NETZ UND TRENDS
Das kann doch wohl nicht wahr sein

So manche Aussage, die man nassforsch in den sozialen Medien oder in diversen Talkshows steil aufgestellt bekommt, mag man gar nicht glauben. Und wirklich, die Wahrheit stellt sich nicht selten als dehnbar heraus. Abhilfe will hier die Faktencheck-Plattform Stimmtdas.org …
schaffen. Das neue Portal hat sich zur Aufgabe gemacht, öffentliche Aussagen von Spitzenpolitikern sämtlicher Parteien einer Prüfung auf Wahrheitsgehalt zu unterziehen. Nach eigener Aussage arbeitet die Plattform unabhängig und nicht-kommerziell. Sie sei ehrenamtlich organisiert und setze sich aus Journalisten, Wissenschaftlern und Kreativen zusammen. „stimmtdas.org“ richtet sich vor allem an junge, politisch interessierte Leser, die ihre Informationen überwiegend aus den sozialen Medien beziehen.
Den Angaben zufolge recherchiert das Faktencheck-Team zusätzlich Zahlen, Daten und Statistiken, mit denen die Aussagen von Bundespolitikern bestätigt oder widerlegt werden. Auf der Homepage sind die Behauptungen kategorisiert in „Stimmt“, „Stimmt überwiegend“, „Stimmt eher nicht“, „Stimmt nicht“ und „Scharlatanerie“. Stimmtdas.org versichert, alle Quellen offen zu legen und dass weder Hintergrundgespräche noch Absprachen stattfinden. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Kontrollinstanz herumspricht und dem ein oder anderen Streitgespräch die Spitze nimmt.
Bitte Bitcoins?

Bitcoin, die bekannteste unter den Kryptowährungen, legte in der jüngsten Vergangenheit ordentlich an Wert zu. 2008 wurde die digitale Währung von einem derzeit noch Unbekannten erfunden und fristete…
ein Nischendasein bis, ja bis die Post abging. Zunächst bewegte sich der Wert der Einheit im einstelligen Dollarbereich. Dann im Zeitraum Oktober 2016 bis Oktober 2017 explodierte der Kurs von damals etwas über 500 Euro auf weit über 4000 Euro – pro Bitcoin wohlgemerkt. Worum handelt es sich bei dieser „Währung“ überhaupt. Vereinfacht gesagt besteht ein Biotcoin aus einer verschlüsselten Zahlenkette, die dezentral auf verschiedenen Computern verwaltet wird. Insgesamt 21 Millionen Einheiten gibt es und angeblich können diese auch nicht vermehrt werden. Eine sehr detaillierte Beschreibung und Erklärung findet sich unter dem gleichnamigen Eintrag in Wikipedia.
Hauptmarkt für den Handel mit der Kryptoknete war China. Mehr als 90 Prozent des weltweiten Handels fanden dort statt. Aus gutem Grund, diese Anlage ermöglichte es den Chinesen, das Verbot, ihr Geld im Ausland anzulegen, zu umgehen. Mitte September diesen Jahres beendete die Regierung in Peking dann den Handel mit Digitalwährung überhaupt und kappte damit den Höhenflug des Kurses. Und damit stellt sich die Gretchenfrage: Lohnt sich alternativ die Investition in dieses neuartige Zahlungsmittel? Vielleicht, denn die Stabilität einer Währung ist stark geprägt von Vertrauen. Je mehr also an den Bitcoin glauben und diesen akzeptieren, desto stabiler gestaltet sich dessen Kurs. Ob das auf Dauer aber von den Notenbanken toleriert wird, bleibt zu bezweifeln, denn eine große Machtausübung in der nationalen Souveränität besteht in der Bestimmung von Geldpolitik. Schon jetzt birgt der Handel mit Bitcoin Risiken. Das beginnt für den Unerfahrenen schon beim Kauf und der Herausforderung, seine Datenwährung gegen Diebstahl zu schützen. Darüber hinaus untersagen Dienste wie Paypal oder Skrill in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen derartige Geschäfte. Der Verkäufer muss damit rechnen, dass sein Konto eingefroren und Guthaben einbehalten wird. In den letzten Tagen ist der Kurs „unerwartet“ weiter gestiegen. Ein Batzen Gold oder ein Batzen Bitcoins, die Entscheidung darüber liegt in der Risikobewertung des Anlegers.
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Darf der datt?

Industriespionage ist bekannt, das Ausspionieren von Mitarbeitern weniger. Und abseitig von Überwachungskameras gibt es wirksame Werkzeuge, die protokollieren, ob ein Mitarbeiter seinen PC auch im Sinne seines Arbeitsauftrages nutzt. Keylogger ...
sind Softwareprogramme, die alle Tastatureingaben des Anwenders aufzeichnen, ohne daß dieser etwas davon mitbekommt. Und ja, der Arbeitgeber darf ein solches Instrument einsetzen. Allerdings muss der Arbeitnehmer darüber informiert sein und dazu muss dieser seiner Überwachung ausdrücklich und schriftlich zustimmen. So entschied jüngst das Bundesarbeitsgericht. In dritter Instanz wurde die fristlose Kündigung eines Web-Entwicklers behandelt, der in seiner Arbeitszeit von seinem Arbeitsplatz aus private Computerspiele programmierte und Dispositionsarbeiten für seinen Vater, einem Logistikunternehmer, erledigte. Der Arbeitgeber war seinem umtriebigen Angestellten durch den Einsatz eines o.g. Keyloggers auf die Schliche gekommen. In einer Rundmail an alle Mitarbeiter wurde zwar zuvor auf den Einsatz des Protokoll-Tools hingewiesen, aber, so die Auffassung des Bundesarbeitsgerichtes, dieses reiche nicht. Die Überlegung, wer nicht antwortet, der stimme der Überwachung zu, greift nicht. Auch eine Betriebsvereinbarung hätte nicht die Kraft, den Keylogger zu legitimieren.
Also, bei Einsatz eines Keyloggers gehört die Zustimmung der Arbeitnehmer in die Personalakte. Ausdrücklich und schriftlich. So.
Mit Fehl ohne Tadel

Zu Fehlern gibt es zahlreiche Kalendersprüche, wie „Wer viel arbeitet, macht viele Fehler, wer wenig arbeitet wenige“. Seneca merkte weise an, dass Irren menschlich sei. Wie sieht es heute mit der Fehlertoleranz im Arbeitsleben ...
aus? Nun, in Deutschland scheint die konstruktive Fehlerkultur deutlich weniger verbreitet zu sein als beispielsweise im Silicon Valley – wo auch sonst. Schmiss der ehemalige VW-Boss Winterkorn noch wutentbrannt defekte Teile durch den Raum, hatte dies sicherlich prägende Wirkung auf die Firmenkultur. Vielleicht tun sich deswegen die Wolfsburger auch so schwer, Dieselgate abzurollen. Allerdings gehört an dieser Stelle auch erwähnt, dass der legendäre Steve Jobs durchaus zornentbrannt Fehler aufzuzeigen wusste. Legendär die Geschichte eines iPhone Prototyps, den er noch zu volumig wähnte. Er schmiss das Gerät in ein Aquarium und siehe da, Blasen stiegen auf. Jobs Kommentar: Na bitte, sag ich doch, zu viel Platz im Gerät.
Vielleicht ist die DNA des Verzeihens auch keine Ländersache, sondern liegt an der jeweiligen Unternehmensphilosophie. In kleinen Start-ups wird probiert und das Scheitern in einzelnen Projektschritten billigend in Kauf genommen. Der Fehlversuch setzt Kreativität frei und der Prozess wird über andere Wege zielgesteuert. Eines scheint aber für diese Art der Fehlertoleranz sicher zu sein. Sie kann nicht verordnet werden, sie muss vorgelebt sein. Der Chef, der eigene Irrtümer eingesteht, fördert auch die Fehlertransparenz bei den Mitarbeitern und vermeidet Folgefehler. Und das wird wiederum gern mit einem anderen Kalenderspruch kommentiert: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Spielend weitergebildet

Gamification nennt sich ein Trend, der in Unternehmen zur Weiterbildung und Schulung eingesetzt wird. Bei dieser Methode werden Elemente aus Unterhaltungsspielen in einem spielfremden Kontext eingesetzt. Ursprünglich schwappte die Spieletechnik ...
... ins Marketing, nun verwenden Konzerne wie Bayer oder SAP die Gamification als Instrument zur Verbesserung von Arbeitsabläufen oder Weiterbildung. Der Spieltrieb führt idealerweise zur freiwilligen Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten und Aufgaben. Im Flow höchster Konzentration lassen sich Inhalte eben besser einprägen als in erzwungenem Umblättern langweiliger Buchseiten - so die Theorie. Eine Studie aus den USA wies allerdings schon vor fünf Jahren nach, dass 80 Prozent aller Gamification-Projekte scheiterten.
Besonders kritisch sehen Insider Belohnungselemente wie blinkende Trophäen. Hier stellt sich früh ein Abnutzungseffekt ein, der sich bis zur Ablehnung der Anwendung steigern kann. Punktevergaben vermitteln, je nach Unternehmenskultur, schnell das Gefühl, einer subtilen Kontrolle unterworfen zu sein. Dennoch, bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder in Einführungsphasen neuer Projekte oder Dienstleistungen funktioniert Gamification unbestritten und zwar gut. Besser wahrscheinlich dann, wenn die Digital Natives, also die Generation, für die eine klare Trennung zwischen realer und virtueller Lebenswelt verschwimmt, allesamt in der Arbeitswelt angekommen sind.
Personalchef der Zukunft: R2D2

Ganz so ist es noch nicht, aber die Zuarbeit für den Personalmanager wird derzeit schon über Robot-Recruiting getestet. Gescannte Anschreiben, Lebensläufe und Zeugnisse werden nach vorgegebenen Kriterien selektiert und siehe da: Willkommen bei Basel zwei ...
für Bewerber. Der Personalmanager entscheidet dann nur noch über die Einstellung. Die Einladung erfolgt über die Anwendung von Algorithmen. Vorreiter für die Personalabteilung RR (Robot-Recruitung) sind US- Konzerne wie Google, Cisco, PwC, Microsoft oder Exxon. Die erhalten allerdings pro Jahr tausende Bewerbungen. Auch hierzulande sagt jeder vierte Personaler der elektronischen Einstellung eine große Zukunft voraus. Mit Objektivität und Chancengerechtigkeit wird argumentiert. Bitte nur Fakten; Hautfarbe, Geschlecht und Ethnie spielen keine Rolle.
Das hört sich perfekt an. Vorurteilsfreie Vorselektion, das Paradies für gepeinigte Berufswechsler, -sucher und –einsteiger scheint in Sichtweite. Leise Zweifel seien erlaubt. Bei Fachkräftemangel und damit verbundener Suche wird ein flexibles Suchmuster womöglich zielführender sein. Hier gilt es, die Jobprofile stärker mit den Bedürfnissen der Kandidaten abzugleichen. Hier braucht es Bauchgefühl oder aber den Einsatz fortgeschrittener künstlicher Intelligenz. Eine weitere Frage stellt sich: Wird es zukünftig überhaupt genügend Bewerber geben, dass sich diese Form der Mitarbeitersuche überhaupt lohnt? Für die US-Konzerne mag das noch gelten. In Europa könnte aber durchaus eine andere Lösung erfolgreich werden. Gib Dein Profil ein und die Suchmaschine zeigt Dir die geeigneten Unternehmen.
BÜCHER UND ARTIKEL
Flipchart: Zurück in die Zukunft

Power Point ist tot, es lebe der Flipchart. Das möchte man fast ausrufen, wenn man die Tipps zum Visualisieren und Präsentieren am Flipchart von den Autoren Axel Rachow und Johannes Sauer zur Hand genommen hat. Der Flipchart-Coach, so der Titel, ...
ist praktisch wie pragmatisch, ohne sich einer Vereinfachung zu bedienen, wie sie gern in amerikanischen Leitfäden zur Anwendung kommt. Die Beschreibungen und Erklärungen sind auf den Punkt gebracht und brauchen auch keine „(pseudo) wissenschaftliche“ Legitimation, um Wirkung zu entfalten. Man merkt, dass die zwei Autoren jahrelang mit einem Medium gearbeitet haben, das wohl zwischenzeitlich schon ein wenig belächelt wurde. Die Tücken des Objekts sind beschrieben wie auch die Wege, diese zu umgehen. Ob das nun schwer verrückbare Flipchartständer sind, verfärbte Wachsmaler, ausgerissene Löcher oder Schreibfehler, die man schnell und geschickt ausbessern kann, wenige Kleinigkeiten sind ausgespart, die eine Präsentation torpedieren können. Viele bebilderte Beispiele laden zu erfolgreicher Nachahmung ein.
Das haben auch schon andere festgestellt, denn Axel Rachow erhielt für interaktiv gestaltete Trainingsmaßnahmen1998 und 2014 den Deutschen Trainingspreis und 2000 ein Certificate of Excellence des BDVT. Auch Mitautor Johannes Sauer kommt als Visualisierungs-Coach und Referent für nachhaltige Lernkonzepte durchaus speziell daher. Er integriert seine Bühnenerfahrung als Comedian und Zauberkünstler, um Aufmerksamkeit zu wecken und auch aufrecht zu erhalten. Um die Lobhudelei nicht zu übertreiben, sei nur so viel geschrieben,: man bekommt Lust, sich ein Flipchart zu kaufen, wenn sich noch keines im Zugriff befindet.
Axel Rachow, Johannes Sauer: „Der Flipchart-Coach“, managerSeminare Verlags GmbH, Bonn 2017, 160 Seiten, 29,90 €
Achtung Zukunft

Zukunft ist nichts für Feiglinge. Das gilt besonders, wenn sie sich so entfaltet, wie Marc Elsberg sie in seinem Thriller Zero entwirft. Wie weit Überwachung und Bespitzelung noch gehen werden, ist kaum vorstellbar. Besonders gruselig ...
wird es, wenn man entdeckt, dass viele Elemente in Elsbergs Buch schon heute vorhanden sind. Unter dem Oberbegriff Data Mining werden persönliche Bewegungsmuster aktuell aufgezeichnet und finden Eingang in individuell zugeschnittene Marketing- und Verkaufskonzepte. Der Manipulation ist Tür und Tor geöffnet und diese Verschränkung von Beobachtung, Analyse und Beeinflussung verdichtet der Autor spannend wie wirklichkeitswahrscheinlich.
Der Plot für den spannenden Krimi des Österreichers Elsberg ist rasch umrissen. Der Tod eines Jungen führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der beliebten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die es einigen wenigen verleihen könnte. Bit sei Dank gibt es Zero, eine Art Robin Hood der Online Aktivisten, welcher der Datenkrake Freemee in die Prozesssteuerung greift.
Übrigens, wer nach der Lektüre dieses Buches Bytes geleckt haben sollte, dem sei vom gleichen Autor der Roman Helix empfohlen.
Marc Elsberg: „Zero“, Blanvalet, München 2014, 495 Seiten, 9,99 €
DATEN UND AKTUELLES
Öffentliche Trainings
Unser nächstes öffentliches Managementtraining
"WANDEL-MACHT-MUT"
findet an den folgenden Terminen statt:
KARRIKATUR
Zum Schmunzeln

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