NETZ UND TRENDS
Hinein ins IT Latein

Über den Hackathon zum Zero-Day mit Zwischenstopp zum Spoofing als Troll. Alles klar, oder? Hier sind nicht Begriffe einer Phantasiesprache aufgelistet, sondern es handelt sich um Bedeutungen in der sich ständig entwickelnden IT-Sprache. Wikipedia hilft nicht …
…unbedingt bei der Bedeutungsfindung. Die liefert die Washington Post zusammen mit der Alphabet-Tochter Jigsaw. Das von diesen ins Netz gerufene „Sideways Dictionary“ klärt auf – und zwar mit praktischen Definitionen aus dem Alltagsleben. Einziger Nachteil, die Erläuterungen erfolgen in englischer Sprache. Packt man jedoch den Erläuterungsblock in den Google-Übersetzer, zeigt sich eine brauchbare Definition auf deutsch. „Hackathon“, übersetzt mit diesem Werkzeug, ergibt „es ist wie eine Regatta“ für Geeks (Aussenseiter). Jeder trifft sich für eine Reihe von Rennen, mit Code anstelle von Yachten. Manche nehmen es ernster als andere. Zero-Day, Spoofing und Troll stehen da noch mit Fragezeichen. Also auf ins Sideways Dictionary.
Steck es auf ´nen Stick!

Der Datenschutz endet mit dem Tod. So lautet eigentlich die gesetzliche Regelung. Aber, wie schon geahnt, ist mit dem Wörtchen „eigentlich“ Tür und Tor, sprich Passwort und Zugang, nicht unbedingt gewährt, was vor allem das digitale Erben komplizieren kann. Facebook und Co. argumentieren…
… schon mal gern mit Datenschutz, wahrscheinlich ist es jedoch Arbeitsvermeidung. Die Versetzung eines Accounts in „Gedenkzustand“ ist hier sicherlich Häkchen-einfacher als das Löschen der Daten und möglicherweise auch Vernetzungen. Die gesetzlichen Grundlagen sind einfach mit der rasanten Entwicklung im World Wide Web noch nicht mitgekommen und im freien Raum definieren die Unternehmen ihre Geschäftsgrundlagen eben selbst. Dies kann im Übrigen auch dazu führen, dass Erben verpflichtet sind, kostenpflichtige Dienste auch nach dem Ableben des Vertragsnehmers zu bezahlen. Dies gilt besonders dann, wenn Dienste und Verpflichtungen nicht bekannt sind und somit auch nicht fristgerecht gekündigt werden können.
Verbraucherorganisationen empfehlen die Bestimmung eines vertrauenswürdig digitalen Nachlassverwalters sowie die Speicherung aller Zugangsdaten auf einem Datenträger (https://www.verbraucherzentrale.de/digitale-daten). Dessen Hinterlegung bei einem Notar oder in einem Bankschließfach sollte eine sichere Verwahrung gewährleisten und die testamentarische Verfügung über dessen Aushändigung lässt sich problemlos bewältigen.
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Geschwafel und rettende Rhetorik

So wohlwollend ungnädig lautet das Urteil von SZ-Redakteur Johan Schloemann über das Buch TED Talks, die Kunst der öffentlichen Rede, von Chris Anderson, der seit 2001 die Plattform und Veranstaltungen von TED leitet und ...
... verantwortet. Technik, Entertainment und Design verbergen sich hinter den drei Buchstaben, die mittlerweile durchaus als Synonym für Vortragskunst herhalten. Millionenfach werden die Vorträge im Internet kostenlos abgerufen. Das Themenspektrum reicht von leicht erklärter Wissenschaft über Buchvorstellungen bis hin zu neuen Geschäftsideen und gemeinnützigen Projekten.
Im Buch fällt unter Geschwafel das, was deutsche Leser auch von amerikanischen Sachbüchern und Leitfäden kennen, große Worthülsen für vergleichsweise kleine Erkenntnisse. Es gibt aber auch viele praktische Tipps, gerade für die Ansprache im digitalen Zeitalter. Beispielsweise empfiehlt sich heutzutage dank Mikrofontechnik ein leichter Konversationston statt deklamiertem Pathos. Das Grundprinzip von TED, gute Vorbereitung für Vorträge, die nicht länger als zwanzig Minuten dauern dürfen, hat sich als erfolgreich erwiesen. Es zeichnet sich ab, dass diese Art Vorträge die einstmals so beliebten Power Point Vorträge mittelfristig ablösen.
So oder so, das Interesse muss geweckt werden, sonst surft ein großer Teil des angesprochenen Internetpublikums weiter bzw. physisch Anwesende gehen Kaffee trinken. Zurück zur Plattform finden Viele, denn es hat sich herumgesprochen, dass TED auch als Lern- und Weiterbildungsplattform interessiert. Interessant scheint auf jeden Fall auch die Teilnahme an der jährlichen TED-Konferenz in Vancouver zu sein. Trotz hoher Teilnahmegebühren steigt jedes Jahr die Teilnehmerzahl, was fast paradox anmutet, da ja das Programm kostenlos im Internet abzurufen ist. In der Gemeinde hat sich herumgesprochen, dass sich der Besuch in Vancouver hervorragend mit nützlichem Networking verbinden lässt.
Ideen unerwünscht?

Nö, wird so mancher auf die gefragte Überschrift sagen. Und doch versickern einige Eingebungen in der Struktur der Unternehmen. Die These lautet: Hierarchie hemmt die Kreativität der Mitarbeiter. Deswegen sind nach einer Studie von StepStone und Kienbaum gut die Hälfte der Befragten ...
... mit ihrer Tätigkeit unzufrieden. Und 80 Prozent bevorzugen die Arbeit selbstbestimmt in eigenverantwortlichen Teams. In Konzernen geht es gern traditionell zu, ob bei der Energie oder in der Automobilbranche. Nur wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Druck führen in der Regel zu Strukturveränderungen. Daher lässt sich derzeit eher bei den gebeutelten Energieversorgern ein Umschwenken ahnen als bei den Fahrzeugherstellern, die trotz Dieselgate und erwünschter Elektromobilität erfolgreich arbeiten. Warum, weil derzeit die Unternehmen auf Effizienz ausgerichtet sind und Innovation eher nachrangig gesehen wird.
Die Umkehrung der o.g. These lautet logischerweise: Flache Hierarchien und Teamarbeit erleichtern Innovationen. Die Hierarchiestruktur allein ist jedoch kein Allheilmittel, denn für das Funktionieren flacher Hierarchien ist ein breites Spektrum an Wissen bei den Mitarbeitern vorausgesetzt. Fehlt dieses, bedarf es der Kontrolle durch die Führungskräfte. Grundsätzlich gilt, dass die Umstellung von steil auf flach lange Zeit in Anspruch nimmt und mit deutlichen Investitionen verbunden ist. Ein nicht geringer Anteil entfällt hierbei auf Konfliktprävention und Mitarbeiterschulung. Ist die Umstellung erfolgt, wachsen Anstrengung und Verantwortung, aber eben auch die Zufriedenheit.
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen

So oder ähnlich begründen kreative Chaotiker ihr Sammelsurium von Papier und Personalia am Arbeitsplatz. Unabhängig, ob es stimmt – Zweifel sind durchaus angebracht – in Zeiten der Politik des aufgeräumten Schreibtisches (Clean-Desk-Policy) mehren sich ...
... die Befürworter des blanken Büros. In der modernsten Arbeitswelt schieben die Mitarbeiter ihren Trolley dahin, wo sich ein freier Arbeitsplatz befindet. Der ist dann später wieder geräumt, denn wer weiß, wo man anderntags landet. Dagegen steht die Idee des inspirierenden Durcheinanders. Fatalerweise belegen nahezu fifty-fifty der Studien sowohl das Für wie das Wider. Es spricht einiges dafür, dass im Unsortierten die Arbeit nach Priorität untergeht. Überdies wählen heute Personalspezialisten neue Leute unter der Faustformel „Big Five“ aus. Emotionale Stabilität, Extroversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sollen für den späteren beruflichen Erfolg sorgen. Dabei sind Fleiß und Ordnungssinn direkt der Gewissenhaftigkeit zugeordnet.
Wie dem auch sei, ob Primat der Priorität oder Leistung durch Fleiß und Ordnung, es gibt in Zeiten von Phishing, Spoofing und Hacking (kann man übrigens prima im oben vorgestellten „Sideways Dictionary“ nachschlagen) ein wesentliches Argument für saubere Strukturen am Arbeitsplatz: Keine verschlüsselten Kenn- und Passwörter in oder unter Schubladen oder sonst wo. Zur höheren Datensicherheit gesellt sich der Vorteil, dass angeblich 10% der Arbeitszeit durch ordentliche Ablage eingespart werden kann und die Einarbeitung in den Aufgabenbereich eines kranken Kollegen erleichtert ist. Letztlich bleibt es eine Frage der persönlichen Einstellung, Action wird letztlich durch Ablage nicht ersetzt.
Lob und Tadel, die Mischung macht’s

Damit eines schon mal von vornherein klargestellt ist: Lob ist wichtig. Die betreffende Leistung sollte aber auch löblich sein. Das Beklatschen des Mittelmäßigen führt nur in Richtung des Schlechteren, da ...
... sich die Erwartungshaltungen abschwächen. Vielleicht ist dies der Grund, warum das Führungsthema Tadel im Verhältnis zum Lob überbewertet ist. Hinzu kommt, dass die positive Beurteilung eines Mitarbeiters auch gehobenes Selbstwertgefühl sowie Souveränität des Vorgesetzten voraussetzt. Es könnte ja sein, dass der Mitarbeiter sich so gestärkt fühlt, dass er sich am Ende Chancen auf die Position des Lobenden ausrechnet. Zumindest scheint mancher Manager insgeheim dies Furcht zu hegen. Daher gilt oft, wer unsicher ist, lobt wenig und versammelt Mittelmaß um sich.
Es ist offenbar gar nicht so einfach, verbal zu motivieren. Ganz schwierig wird es, wenn mit Benotungen wie in der Schule gearbeitet wird. Je nach Alter und Betriebszugehörigkeit werden Scham- und Selbstwertgefühl torpediert, was nicht selten zu innerer Kündigung führt. Das Vieraugengespräch ist meist die Voraussetzung für Kritik oder Glückwunsch zur Leistung. Anerkennung wird auch nicht nur über Worte vermittelt, auch Mimik, Schulterklopfen oder Gesten können diesen Effekt befördern. Nicht zuletzt entscheidet auch der adressierte Mensch über den Einsatz der Instrumente Lob und Tadel. Generell gilt: je spezifischer die Ansprache erfolgt, umso persönlicher wird die Beurteilung empfunden.
BÜCHER UND ARTIKEL
Maschinenraum Mensch

Menschgott - heißt das Buch. Erzählt wird von dem Autoren Yuval Noah Harari eine Geschichte von morgen, die es in sich hat. Wie es der Titel andeutet, geht es um nicht weniger als die Vergöttlichung des Menschen durch ihn selbst. Ewige Gesundheit, ewiges Leben und Fähigkeiten von ...
... Superhelden gehören natürlich dazu. Es ist spannend, dieses Werk, und lesbar wie informativ geschrieben. Die Geschichte von morgen klingt deshalb plausibel, weil die Ansätze schon heute deutlich sichtbar sind. Selbstoptimierung durch Schulung und Schulmedizin sind bereits gang und gäbe. Harari geht einen Schritt weiter, er entwirft die Wahrscheinlichkeit des Menschen als Cyborg. Übrigens auch verpflichtet, permanent Updates über das dauerhaft verbundene Netz zu laden. „Wenn ich das Antivirenprogramm meines Körpers nicht regelmäßig aktualisiere, werde ich eines Tages aufwachen und feststellen, dass Millionen von Nanorobotern durch meine Venen kreisen, die nun von einem nordkoreanischen Hacker gesteuert werden.“ Na gut, vorausgesetzt Nordkorea gibt es dann noch.
Der Geist ist nicht mehr eingesperrt im Gefäß Körper, er zirkuliert in Raum und Zeit. Und der Körper ist nicht mehr seiner genetischen Disposition verpflichtet. Er verlässt via mechanischem Implantat die Sphären physischer Leistungsfähigkeit von Menschen.
Das Undenkbare war offensichtlich schon immer denkbar. Der französische Arzt und Denker La Mettrie provozierte 1748 seine Zeitgenossen in seiner Kampfschrift Die Maschine Mensch mit der These, dass es die Trennung von Geist und Materie nicht gibt. In der Tat verkörpert, oder vielleicht besser virtualisiert, der Homo Deus diese Annahme. Die Grenzen zwischen Körper, Geist, Stadt und Technologie verschmelzen im virtuell wirklichen Raum. Aber die Zukunft ist nichts für Feiglinge und viele Prognosen über sie haben sich durch unvorgesehene Entwicklungen als bloße Glaskugelseherei erwiesen. Ein bisschen Trost muss es ja auch noch geben.
Yuval Noah Harari: „Homo Deus“, aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn, C.H. Beck, München 2017, 576 Seiten, 24,95 €
Fettnäpfchen und Schmähpotential

Am Anfang steht in diesem Newsletter der Hinweis auf das „ Sideways Dictionary“. Nun, gegen Ende, gibt es mit der kleinen Besprechung von „Der grosse Polt“ Definitionen ganz anderer Art. Die Sprachschöpfungen, nicht nur bajuvarischer Provenienz, bieten einen kurzweiligen ...
... Ausflug in virtuos komponierte Begrifflichkeiten, die es zum Teil gar nicht gibt – zumindest bislang nicht. Wer den großartigen Kabarettisten Polt kennt, der hört ihn bei jedem Begriff in dem kleinen Büchlein sozusagen unplugged im Hinterkopf. Man merkt, dass hier mit Spaß an der Sache fabuliert wurde. Bei mancher Definition kann das Schmunzeln schon mal zu einem verschämten Blick über die virtuelle Schulter führen. Die Zensurschere für political correctness klappert leicht, wenn bei dem Begriff „Asylanten“ die Erklärung dazu „Kolonialwaren“ lautet. Im besten Fall reizt das kleine Büchlein den Leser zu eigenen Kreationen oder zum kurzen Innehalten, wenn man die Wirkung der Definitionen an sich selbst hinterfragt. Das ist auch Absicht, wie Polt selbst im Deutschlandradio Kultur bemerkte: „Es geht in dem Buch nur darum, dass ich versucht habe, mit Ausdrücken und Definitionen und mit Beschreibungen Menschen zu stimulieren, selbst mehr Begriffe zu kreieren.“ Oder um es mit einem Satz aus dem Vorwort noch etwas präziser zu fassen: es soll dem Leser leichter fallen, in Fettnäpfchen zu treten sowie sein eigenes Schmähpotential zu erweitern.
Gerhard Polt, „Der grosse Polt, ein Konversationslexikon“, Kein & Aber, Zürich - Berlin, 170 Seiten, 12,00 €
DATEN UND AKTUELLES
Öffentliche Trainings
Unser nächstes öffentliches Managementtraining
"WANDEL-MACHT-MUT"
findet an den folgenden Terminen statt:
KARRIKATUR
Zum Schmunzeln

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