NETZ UND TRENDS

Datenvolumen unter Kontrolle

e-mail

Fast jeder Mobiltarif deckelt das Datenvolumen. Das ist ärgerlich, lässt sich aber steuern mit der App Opera Max. Sie spart an Datentransfer und liefert eine Übersicht über den Verbrauch. Bis ins Detail …

… listet Opera Max auf, welche App mit wie vielen MByte am vorhandenen Datenkontingent knabbert. Das lohnt sich, denn bei vielen Providern wird nach Verbrauch des Volumens die zugesicherte Geschwindigkeit auf 64 KBit/Sekunde gedrosselt. Opera Max lässt den Nutzer mit weniger Bandbreite auskommen und komprimiert im Hintergrund größere Datenmengen wie Fotos, Musik oder Videos. Die Entwickler dieser praktischen App geben an, dass sich bis zu 50% Daten sparen lassen. Das beschleunigt nicht nur im Mobilfunknetz, sondern verbessert auch die Zugriffe in öffentlichen WLANs, die erfahrungsgemäß durch viele Nutzer gerne überlastet sind. Wen übrigens besonders gefräßige Apps stören, der erkennt mit Opera Max die gierigen Sauger schnell, um sie gegebenenfalls vor den Datenkorridor zu stellen oder abzuschalten. Leider ist diese praktische Applikation derzeit nur für Android erhältlich, auf die IOS Version wird man wahrscheinlich aber nicht lang warten müssen.

Zipp (Z)App durch den Zoll

Speicherstick

Wieviel Tabak und Liter Hochprozentiges darf man aus der Ferne mitbringen, um noch erhobenen Hauptes durch den grünen Ausgang den direkten Zollbereich am Flughafen verlassen …

… zu können? Bei diesem kleinen Problem hilft neuerdings das Bundesministerium für Finanzen höchst selbst. Unter der Suchbezeichnung Zoll App findet man eine praktische Hilfe. Man wählt hier das Land aus, von dem die Einreise nach Deutschland erfolgt, gibt sein Alter ein und definiert die mitgeführte Warenmenge per Schieber. Es erscheint ein Kästchen in grün oder rot und gibt an, ob man frei oder pflichtig passieren darf oder muss. Die Höhe der fälligen Zollabgaben lässt sich vorher ausrechnen, je aus welchem Land und je nach Einfuhrware. Aber Achtung, es empfiehlt sich, diese Bestimmungen schon beim Einkauf zu überprüfen. Stellt man erst am Gepäckband fest, dass man zollpflichtig einreist, sollte man tunlichst seiner Meldepflicht nachkommen. Der erwischte Schmuggler riskiert Abgaben, Bußgeld und vielleicht auch ein Strafverfahren. Man weiß ja mittlerweile, dass jedwede Form der Steuerhinterziehung höher denn als Kavaliersdelikt geahndet wird.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Codewort Compliance

Entscheidungsgewalt

Sollte die Überschrift ein Fragezeichen aufwerfen, keine Sorge: ein Viertel der Arbeitnehmer weiß mit diesem Begriff nichts anzufangen. Compliance steht für ...

... die Abwehr von strafbaren Handlungen und Regelverstößen im Unternehmen. Die Liste, was alles unter strafbar oder Regelverstoß fällt, ist in den letzten Jahren, Jahrzehnten wahrscheinlich länger geworden. Bestechung war seinerzeit steuerlich absetzbar, heute stehen die Verantwortlichen dafür vor dem Kadi. Ein weiteres Beispiel sind die über Software manipulierten Abgaswerte, wodurch derzeit VW im Rampenlicht steht. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die damit befassten Ingenieure in vorauseilendem Gehorsam die Manipulation programmiert haben. Geht man davon aus, dass dem so war, stellt sich die Schuldfrage. Generell gilt in solchen Fällen, dass die Staatsanwaltschaft erst mal gegen alle Beteiligten ermittelt – auch gegen die Mitarbeiter, die auf Weisung gehandelt haben. Gelingt der Nachweis, verantwortet sich der Mitarbeiter strafrechtlich, Weisung hin oder her. Wo also liegt der Ausweg aus einer Zwickmühle, die im Unternehmenssinn vermeintlich nützlich ist, bei Widersetzung jedoch Benachteiligungen bei Boni oder Beförderungen befürchten lassen.

Auf Unternehmensseite muss Courage initiiert sein oder werden, damit Verantwortung übernommen wird. Diese initiierte Courage findet Rückhalt und verhindert damit Betrug und Pfusch. Auf Mitarbeiterseite empfiehlt sich, den nächsthöheren Vorgesetzten zu informieren und eine Aktennotiz anzulegen. Die Bitte um schriftliche Anweisung schafft ebenso die Möglichkeit, sich offensichtlichen Regelverstößen zu entziehen. Es bleibt eine schwierige Abwägung, mitzumachen, sich zu verweigern oder zu petzen. Wohl dem, dessen Unternehmen einen Code of Conduct verabschiedet hat, der Lösungswege und Ansprechpartner vorsieht. Ansonsten greift die Erkenntnis: Menschen kommen zu Unternehmen, aber sie verlassen Vorgesetzte.

Verrückte Vergünstigungen

Pinocchio

Silicon Valley scheint das Paradies für Nerds und andere Beschäftigte in Technikunternehmen oder boomenden Start Ups zu sein. Hubschrauberflüge, Friseur, Yogakurse und andere Zückerchen geben dem Arbeitsplatz ...

die Illusion von Freizeit während der Arbeit. Diese sogenannten Perks sind mittlerweile das Zünglein an der Waage, um sich für einen der glitzernden Googles, Facebooks oder Amazons zu entscheiden. Aber auch hier steht am Ende des Regenbogens nicht der Goldtopf. Ein Friseurladen, der 24 Stunden in der Firma geöffnet ist, macht nur Sinn, wenn auch rund um die Uhr gearbeitet wird. Fitnesskurse bei Sonnenaufgang implizieren gleichzeitig den extrem frühen Vogel, der zur Arbeit fliegt. Frühmorgens ins Büro, nach Mitternacht nach Hause, permanente Verfügbarkeit und beim Firmensport das Dauerthema Firma – Sekten verführen auch zur Selbstausbeutung. Und wie bei den religiösen Gemeinschaften gibt es die Heilsbringer und Vorbilder. Niemand muss 130 Stunden die Woche schaffen, den Gates, Jobs oder Musk schafft man aber nicht durch Kontemplation. Nun, vielleicht ist das wirklich Neue nur durch eine intensive Unternehmenskultur zu erreichen. Vielleicht balanciert aber der Abstand zur Arbeit auch ganz gut den Seelenfrieden.

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Tu Gutes während der Arbeitszeit?

Holzpuppe

Genau. Drei Viertel deutscher Großunternehmen polieren das Image mit Corporate Volunteering. Dieser Strategie-Import aus den USA schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe, die Corporate Identity glänzt, die sozialen ...

... Fähigkeiten der Mitarbeiter werden trainiert und obendrauf gibt es noch ein Mehr an Motivation. Was auf den ersten Blick wie ein weiterer Management Trick aussehen mag, erweist sich bei genauem Hinschauen als durchaus sinnvolle Erweiterung. Von Corporate Volunteering profitieren Hilfsbedürftige, Mitarbeiter und die Unternehmen gleichermaßen. Ein Kabarettist würde vielleicht sagen, Corporate Volunteerings sind die Perks (siehe den Beitrag „verrückte Vergünstigungen“) für Gutmenschen. Wenn auch nicht unter diesem Begriff, hierzulande gibt es dies schon lange und ist unter der Bezeichnung „ehrenamtliche Tätigkeit“ etwas antiquiert ins Hintertreffen geraten.

Es gibt schon noch Menschen, die spüren wollen, etwas bewegen zu können. Sei es für die Kita, den Sportverein oder die in den Städten tätigen Tafeln für die nicht verwerteten Lebensmittel. Hier findet ein Trend Entsprechung - die Attraktivität von Unternehmen richtet sich nicht mehr allein nach Gehalt und Geschäftsfahrzeug. Nicht materielle Mehrwerte locken wohl den fachlich qualifizierten Nachwuchs in zunehmenden Maße. Vielleicht ist ja der Zenit des Wendekreises des Arschlochs überschritten, wie ja schon in einer Rezension dieses Newsletters an früher Stelle vermutet wurde (Der Arschloch-Faktor von Robert Sutton).

Zeichen neuer Zeiten

Ordnungsprinzip

Zumindest vom Hörensagen kennt man es noch. Zur Bewerbung gehörte früher eine Handschriftenprobe. Über Bögen und Winkel der Schrift konnten Kundige vermeintlich oder wirklich auf Charakter und Eignung...

... des Bewerbers schließen. Doch diesbezüglich braucht das Vergangene nicht beweint zu werden. Auch die Zeichen neuer Zeit unterliegen einer Deutung. Typografie-Dozenten wissen, dass in der alltäglichen Kommunikation die Bedeutung der gewählten Schriftart unterschätzt wird. Standartschriften wie Arial, Times und Helvetica sind solide, wirken aber nicht wirklich abwechslungsreich. Arial gilt den Fachleuten als einfallslos und fad, aber neutral und seriös. 1982 wurde sie für brummende Bildschirme mit niedriger Auflösung entworfen. Mittlerweile sind die Alternativen genauso lesbar, und sie verbrauchen beim Ausdruck weniger Tinte. Verbreitete Schriftenfonts bieten Vorteile. Sie sind in verschiedenen Programmen und Betriebssystemen hinterlegt und lassen sich ohne hieroglyphische Einsprengsel an fast allen Arbeitsplätzen aufrufen.

Erkennbare Schriften sind auch für das Abrufen auf Handy und Handheld ein Muss. Die Typografie folgt hier eher dem Nutzen als der Kreativität und Lesbarkeit. Bei der Entwicklung der Times vor 80 Jahren war es wichtig, möglichst viel Inhalt in eine Zeile zu stopfen. Im Zeitalter des Bildschirms scrollt man Sätze einfach weiter. Angesichts dieser Zwänge und Notwendigkeiten ist der Deutungsspielraum für Typografien offensichtlich nicht so weit wie bei den Handschriften. Vielleicht ist das auch gut so.

BÜCHER UND ARTIKEL

Anstand durch Abstand

Die Erde ist eine Scheibe?

Verrückte Vergünstigungen als Verführer zur Selbstausbeutung sind Thema in diesem Newsletter. Reinhard K. Sprenger thematisiert u.a. dies in seinem Buch „Das anständige Unternehmen“ und bezeichnet die erwähnten Weltkonzerne wie Google ...

... und Facebook als „nicht-anständige Unternehmen“. Für ihn definiert sich Anstand eben durch Abstand. Was bedeutet das in Hinsicht auf die genannten Beispiele? Laut Sprenger sind sie Paradebeispiele für die totale Vereinnahmung der Mitarbeiter. Sie heben die Trennung zwischen Privat- und Berufsleben auf. In einem Interview in der Publikation Cicero fragt er provokant: Wenn sie 40 Jahre alt sind, werden sie da erschossen?“ Anstand zeigt sich dadurch, dass Freiheit gewährt wird, im politischen wie auch beruflichen Umfeld. Je größer die Bevormundung und Zudringlichkeit ausfällt, um so stärker prägen sie den Menschen als Reiz-Reaktions-Maschine. Im Endergebnis befürchtet der Managementberater Sprenger, der in Bochum Geschichte, Philosophie, Psychologie, Betriebswirtschaft und Sport studiert hat, eine, wie er es nennt, „Fundamentalinfantilisierung“ der Gesellschaft. Durch Staat und Arbeitgeber als Supernannys ist der Abschied vom Leitbild des Menschen als Freiheitswesen historisch eingeleitet. Mit einem Seitenhieb auf den derzeit vielfach gescholtenen „Gutmenschen“ zitiert er Gottfried Benn: Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.

Für den nach seiner Ansicht richtigen sozio-kulturellen Reiseweg empfiehlt er dem modernen Manager, sich als personifizierten Störungsauftrag zu verstehen. Es braucht den nonkonformen Mitarbeiter, der durch ungewöhnliche Ideen stimuliert. Stimulanz bietet auch Sprenger, besonders für denjenigen, der einmal den Blickwinkel auf die Welt der Boni und anstupsenden Incentives variieren möchte.


Reinhard K. Sprenger. Das anständige Unternehmen. DVA, 381 Seiten, 26,99 €

Denken hilft zwar, nützt aber nichts

Der unvernünftige Kunde

Mit diesem leichten Augenzwinkern ist das Buch betitelt, in dem Autor Dan Ariely beschreibt und begründet, warum wir immer wieder unvernünftige ...

... Entscheidungen treffen. Ariely war Professor für Verhaltensökonomik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und lehrt seit 2008 an der Duke University in Durham, North Carolina. Diesem Umstand verdankt das Buch seine doch sehr amerikanische Perspektive der Beispiele und Schlussfolgerungen. Das ändert aber nichts an seiner Stichhaltigkeit und amüsanten Formulierfreude, die sich durch die Übersetzer Maria Zybak und Gabriele Gockel auch prima ins Deutsche gerettet hat. Gratisangebote, Sex-Stimulanz und Bagatelldiebstähle dienen ihm hervorragend, um darauf hinzuweisen, dass wir in Wirklichkeit viel öfter aus dem Bauch denn mit kopfgesteuerter Ratio handeln und entscheiden. In diesem Zusammenhang fühlte ich mich an meinen ältesten Freund erinnert, der sich oft über seine hohen finanziellen Belastungen beklagte, in einer an sich preiswerten Osteria aber immer den teuersten Weiswein im Glas bestellte – in der festen Überzeugung dennoch günstig gegessen zu haben. Unterm Strich war aber die Mahlzeit genau so teuer, wie überall sonst auch.

Unterhaltsam auch das Beispiel, in dem Ariely in Gemeinschaftskühlschränke von Studenten einen Sixpack Cola-Dosen und eine Schale mit sechs 1-Dollar Scheinen deponierte. Die Cola verschwand, die Dollars blieben. Offensichtlich löst Geld in der Eigenkontrolle ein höheres Unrechtsbewusstsein aus als schnöder „Mundraub“. Wahlmöglichkeiten lenken leicht vom Ziel ab. Davon konnte auch schon so mancher Spielshow-Teilnehmer berichten, der statt Cabrio einen Zonk mit nach Hause nahm.

Dan Ariely. Denken hilft zwar, nützt aber nichts. Droemer, 448 Seiten, 10,99 €

DATEN UND AKTUELLES

Öffentliche Trainings

Unser nächstes öffentliches Managementtraining
"WANDEL-MACHT-MUT"
findet an den folgenden Terminen statt:

Unser nächstes öffentliches Vertriebstraining
"AKQUIRIEREN-VERHANDELN-ABSCHLIEßEN"
findet an den folgenden Terminen statt:

KARRIKATUR

Zum Schmunzeln

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Der Newsletter wurde erstellt mit der redaktionellen Unterstützung von www.beziehungswerk.de.

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