NETZ UND TRENDS

Wer Wind sät …

e-mail

Shitstorm kann ernten er. Der flapsige Einstieg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hiermit eine bedrohliche Kommunikationsentwicklung entstanden ist. Der Begriff „Shitstorm“ ist vergleichsweise neu und wird …

unterschiedlich genutzt, da eine verbindliche Definition noch nicht feststeht. Grundsätzlich bleibt zu bemerken, dass es beim Shitstorm zu massivem Auftreten negativer Beiträge gegen eine Person oder ein Unternehmen kommt. Das Internet und Social Media stellen die bevorzugten Plattformen. Eine solche Unmutskundgebung schaukelt sich schnell auf und kann gewaltige Ausmaße annehmen, womit nicht selten Reputationsverlust und Geschäftseinbußen einhergehen. Verhindern kann man es nicht, sich darauf vorbereiten schon..

Professionelle „Monitoring Tools“ helfen Unternehmen bei der Beobachtung der Meinungsentwicklung im Netz. Hierüber erhalten Firmen aktuelle Rückmeldungen, welche Beiträge zu Produkt und Service zirkulieren. Schnelle Reaktionen sind wichtig, falls sich Empörung und Kritik abzeichnen. Idealerweise existiert hierfür bereits ein Notfallplan mit den Antworten, wer aus den eigenen Reihen sofort und wie Stellung nimmt. Erfahrene Reputationsmanager (ja, die gibt es schon seit einigen Jahren) empfehlen, individuell und nicht zu förmlich auf die Kritik der Nutzer einzugehen sowie offen und ehrlich Verantwortung zu übernehmen. Die Erörterung einer Schuldfrage sollte vermieden werden, da diese in aller Regel beim Unternehmen vermutet wird. Auch vom Abschalten einer Kommentarfunktion oder Löschungen auf der eigenen Plattform sei abzusehen. Das feuere das Stakkato der Wutworte eher an.

Die Mittel haben sich zwar geändert, die Grundhaltung zur Deeskalation nicht, also Faust in die Tasche und bis zehn zählen.

Kasse nur noch kleiner Knackpunkt

Speicherstick

Gemeinschaftskassen aller Art - Wohngemeinschaft, Gruppenreisen, Firmenausflüge bis hin zu Bordkassen auf Charterbooten - sind die eher unpopulären Begleiterscheinungen solcher Unternehmungen. Die App Splid hilft, Einlagen …

und Ansprüche genau abzurechnen. Komplizierte Aufteilungen mit vielen Beteiligten und verschiedensten Ausgabenarten lassen sich mit Splid erledigen. Dazu gehört auch die Umrechnung von Urlaubswährungen in Euro. Die Handhabung ist einfach gehalten, man gibt sich einen Gruppennamen und die Teilnehmer melden sich an. Das Ganze funktioniert online wie offline. Die Kosten werden als PDF oder Excel-Dateien angelegt. Alle Nutzer sehen, wer beteiligt ist, wer gezahlt hat und ob es sich um eine Taxirechnung, einen Einkauf oder eine Verzehrrechnung handelt. Am Ende der ein- oder mehrtägigen Veranstaltung erstellt Splid entsprechende Nach- oder Rückzahlungsposten und summiert die Kosten in einer Aufstellung für die gesamte Reise. Die App ist gratis und kann bei Google Play oder im Apple App Store heruntergeladen werden.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Kleine Fürsprache für den Schussel

Entscheidungsgewalt

Gleich vorweg, Schusseligkeit ist keine Krankheit. Sie entspringt einstweiliger Überlastung. Das Gehirn versucht auf zu viele äußere Informationen gleichzeitig seine Aufmerksamkeit zu richten und ruckelt ...

damit hin zu kleineren Fehlern und Missgeschicken. Wohlgemerkt, der kleine Fehlgriff passiert unabhängig von Intelligenz und Fähigkeiten. Psychologen sehen in den vermeintlich nachrangigen Handlungen wie das Ablegen von Gegenständen des alltäglichen Gebrauches (Schlüssel, Brille bis hin zum Schnupftuch) eine beeindruckend kognitive Gedächtnisleistung. Flüchtigkeitsfehler sind ein Paradebeispiel dafür, wie kleine Nachlässigkeiten entstehen. Gedanklich ist man ein Stück weiter und schon sind Zahlen oder Buhcstaebn durcheinandergebracht. Die kleine Koordinationsverweigerung ist stark von äußeren Faktoren abhängig. Der Umgang mit Umwelt und Stress, individuelles Verhalten wie auch Persönlichkeit sind für Anfälligkeit zum Schussel ausschlaggebend.

Es gibt allerdings einen Aspekt, der den „Tollpatsch“ aus der Ecke des Naserümpfens herausholt. Der messerscharfe Denker wirkt weniger bedrohlich oder einschüchternd, wenn er bisweilen sein Hemd auf links angezogen hat, ohne dass es ihm weiter auffällt. Unbewusst erzielt er damit den Pratfall-Effekt, den der Psychologe Elliot Aronson 1966 zuerst beobachtete. Kleine Missgeschicke sind Sympathieauslöser bei den Mitmenschen.

Blockchain und Background-Check

Pinocchio

Die beiden Begriffe haben nichts miteinander zu tun, – meint man. Tatsächlich nehmen Verbindung und Bedeutung beider Bezeichnungen im Bereich der Personalsuche und Stellenbesetzung ...

zu. In den USA gehört für über 70 Prozent der Unternehmen der „Background Checker“ zur üblichen Überprüfung von Bewerbern. Das mag daran liegen, dass in den Staaten der Bewerbung wenig Unterlagen beigelegt sind. Ähnlich hoch liegt die o. g. Prozentzahl in Deutschland bei denjenigen, die durch die Personalabteilungen abgelehnt wurden; Grund: falsche Angaben. Es gibt hierzulande Internetportale, die allerlei Vorlagen für Zeugnisse und Zertifikate für private Verwendung offerieren. Bei genauer Betrachtung lavieren auch die digitalen Berufsnetzwerke in einer Grauzone. Das Upgrade vom Praktikanten zum Projektmitarbeiter in berufsrelevanten Arbeitsbereichen soll schon vorgekommen sein. Honi soit qui mal y pense. Den bereits erwähnten Hintergrund-Prüfer gibt es auch schon in Deutschland. Für sicherheitsrelevante Positionen überprüft die Bayer AG seit einem Jahr Bewerber mit Backgroundchecks.

Das Lebenslauf-Tuning erwartet eine weitere Hürde: die „Velocity Network Foundation“. Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss von 15 Unternehmen, darunter SAP, die mit Blockchain-Technologie wichtige Bewerbungsunterlagen fälschungssicher hinterlegen wollen. Diese Datenbank funktioniert nach dem Prinzip der verteilten Speicherung. Bildungsträger, Behörden und Unternehmen legen Diplome, Nachweise und Zeugnisse in unterschiedlichen Datenbanken ab. Da diese Daten in Form einer elektronischen Brieftasche nur der betreffenden Person gehören, sind Maßgaben des Datenschutzes nicht torpediert. Wer das als Zukunftsmusik betrachtet, der sei darauf hingewiesen, dass seit Sommer 2020 mit dem „Cert4Trust“ der IHK München und Oberbayern genau dies schon umgesetzt wird – sozusagen ein digital unterstütztes „Mia San Mia“.

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Heißsporn und coole Socke

Holzpuppe

Rational, temperiert und souverän am Arbeitsplatz, diese Haltung wirkt schon fast als Archetypus für gutes Gelingen auf und bei der Arbeit. Unterschätzt wird, dass eine Vielzahl von Wahrnehmungen ...

und Entscheidungen ihren Ursprung einer emotionalen Befindlichkeit und Aufmerksamkeit verdanken. Empathie heißt das Schlüsselwort. Sie geht weit über verständnisvolles Brummen und Händchenhalten hinaus. Es hat sich herausgestellt, dass Emotionen in der Entscheidungsfindung sehr wichtig sind. Dazu gehört auch, emotionale Signale lesen oder gar deuten zu können, was die eigene Verhandlungsposition erheblich verbessert. Erfolgreichste Vertriebler sind erstaunlicherweise eben nicht die sachkundigen Erklärer, sondern die, die den Kunden bei seinen Bedürfnissen abholen. Sozialkompetenz hat sich in einer Untersuchung der 3Lines GmbH, die zusammen mit der Still GmbH eine Analyse von Erfolgskomponenten der besten Verkäufer des Unternehmens durchführte, als tragender Faktor herausgestellt (Lars Binckebank, Hrsg., Verkaufen nach der Krise, Gabler 2011, Seite 172 pp).

Die schwer kontrollierbare Seite sind dagegen Gefühlausbrüche, die je nach Temperament unterschiedlich ausfallen. Die 90-Sekunden-Regel soll helfen, dass man die Kontrolle über sich selbst zurückerlangt und noch wichtiger sie nicht anderen überlässt. Jill Bolte Taylor, amerikanische Hirnforscherin, weist jeder Emotion einen biochemischen Lebenszyklus von 90 Sekunden zu. Gibt man sich der Wut hin, bleibt man im Gefühlsrausch stecken. Begegnet man ihr dagegen als vorübergehende Phase, wird sie innerhalb der anderthalb Minuten anschwellen, ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder abklingen. Geschirr kann in diesem Moment immer noch zerdeppert werden, dann aber als bewusste, kontrollierte Aktion. Das macht den Unterschied zwischen cooler Socke und eruptivem Heißsporn aus. Welches Schweinderl hättens gern?

Kollege Klugscheißer

Ordnungsprinzip

Es gibt sie in nahezu jedem Unternehmen, die schwierigen Kollegen. Sie stören den Betriebsfrieden und wirken bremsend auf die Betriebsabläufe. Nicht selten ...

erweisen sie sich als beratungsresistent. Die Grenzen zwischen schwierig, unangenehm bis unerträglich sind fließend. Kritische Fragen verlieren den guten Ansatz, wenn sie in Impertinenz münden. Akribie und Detailversessenheit senken sich als lähmender Nebel, wenn sie die Abläufe dauernd verlangsamen. Die Führung solcher Menschen gehört mit zur Königsdisziplin. Der Werkzeugkasten für Mitarbeiterführung enthält einige Instrumente. Dazu gehört, nicht kumpelhaft aufzutreten und klare Ich-Botschaften zu formulieren. Feedback-Gespräche helfen, sofern diese nicht als ungerechte Kritik empfunden werden. Laufen alle Kommunikationsansätze ins Leere, weil der Ansprechpartner nichts verändern will und schon gar nicht sich selber, dann gehört auch ein Trennungsentschluss zum Instrumentarium.

Beim notorischen Nörgler und Stänkerer wird am Ende keine andere Lösung stehen. Ein paar Rettungsversuche vorher gibt es. Die Übertragung von Verantwortung gehört dazu. Manchmal dient auch Empathie (wir lasen in diesem Newsletter schon davon), dank derer Hintergründe für Verhalten auszuloten sind. Und wenn gar nichts hilft, tröstet vielleicht die Erkenntnis: Wir behalten sie, auch wenn sie nur als schlechtes Beispiel dienen.

BÜCHER UND ARTIKEL

Blockchain und alles wird gut

Die Erde ist eine Scheibe?

Mit nahezu missionarischem Eifer verfolgt Frank Schwab, Autor von „Das Geld von morgen“, die These im Titel dieser Rezension. Dies ist keine Unterstellung, denn er selbst bezeichnet sich als Krypto-Enthusiast und ...

wenn man seiner Argumentation folgt, lässt sich diese Euphorie nachvollziehen. Um es gleich vorwegzunehmen, das Buch liest sich flüssig. Man glaubt Schwab, dass er viele Jahre Vortragserfahrung hat. Die Beispiele sind umfangreich und verständlich erklärt. Seine Begeisterung wirkt ansteckend, allerdings so intensiv, dass bei fortschreitender Lektüre kleine Zweifel an seinen Vorhersagen und Einschätzungen gesät werden. Das Buch ist anscheinend im Selbstverlag erschienen. Das muss kein Nachteil sein. Allein dieser Publikation hätte ein Verlagslektorat sicher gutgetan, da die bekehrende Haltung gemildert worden wäre.

Dennoch, der Exkurs in Blockchain und Bitcoin wirkt sehr breit gefasst und auch Kenner der Thematik erfahren interessante Randnotizen. Wem wäre beispielsweise bewusst, dass die erste Papiergeldnote 1705 in Köln das Licht der Wirtschaft erblickte. Interessant sind auch die im Buch erwähnten Plattformen, über die kostenfrei oder-günstig am Börsengeschehen teilgenommen werden kann. Die Anwendungsbreite für Blockchain-Technologie ist vielfältig und findet in Verwaltung, Vermietung und sogar im Kunstmarkt Verwendung. Beispielsweise konnten Kunstliebhaber bei einigen Galerien auf der kürzlichen Art Cologne die Exponate nur mit Kryptogeld erwerben (das Beispiel findet im Buch keine Erwähnung, da es erst im August 2021 erschienen ist).

Der breite Einzug der Blockchain scheint verlockend. Es besteht theoretisch die Chance für den zunehmend internetverwalteten „Nutzer“, die Souveränität und Eignerschaft über seine eigenen Daten zurückzuerlangen.

Frank Schwab, "Das Geld von morgen", August 2021, 192 Seiten, 13,77 Euro, erhältlich u. a. über Amazon

Furcht, Fake und Algorithmen

Alt werden ist nichts für Feiglinge, heißt es. Die intensive Auseinandersetzung mit Avataren und KI (künstlicher Intelligenz) erfordert allerdings auch ein robustes Nervenkostüm. Jedoch nicht alles, ...

was social medial aufgescheucht ist, muss in Angst und Schrecken versetzen. Gerd Gigerenzer, weltweit renommierter Psychologe und u. a. Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, rückt in seinem Buch „Klick“ die Szenarien rund um die schöne wie beängstigende Bit-Byte-World ins Gesichtsfeld wissenschaftlich realistischer Annahmen. Sind selbstfahrende Autos zum Greifen nahe, hat der gesunde Menschenverstand eine Chance gegen KI oder schlafwandeln wir uns in die Überwachung? Kann sein, vielleicht, es spricht gleichzeitig einiges dagegen. Gigerenzer formuliert seine Beobachtungen und Rückschlüsse nicht als Axiome. Er plausibilisiert, wobei seine Schlüsse durchaus überraschen. „Würden alle menschlichen Gehirne durch Supercomputer ersetzt, könnte die so generierte Hitze alle Bemühungen um Klimaschutz zunichtemachen.“ Es mag auch verblüffen, dass ein Netzwerk seine Besucheraktivität steigert, indem es die Diskriminierung erhöht. Das Warum liest sich banal: „Sagen wir, ein Netzwerk weiß nichts, abgesehen davon, dass zwei Drittel der Köche weiblich sind. Um die besten Ergebnisse zu erhalten, muss es annehmen, dass jeder am Herd eine Frau ist: Somit wären zwei Drittel der Antworten richtig. Das ergibt zugleich maximale Diskriminierung.“

Interessant ist, dass Gigerenzer zumindest an einem Punkt zu einer ähnlichen Auffassung gelangt wie Frank Schwab, dessen Titel Gegenstand der zweiten Besprechung dieses Newsletters ist: ein Schritt, sich Transparenz und Überwachung zu entziehen, bestünde darin, Dienste, die man bislang mit der Verwertung seiner Daten begleicht, gegen Gebühr in Anspruch zu nehmen. Wer die Musik bezahlt, bestimmt die Lieder.

Gerd Gigerenzer, "Klick", Verlag C. Bertelsmann 2021, 416 Seiten, 24 Euro

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