App, wie es etwa Red Bull mit dem Red Bull X Fighter getan hat. Oder lässt eine Spiele-App entwickeln. Eine von einem Informatiker entwickelte App ist allemal kostengünstiger als die Anzeige einer Werbeagentur. Kosten, Nutzen, Kundenbindung – der Weg zur App ist jedenfalls vorläufig ohne Alternative.

Schluss mit dem Bauchgefühl

Erfahrung ist alles. Keineswegs, so die Professoren und Projektmanagement-Experten Kishore Sengupta, Luke N. van Wassenhove und Tarek K. Abdel-Hamid im Harvard Business Manager. Erfahrene Manager, so die Autoren, machen nicht weniger Fehler in Software-Projekten als Anfänger. Dies sollten Unternehmen bei ihren Planungen berücksichtigen …

Projektmanager lernen nicht oder kaum aus vergangenen Projekten, sondern machen immer wieder dieselben Fehler, lautet das nüchterne Fazit der Experten. Was daran liegt, dass zwischen Ursache und Wirkung oft ein zu großer zeitlicher Abstand liegt, dass Einschätzungen zu Projektbeginn die weiteren Entscheidungen beeinflussen – Fehleinschätzungen wirken sich also mehrfach aus –, und sich Manager darauf konzentrieren, formale Ziele zu erreichen, auch wenn dies dem Gesamtergebnis abträglich ist. Letzteres hängt mit der Firmenkultur und den Karrierechancen zusammen.

“Der Weg in die Katastrophe”?
Lernen aus der Vergangenheit funktioniert also nur in einfachen Situationen, nicht in komplexen. Bedauerlich nur, dass Projekte meist komplexe Gebilde sind mit mengen- und qualitätsmäßigen Vorgaben, die sich im Laufe des Projekts auch noch ändern können. Die Folge sind nicht selten gescheiterte Projekte, die den Zeit- oder Kostenrahmen sprengen und die Qualitätsvorgaben (Zahl der Softwarefehler) Makulatur werden lassen. Im schlimmsten Fall kommen alle Faktoren zusammen. Hier setzt dann das Fingerpointing ein: Die – keinesfalls dummen – Projektleiter suchen die Schuld etwa bei den Forderungen der Finanzabteilungen oder den Versprechen der Vertriebler, aber nicht bei sich selbst. Für Sengupta, van Wassenhove und Abdel-Hamid der „sichere Weg in die Katastrophe“.

Abhilfe leicht gemacht
Was aber können die Firmen tun, um die Fehlerzahl ihrer Manager zu begrenzen? Die gute Nachricht lautet: Es gibt Abhilfe, wenn auch kein Allheilmittel. Instrument 1: Kognitives statt ergebnisbasiertes Feedback. Das kognitive Feedback gibt Aufschluss über den Zusammenhang zwischen den Entscheidungsfaktoren. Manager, die ein kognitives Feedback erhalten, haben einen besseren Überblick über das Projekt. Instrument 2: Modellbasierte Entscheidung anstelle von Bauchgefühl. Dazu gehören auch Prognosewerkzeuge, die die spezifischen Gegebenheiten des Projekts (Branche, Örtlichkeiten, Fähigkeiten der Mitarbeiter) berücksichtigen. Die Autoren warnen davor, sich einfach an „best practice“-Beispielen anderer Manager zu orientieren. Instrument 3: Verhaltensziele statt mengenmäßiger Vorgaben. Solche Verhaltensziele können bspw. sein, die Mitarbeiterfluktuation gering zu halten – was bedeutet, die Projektbeteiligten vor Termindruck zu schützen. Instrument 4: Projektsimulationen. Die Simulatoren können allmählich komplexere Umgebungen schaffen, so dass den Managern der Zusammenhang zwischen den Entscheidungsfaktoren immer bewusster wird. Schließlich empfehlen die Professoren, die Finanzmittel für Schulungen nicht auf die Anfänger, sondern auf die „Fortgeschrittenen“ in den höheren Positionen zu konzentrieren. Denn gerade die haben es besonders nötig.

Zum Schmunzeln

Karikatur: Thomas Plaßmann

Der Newsletter wurde erstellt mit der redaktionellen Unterstützung von www.beziehungswerk.de.

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