NETZ UND TRENDS
Licht aus, Spot an

Veränderung in der Arbeitswelt ist eines der großen Themen in Zeiten der Pandemie. In den Bürogebäuden gehen die Lichter aus oder nur noch schichtweise pro Abteilung an. Daheim beleuchtet der Klemmspot aus dem Bücherregal den Mitarbeiter für …
die computerintegrierte Kamera, damit per Videokonferenz die Kunden- und Mitarbeiterkommunikation aufrechterhalten bleibt. So begannen spätestens ab März die Nutzerzahlen der Video-Konferenz-Anwender explosionsartig anzusteigen. Von zehn auf 200 Millionen schoss allein der Gebrauch des Konferenztools Zoom. Mitte April listete die Süddeutsche Zeitung (SZ Nr. 90, Stil, Seite 57) einige dieser Bildschirmplattformen auf. Testsieger wurde hier Google Duo mit hervorragender Bild- und Tonqualität, auch bei suboptimalem Netzempfang. Nahezu punktegleich schnitten ebenfalls Skype, Apple Facetime und natürlich auch Zoom ab. Letztendlich wird sich hier die Plattform dauerhaft etablieren, die den höchsten Verbreitungsgrad erreicht. Hierzu gehört, dass sie funktioniert, bezahlbar ist und im Zweifelsfall schnell vom Kollegen erklärt werden kann. Vielleicht behält sogar Zoom die Nase vorn, denn das Unternehmen Zoom Video Communications konzentriert sich nur auf eins: optimale Software für Videokonferenzen.
Wann können Sie anfangen?

Diese Frage stand frühestens dann im Raum, wenn man ordentlich seine Bewerbung eingereicht hatte, durch die Vorauswahl rutschte und einen persönlichen Vorstellungstermin ergatterte. Im digitalen Bewerbungsverfahren spricht man direkt vor …
Das Start-up Better Heads lädt mit seiner Plattform „Talk‘n’Job“ Bewerber unmittelbar ins Büro des zuständigen Personalverantwortlichen. Ortsunabhängig klicken Jobsucher auf einen Link in der Stellenanzeige, scannen einen QR-Code und bekommen direkt per Ton Fragen gestellt, die für die betreffende Position relevant sind: Qualifikationen, Berufserfahrung und sonstige für die ausgeschriebene Stelle wichtige Voraussetzungen. Der Jobinteressent gibt mündlich die Antworten, die dann über Spracherkennung in eine tabellarische Textdatei umgewandelt werden. Fertig. Man kann sich von überall bewerben, benötigt keinerlei Unterlagen und weder App noch Software müssen installiert werden. Die Einführung dieses Verfahrens ist besonders für Lebensmittelketten interessant, die in diesen Zeiten einen hohen Bedarf an sogenannten „Blue Collar“ Mitarbeitern haben.
Doch nicht nur die Suche nach den mittlerweile systemrelevanten Mitarbeitern boomt, insgesamt verzeichnen die Anbieter von Bewerbungsmanagement-Software exponentielle Zuwachszahlen. Branchenkenner glauben, dass sich der Trend hin zu digitaler Bewerbung auch in der Post-Corona-Ära fortsetzen wird.
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Big Boss is watching you

Macht er das und darf er das überhaupt? Die Rede ist vom Mitlesen der Social Media Accounts. 63 Prozent der Personalverantwortlichen, so eine Umfrage des Digitalverbandes Bitcom, überprüfen Social-Media-Accounts von Bewerbern. Jeder ...
vierte der HR-Manager hat aufgrund dessen schon Kandidaten ausgeschlossen. Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Ja, er macht und bedingt darf er es auch. Grundsätzlich muss der Bewerber vorab über die Möglichkeit eine Abtastung des medialen Hintergrundes informiert werden, beispielsweise über einen Verweis auf die firmeneigene Datenschutzerklärung. Weiterhin gilt, dass Informationen, die für jedermann zugänglich sind, auch vom Arbeitgeber gelesen und genutzt werden dürfen. Unstatthaft ist dagegen das Einschleichen in private Gruppen über das Anlegen eines sogenannten Fake-Accounts. Gleiches gilt für die Verwertung von Informationen, die keinen Bezug zum ausgeschriebenen Job haben.
Für den Arbeitsplatz gibt es verschiedene Auslegungen, wie mit der Beschäftigung des privaten Plattform-Kontos verfahren werden darf. Bei fest vorgegebenen Arbeitszeiten begeht der Beschäftigte Arbeitszeitbetrug, wenn er ohne Ausstempelung private Posts absetzt. Bei Vertrauensarbeitszeit gibt es dagegen kaum Einwände, sofern die Leistung nicht leidet. Allerdings gilt auch hier, dass informiert werden muss, wenn die Rechner überprüft werden oder einer Überwachung unterliegen. Um es noch einmal amtlich zu unterstreichen: Das Bundesarbeitsgericht entschied, dass ein Chef, der ohne konkreten Anlass und ohne das Wissen des betroffenen Arbeitnehmers einen sogenannten Keylogger einsetzt und alle Tastatureingaben auf dem Dienst-PC aufzeichnet, rechtswidrig handelt (Az. 2AZR 681/16)
Wichtiges Wohlfühlen

Das Leben ist kein Ponyhof, der Arbeitsplatz schon mal gar nicht. Dennoch wirkt sich ein gutes Betriebsklima mit Vorgesetzten und Kollegen denkbar günstig auf die Leistungsqualität aus – bis hin ...
geringerer Krankheitsanfälligkeit. Laut einer Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Arbeitswissenschaft“ im Jahr 2019 publiziert wurden, nannten alle Berufsgruppen organisationale und psychosoziale Faktoren als entscheidende Einflüsse auf Arbeitszufriedenheit, Wohlbefinden und Gesundheit. Über 30 Prozent der Arbeitnehmer sehen ihre Gesundheit durch massive Überlastung, zu geringe Bezahlung und mangelnde Unterstützung durch das Management beeinträchtigt. Tendenz steigend. In der Arbeitsforschung ist schon lange bekannt, dass sowohl Arbeit an sich krank machen kann als auch die Arbeitsumgebung. Der Sozialpsychologe Dieter Frey, Leiter des Centers for Leadership and People Management an der Ludwig-Maximilian-Universität München, hat beobachtet, dass die Qualität von Führung oft eng mit der Krankheits- und Kündigungsquote zusammenhängt. Führungsqualität allein wird es jedoch nicht richten, beide Seiten, Chef und Mitarbeiter, beeinflussen die Stimmung im Betrieb. Der nörgelnde Mitarbeiter ohne Eigeninitiative drückt die Stimmung ähnlich wie ein empathiefreier Boss, der sich nicht um die Entwicklung seiner Mitarbeiter schert. Nicht nur höheres Gehalt steht im Vordergrund bei der Neuorientierung im Job, viele weitere Faktoren haben an Bedeutung zugenommen. Dazu gehören mittlerweile auch Umwelt, Diversität und Gleichstellung.
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Ein Kreuz mit dem Kreuz

Volkskrankheit Nummer eins in Deutschland sind Rückenschmerzen. Jeder dritte Erwachsene leidet oft oder chronisch darunter, zunehmend auch junge Menschen. Die Verursacher sind schon ausgemacht, das digitale Zeitalter ...
in Verbindung mit stundenlangem Sitzen bringen das Übel übers Kreuz. Das kostet nicht nur Nerven sondern es geht auch zu Lasten der Wirtschaft. Schon vor Jahren hat die Helmholtz-Gesellschaft errechnet, dass Rückenschmerzen allein in Deutschland direkte und indirekte Kosten von 48,9 Milliarden Euro verursachen. Die gute Nachricht ist, dass schon mit einfachen Maßnahmen sinnvolle Vorsorge betrieben werden kann. Im aktiven Büro stehen Tacker, Locher und Drucker nicht in Reichweite, sondern Schrittweiten entfernt. Man muss aufstehen. Schon dies aktiviert die ansonsten zur Vertrocknung verurteilten Bandscheiben. Klimmzüge an einer Stange im Flur unterbrechen den direkten Weg zum Kollegen oder ein kleiner Durchhänger wirkt Wunder durch Wirbelstrecken. Gibt es dann noch höhenverstellbare Arbeitstische, so aktiviert der Wechsel vom Sitzen zum Stehen ebenfalls die Rückenmuskulatur. Wechsel von Haltung und Position sind hilfreich, als kontraproduktiv hat sich das Verharren in einer Stellung herausgestellt.
In Anlehnung an den vorherigen Beitrag sei noch erwähnt, dass Rückenschmerzen fast immer auch eine psychische Komponente haben, so Natalie Lotzmann, Werksärztin bei SAP. Ständige Belastung und Anspannung führen zu einem deutlich erhöhten Muskeltonus. Daher, so die Ärztin, haben Beschwerden des Bewegungsapparates nicht nur mit der richtigen Körperhaltung zu tun sondern auch mit der richtigen Haltung im Leben und bei der Arbeit.
Aus Fehlern wird man klug

Andere aber auch, vorausgesetzt man teilt die Fehlversuche mit. Das scheint allerdings vielen schwer zu fallen. Scham ist der Grund hierfür. Allerdings nicht nur, wie die Psychologinnen Lauren Eskreis-Winkler und Ayelet Fishbach ...
von der University of Chicago in einer Studie berichten. Den meisten Menschen ist überhaupt nicht klar, dass in den Geschichten vom Scheitern wertvolle Lehren stecken. Nach Ansicht der Psychologinnen sind Informationen über Missgeschicke Gemeinschaftsgut. Geteilt stehen sie der ganzen Gesellschaft als Gewinn zur Verfügung. Besonders nachteilig wirkt sich die gschamige Vorenthaltung in der Wissenschaft aus. Scheitern Experimente, erfährt man davon nichts, weshalb Forscherkollegen Zeit, Arbeit und Leidenschaft darauf vergeuden, woran andere vor ihnen längst gescheitert sind. Auch im Alltag sind Makel und Meriten deutlich zugeordnet. Scheitern findet im Privaten statt, Erfolge werden auf öffentlicher Bühne gefeiert.
Kognitiven Geiz nennen Eskreis-Winkler und Fishbach dieses Phänomen und bedienen sich einer Erklärung, die auch schon Daniel Kahneman in Abwandlung bemühte. Es ist aufwändiger, schlechte Erfahrungen als wertvolle Informationen zu verarbeiten. Und wenn etwas anstrengend ist, dann geizen die Menschen mit ihren Ressourcen.
BÜCHER UND ARTIKEL
Zoff um Vielfalt

Um Konflikt und den Umgang hiermit geht es im neuen Buch von Reinhard K. Sprenger. Warum die Magie des Konfliktes besteht und wie sie uns weiterbringt, begründet Deutschlands profiliertester , so der ...
Klappentext, Managementberater gewohnt anschaulich wie lehrreich. Wie häufig in seinen Büchern, nimmt er scheinbar eine Gegenposition zur landläufigen Wahrnehmung ein und führt sie gekonnt dialektisch zu ebenbürtiger Wertschätzung. Er zeigt, dass es sich um die gleiche Münze handelt, halt nur die Rückseite. Auf die Ebene der Unternehmenskultur bezogen, heißt das für Sprenger „Wenn wir das Versprechen ernst nehmen, das es den Konflikt gibt, dann ist die Norm im Unternehmen nicht mehr die Eintracht, die gleichbedeutend ist mit Stillstand, sondern der Konflikt, der bewegt und das Potenzial von Veränderung und Erneuerung in sich trägt“. Sprenger leitet her, verweist auf und erklärt beispielhaft, warum dem Konflikt zu Unrecht etwas Negatives anhaftet. Auch die Musik bemüht er zur Unterstützung seines Plädoyers für den Konflikt. „Harmonie bedeutet nicht Gleichklang, sondern Zusammenklang. Letzteres funktioniert nur bei Gegenstimmen. Harmonie ist also der kluge Umgang mit Gegenstimmen“.
Nicht nur der betriebliche Dialog, auch der gesellschaftliche liegt im Fokus der Konfliktbeleuchtung. Das Wortungetüm der Stunde heißt auch bei Sprenger „Ambiguitätstoleranz“. Der Kulturwissenschaftler Thomas Bauer führte diesen Begriff ein, um die Fähigkeit zu benennen, Mehrdeutigkeit und Vielfalt auszuhalten. Am Beispiel des seinerzeit ungeliebten, als extrem rechts verorteten ZDF-Moderators Gerhard Löwenthal unterstellt der Buchautor, dass ein solch entschieden rechtskonservativer Journalist von den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten heute wohl nicht mal mehr als Hausmeister geduldet würde.
Wohlgemerkt, Sprenger bezieht Position für das Miteinander unterschiedlicher Auffassungen. Die Ausgrenzung macht er als kontraproduktives Element im demokratischen Diskurs aus. Und er raunt ein leises „Vorsicht“ dem Leser zu, wenn zu laut altruistische Hilfeleistung angeboten ist. „Auf einer Bürotür las ich: „Bitte nicht helfen. Es ist auch so schon schwer genug.“
Reinhard K. Sprenger, Magie des Konflikts, DVA, München 2020, 320 Seiten, € 24,00.
Schön blöd

Dem Thema Dummheit hat sich Jean-Francois Marmion gewidmet und in seiner Anthologie namhafte Autoren gebündelt, die sich allesamt mit verschiedenen Aspekten der Dummheit auseinandersetzen. Je nach Geschmack ...
findet sich sicherlich für viele zumindest ein Beitrag, der amüsiert oder vielleicht sogar Einblick in das Wesen der Dummheit eröffnet. In 29 Essays und Interviews geben Psychologen, Neurowissenschaftler, Neurologen, Psychiater, Philosophen, Soziologen und Linguisten, darunter Koryphäen wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und der Neurowissenschaftler Antonio Damasio, Einblicke in ihre Erkenntnisse zum Thema.
Trotz klingender Namen erscheint die Zusammenstellung der Autoren eher willkürlich. Wahrscheinlich fällt es sehr schwer, die Dummheit einer strukturellen Analyse zu unterziehen. Zu Anfang ihres Beitrages stützt die Professorin Ewa Drozda-Senkowska die Vermutung, dass die Beiträge womöglich nach dem Gießkannenprinzip zueinander gefunden haben. „Ich habe die Einladung, diesen Artikel zu schreiben, angenommen, obwohl mir der Titel missfiel“. Nahezu wie ein Fluchtreflex wirkt der Beitrag von Pascal Engel, Direktor der Eliteschule École des hautes études en science sociale. In einem wilden Galopp durchkämmt er die große Literatur auf der Suche nach literarischen Dummköpfen, um zu einem relativ banalen Ergebnis zu gelangen: „Nur der Roman, von Flaubert zu Bloy, von Musil zu Gombrowicz, von Sartre zu Kundera, scheint in der Lage, hier das richtige Maß anzulegen, doch auch er kommt über eine entmutigende Feststellung nicht hinaus „So ist es nun mal“.
Interessant erschien die These, dass die Dummheit bei der Majorität der Menschen natürlich und notwendig für den Fortbestand sei. Sonst wäre sie ja im Prozess der existentiellen Anpassung an die Welt der Aussortierung zum Opfer gefallen.
Jean-François Marmion (Hg), Die Psychologie der Dummheit, aus dem Französischen von Elisabeth Liebl, riva Verlag, München, 333 Seiten, € 24,99.
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