NETZ UND TRENDS

App fürn Kopp

e-mail

NeuroNation ist kurzweilig, verbessert die Funktionen des Arbeitsgedächtnisses und senkt das Risiko, synaptisch beim Burn-out zu verbrennen. Das wollen wir zumindest wohlwollend annehmen, …

denn es spricht einiges für diese Wirkungen. 2013 wurde die App von der AOK mit dem „Leonardo-Gesundheitspreis für Digitale Prävention“ ausgezeichnet und laut Pressemitteilung der Schöpfer, die Synaptikon GmbH aus Berlin, setzt ein großes Unternehmen mit über 60.000 Mitarbeitern das Programm ein. Im Jahr 2012 wiesen Wissenschaftler der Freien Universität Berlin nach, dass sich die Funktionen des Arbeitsgedächtnisses durch ein Training mit NeuroNation verbessern lassen. Das Arbeitsgedächtnis ist Schaltstelle des Gehirns, die in Sekundenbruchteilen neue Informationen aufnimmt, verarbeitet, Entscheidungen trifft und wesentlich für die Lernfähigkeit verantwortlich ist. Kapazität und Kognition, die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, beeinflussen deutlich die alltägliche Leistungsfähigkeit – und mit Ausbau der Kognition verringert sich zudem das Risiko eines Burn-outs.

Der Selbstversuch zeigt derzeit nichts Gegenteiliges. Allerdings bekommt man flugs mit, wo die eigenen Stärken und Schwächen schlummern, im Buchstabensalat oder eher im Zahlenkompott. Die App gibt es für Android und iOS. Die Basisversion mit sieben Übungen ist gratis, die Premiumvariante kostet 7 Euro/Monat und enthält 18 Aufgaben, die monatlich erneuert werden.

Seitenraffer oder die List des Lesens

Speicherstick

Genauer müsste es heißen, die Blinklist des Lesens. Die App Blinkist setzt auf Zusammenfassung. Ein Team freier Autoren zieht die Quintessenz aus mittlerweile 4500 Büchern (weiterhin zunehmend) und …

macht diese Arbeit gut. So gut, dass Blinkist starken Zulauf verzeichnet. Sie gehört momentan zu den meistgenutzten Anwendungen, obwohl sie auf den ersten Blick kein Schnäppchen zu sein scheint. Im Jahresabo fallen 79,99€ an, ein Monat oder drei Monate schlagen mit 12,99€ bzw. 25,99€ zu Buche. Natürlich gibt es auch Skeptiker, die das gute alte Seitenblättern in einem Buch für unverzichtbar halten. Mag sein, die beiden Lesarten lassen sich aber schlecht vergleichen. Die kurze Übersicht gelingt mit der App bestens. Mit gut einer Viertelstunde pro Sachbuch verschafft man sich schnell einen Überblick. Wohlgemerkt, es geht um Sachbücher. Keine ausgefallenen Formulierungen, keine persönliche Note oder Einschätzung verwässern den Fluss der eingedampften Fakten. Deshalb verzichtet der Anbieter aus Berlin auf die Zusammenfassung von Romanen, denn die reine Handlung macht einen Roman nicht aus. Es sind Sprache, Gedanken und Bilder, die das Lesevergnügen verursachen.

Sieben Tage Probezeit sind kostenfrei, sodass man sich einen Eindruck verschaffen kann, ob der Seitenraffer eine sinnvolle Ergänzung zum gewohnten Schmökern ist. Auf einer hinterlegten Wunschliste kann man hinterlegen, welche Titel man in die nächste Bearbeitung durch Blinkist bevorzugt.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Das Geheimnis des Erfolges

Entscheidungsgewalt

Die Antwort ist unbefriedigend wie einfach. Das Geheimnis des Erfolges ist der Erfolg. Für den Soziologen Sighard Neckel ist dies der gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet. Die gegenwärtige Gesellschaft verschiebe ihren moralischen Brennpunkt ...

von der Leistung zum Erfolg. Nicht allein befindet er sich mit diesem zunächst befremdlichen Gedanken. Der neoliberale Nobelpreisträger Friedrich August Hayek bemerkte zur Idee der Leistungsvergütung, dass es „in einem freien System weder wünschenswert noch durchführbar sei, dass die materielle Entlohnung allgemein dem entsprechen soll, was die Menschen als Verdienst ansehen“. Anders gesagt: Den Markt interessiert nur die Verkaufbarkeit des Ergebnisses, Mühen und Aufopferung sind hierbei irrelevant. Bei dieser Einschätzung wäre es folgerichtig, dass sich Anstrengung nicht mehr verlässlich auszahlt und es wohl nie war. So gesehen ist das Schicksal des Obdachlosen nur eine Abzweigung des Lebens entfernt von dem des Magnaten. Wem hierzu die Bilder fehlen, dem sei der Film „Die Glücksritter“ empfohlen. Apropos Glück, Max Weber konstatierte, dass der Glückliche sich selten mit der Tatsache des Besitzes seines Glückes begnügt, er habe darüber hinaus auch das Bedürfnis, ein Recht darauf zu haben.

Kurzum, Leistung und Erfolg scheinen bei näherer Betrachtung nicht notwendigerweise in Beziehung zu stehen. Forscher der State University of New York schleusten sich für ein Experiment in die Wikipedia Community. Dort bemisst sich der Status eines Autors unter anderem an Auszeichnungen, die ihm aus der Gemeinschaft für die Qualität seiner Beiträge zugewiesen wurden. Die Wissenschaftler verteilten unter aktiven Autoren beliebig Auszeichnungen und beobachteten, dass auch andere Nutzer begannen, die derart Gewürdigten zu dekorieren. Magie und Strahlkraft des Erfolges bleiben wohl in letzter Konsequenz ein Geheimnis. Unbestritten hält sich dagegen noch die Überzeugung, dass man seine Niederlagen selber erarbeiten muss.

Schreibtischwut tut selten gut

Pinocchio

Klar, Aggression gehört, wenn überhaupt auf die Laufstrecke, mit Sicherheit nicht ins Büro. Da ist sie verpönt wie kaum eine andere Empfindung. Weinten Azubinen und Azububis noch nach den Attacken des cholerischen Vorgesetzten ...

im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert gibt es heute Gegenwehr und juristische Nachspiele. Zu Recht, denn - begehrt wie der Nachwuchs ist - er verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Die Generation Z will was leisten, sucht aber auch die Work-Life-Balance. Vereinbarkeit von Job und Familie und ein Sabbatical stehen mindestens ebenso hoch wie Gehalt und Karriere. Und Poltern aus der Position hierarchischer Macht findet so gut wie keine gesellschaftliche Duldung mehr. Gehen dadurch Dynamik und Wettbewerbsfreude verloren? Psychologen bezweifeln das. Die Erkenntnis, dass Menschen keine Jobs, sondern Führungskräfte verlassen, hat viel mit Klima und Kultur im Unternehmen zu tun. Die Leistungssteigerung durch Führungsdruck ist zwar möglich, über einen längeren Zeitraum jedoch wirtschaftlich schädlich.

„Ich möchte jetzt aber mal Ihren Kunden haben, der so viel Umsatz bringt.“ Soweit wird die Effizienz des freundlichen Umgangstons nicht reichen. Für die Umleitung von Wut in ein „jetzt erst recht“ haben Psychologen an Unis in Texas und Kalifornien überraschende Fallbeispiele gefunden. Ein vermeintlicher Intelligenztest mit unlösbaren Aufgaben ließ einige verzagen. Jene, die mit Wut und Aggression reagierten, wurden immer hartnäckiger. Statt aufzugeben, wurden sie durch ihren Zorn weitermotiviert und entwickelten kreative Lösungsansätze. Die Faust in der Tasche hilft, wenn sie nicht im Gesicht des Kollegen landet, sondern an der Werkbank Wunder wirkt.

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Ist nicht wahr

Holzpuppe

An Wahrheit orientiert man sich gern. Leider ist sie nicht leicht zu erkennen. In Zeiten von Social News, - Groups und -Media führt sie gern ein Schattendasein. Je weniger Wahrheit durchscheint, umso mehr wird sie ...

mit Meinung verwechselt. Fakten, die eigentliche Grundlage für die Wahrheit, gehen in einem Sendegewitter unter, dessen Blitze den Wortlaut „Fake“ in den Meinungshimmel schreiben. Hannah Arendt definierte in ihrem Essay „Wahrheit und Politik“, dass das eine (die Wahrheit) absolute Gültigkeit beanspruche, das andere (die Meinung) sei wandelbar. Wissen erwirbt man, Wahrheit erkennt man und Meinung bildet man sich. Und dann gibt es im Streitgespräch noch die Eselsbrücke, die hier ihrem Namen Ehre macht – die subjektive Wahrheit. Ihrem Wesen nach ist diese autoritär. „Wenn ich das aber so sehe und empfinde“ ist als Satz die absolute Trumpfkarte zur Behauptung seiner Position. Kritisieren kann man diese Haltung nicht, weil spätestens damit die sachliche Ebene verlassen wird und ein weiteres Streiten notgedrungen in persönlicher Attacke mündet. Nun, wie es scheint, sind offene Gesellschaften anfällig dafür, Meinung und Wahrheit zu verwechseln. Journalisten und Forscher beäugt man zunehmend misstrauisch. Der einzige Grund ist häufig der, dass die publizierten Ergebnisse nicht ins eigene Programm passen.

Schwierig, schwierig dünkt die ganze Gemengelage. Man könnte in diesem Zusammenhang sogar eine Rassismus-Debatte lostreten, wenn wir Aristoteles Wahrheitskonzeption aus seiner Schrift „Metaphysik“ zitierten: „Es ist nämlich dies: du bist nicht deshalb weiß, weil wir der Wahrheit gemäß annehmen, du seiest weiß: sondern weil du weiß bist, deshalb reden wir wahr, wenn wir das behaupten.“ Aber das machen wir nicht. Diese Diskussion führt womöglich in eine ganz andere Richtung..

Auf Empfehlung empfehlenswert?

Ordnungsprinzip

Kungelkultur bei der Stellenbesetzung hat Tradition. Glücklich sind nicht alle Beteiligten mit dieser Vergabepraxis. Es geht um das Einfordern oder Erweisen von Gefälligkeiten und selbst die Nutznießer ...

scheitern, wenn der Erwartung von Kollegen oder Vorgesetzten nicht entsprochen wird. Ein bitterer Beigeschmack ist kaum zu vermeiden, so Kind oder Kegel von Freund oder Geschäftskollegen die Probezeit nicht übersteht. Viel Vergnügen bei der Begründung für den Rauswurf. Nicht geeignet oder mangelhafte Qualifikation wird als Grund und Beurteilung ungern gehört. Das verwundert wenig, denn derlei Aussagen im Freundes- oder Geschäftskreis eignen sich nicht als Schmiermittel für Beziehungen. Rund ein Drittel aller Neueinstellungen erfolgen abseits von Inseraten oder anderer offizieller Kanäle, so das Ergebnis des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Fremde bergen das Risiko, dass die Person erst nach der Einstellung schlechte Seiten erkennen lässt. Das gilt aber auch für überraschend gute Seiten. Eine Gewähr für Tauglichkeit gibt es allerdings ebenso wenig für den Vetter von Dingsda. Das oben erwähnte Institut fand heraus, dass die Verweildauer eines Mitarbeiters im Betrieb unabhängig davon ist, ob die Stelle über Jobinserat oder persönliche Kontakte zustande gekommen ist. Die Einführung von Probezeiten war keine schlechte Idee.

BÜCHER UND ARTIKEL

Regulärer Regelbruch

Die Erde ist eine Scheibe?

Regelverstoß ist der Normalzustand in Unternehmen. Wäre dem nicht so, träte der Dienst nach Vorschrift zutage und damit holperten viele Abläufe im Betrieb. Analyse und Beschreibung dieses Phänomens beschreibt Stefan Kühl ...

in "Brauchbare Illegalität". So werden in der Wissenschaft die für die Organisation funktionalen Regelabweichungen bezeichnet. Das Ineinandergreifen funktioniert in solchen Systemen durch unendlich viele kleine Vorschriftsverstöße, aus kleinen Dienstwegen. Paradoxerweise sichern diese den Bestand der formalen Regeln. Führungsetagen wissen das. Sie wissen aber auch, dass zur Erfüllung von Zielvorgaben das Experimentieren in und mit der Struktur nötig ist. Dazu braucht es Kreativität, die bestens funktioniert, wenn sie Hürden in Form von Vorschriften ignorieren kann. Verläuft dieser Prozess erfolgreich, erlebt man die Geburtsstunde der ungeschriebenen Regel. Die kennt zwar jeder, keiner dächte jedoch daran, diese zur Rechtfertigung von Abläufen anzuführen.

Stefan Kühl, Professor für Organisationssoziologie in Bielefeld, ist weit entfernt, ein Loblied auf den Ungehorsam zu singen. Denn nicht selten geschieht der Regelbruch zu einem persönlichen Vorteil. Skandal und beträchtliche Schäden können die Folge sein. Der Autor verfolgt eine Vielzahl von Fragestellungen und vermittelt dem Leser einen umfassenden Einblick in Wohl und Wehe des Regelbruchs.

Stefan Kühl, Brauchbare Illegalität, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 278 Seiten, € 22,00.

Der ewige Manager

Die Frage nach den Geheimnissen guten Managements ist endlich beantwortet. Die Antwort lautet: unendlich. Das kann allerdings nicht unkommentiert so stehen bleiben. Simon Sinek hat in seinem Buch „Das unendliche Spiel“ anschaulich erörtert, ...

warum Wirtschaft ein unendliches Spiel ist und warum Manager mit einer Strategie der Endlichkeit langfristig scheitern. Das Ziel besteht nicht darin, das Spiel (Wirtschaft) zu gewinnen, sondern im Spiel zu bleiben. Die Beispiele sind treffend gewählt und die Gefahr kurz- bis mittelfristiger Entscheidungen finden in der Ecke der Endlichkeit wunderbar Platz. Es ist bekannt, dass Shareholder value und kurzfristige Verkaufserfolge nicht unbedingt Garanten sind für den Bestand von Unternehmen.

Ob diese Garantien aber gegeben sind, wenn das Management mit Vision und würdigem Anliegen auf die Ewigkeit zielen, das mag bezweifelt werden. „Eine gerechte Sache ist eine konkrete Vision einer Zukunft, die noch nicht eingetreten ist, aber so reizvoll, dass Menschen bereit sind, Opfer zu bringen, um sie umzusetzen.“ So manche in Ideologie gegossene Vision tut sich schon schwer, länger als fünfzehn Jahre zu überstehen. Dieser kleine Einwand soll nicht schmälern, dass Sinek ein lesenswertes Buch verfasst hat. Er bedient mit den Exkursen in die US-amerikanische Wirtschaft keine Gemeinplätze. Er bleibt konkret und seine Episoden zum Produzenten von Funktionsbekleidung, Patagonia, und Alan Mulally, seit 2006 CEO der Ford Motor Company, bieten Überraschung pur.

Simon Sinek, Das unendliche Spiel, aus dem Englischen von Petra Pykal, Redline Verlag, München, 265 Seiten, € 24,99.

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