NETZ UND TRENDS
Nichts als Whatsapp?

Doch - gibt es. Die Alternativen sind gut bis besser. Diese Anwendungen stehen im Übrigen beruflichen Verwendern offen, denen standesrechtlich oder auch wegen Datenschutzerwägungen mancher Konzerne …
Whatsapp verwehrt bleibt. Die beiden Schweizer Anwendungen Threema und Teleguard erfreuen sich zunehmend Beliebtheit. An die rund 60 Millionen Nutzer von Whatsapp reichen sie nicht heran. Threema wurde schon vor zehn Jahren entwickelt. Die App kostet einmalig vier Euro für die iOS oder Android Verwendung. Ihr Verbreitungsgrad wird nach eigener Aussage mit einem Marktanteil von vier bis acht Prozent im deutschsprachigen Raum beziffert. Bei Anmeldung müssen weder die Mobilfunknummer noch eine E-Mail-Adresse angegeben werden. Man erhält eine Threema ID. Audio- und Videoanrufe sind möglich und ebenfalls einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unterzogen. Die Chat-Verläufe landen nicht in den USA, die Server stehen in der Schweiz. Mit Threema Work gibt es ein Angebot für Unternehmen und Organisationen, die auf Datensicherheit besonderen Wert legen.
Die zweite eidgenössische Rohrpost moderner Provenienz heißt Teleguard. Etwa eine Million Nutzer haben diesen Dienst für sich entdeckt, der erst seit 2021 erhältlich ist. Auch hier wird auf persönliche Daten weitgehend verzichtet, also weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse sind erforderlich. Das Unternehmen greift weder auf Metadaten noch IP-Adressen zu und die verschickten Nachrichten werden nur so lange vorgehalten, bis sie den Empfänger erreicht haben. Danach werden sie von den Servern, die sich ebenfalls in der Schweiz befinden, gelöscht. Video- und Audiokonferenzen sind für bis zu fünf Teilnehmern möglich. Eigene Community-Richtlinien wenden sich explizit gegen Gewalt und Pornografie. Die App ist kostenlos für Android und iOS erhältlich.
Wer will, kann wechseln und den Flow der Nachrichten auf sichere Bynchen stellen. Allein, wahrscheinlich ist im Kollegen und Freundeskreis einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten.
Prima Projekte

Vorhaben in Planung heißen Projekte. Diese bestimmen vielfach den Alltag in Universität und Industrie. Im Laufe der Zeit wurden und werden hier Flipcharts und selbstkomponierte Exceltabellen von digitalen Werkzeugen ersetzt und kommen als Projektmanagement-Software zum Einsatz. Das Produkt „Asana“ …
gehört dazu und sammelt Punkte bei der Anwendung. Unter einer Oberfläche laufen Projektmanagement, Aufgabenverwaltung und Kommunikation. Es zählt derzeit zu den beliebtesten Programmen weltweit. Ideengeber waren Facebook-Mitbegründer Dustin Moskovitz und der Ingenieur Justin Rosenstein, die hiermit die Produktivität der Mitarbeiter von Facebook steigern wollten. 2008 gingen sie dann mit Asana als Unternehmensgründer an Start. Eine übersichtliche Benutzeroberfläche erleichtert Einstieg und Bedienung. Die Dashboards und Listen im Zentrum der Software orientieren sich an der klassischen Kanban-Methode. Hierbei werden bestehende Prozesse in kleine Schritte zerlegt und optimiert. Das Risiko des Scheiterns durch eine große Veränderung reduziert sich signifikant.
Auf Projektvorlagen kann bei Asana zugegriffen werden und eigene erstellte Modelle lassen sich wiederverwenden. Nutzen verspricht die vorhandene E-Mail-Integration, mithilfe derer Nachrichten direkt in ausführbare Aktionen umzuwandeln sind. Etwas Facebook schimmert durch. Es gibt den gefälligen Daumen und die hochgeladenen Daten werden von Asana gespeichert und dürfen explizit zu internen Analysezwecken verwendet werden. Für den Einsatz in sensiblen Bereichen lohnt sich daher das Studium der AGB und Datenschutzerklärungen. Die preisliche Staffelung ist wiederum attraktiv. Es gibt eine kostenlose Basis-Version für Einsteiger und den Premium-Tarif für 9,95 Euro pro Monat und Nutzer für die versierteren Anwender. Projekt-Profis können auch den Businesstarif wählen, der mit 18,75 Euro pro Monat und Nutzer zu Buche schlägt. Für das Enterpreis-Paket gibt es dann auf Anfrage ein individuelles Angebot. Projektarbeit ist spannend, der Friedhof versandeter Vorhaben allerdings auch riesig. Projektmanagement via Software ist keine schlechte Trainingshilfe beim Durchhalten des Projektweges.
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Variation und Vielfalt vertieft

Vielfalt und leichte Abänderungen der Abläufe vertiefen und intensivieren die Lernprozesse. Das gilt für Sport wie auch für Sprachen oder andere Lerninhalte. Zu Beginn gibt es Hürden, ...
so die Neuroforscher um Limor Raviv vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Arnheim. „Mehr Variabilität erschwert zu Beginn den Lernerfolg, führt aber am Ende zu einer besseren und umfassenderen Leistung“. Die Beispiele, die die o. g. Erkenntnis stützen, reichen vom Sport, hier Tennis, bis hin zu Alltagssituationen. Auch die Gemeindegröße des Ortes, in dem man aufwächst, hat Auswirkungen. Menschen, die in Ortschaften mit weniger als 1000 Bewohnern leben oder ihre Jugend verleben, können sich später Gesichter schlechter merken als Leute, die aus größeren Städten ab 30.000 Einwohner kommen.
Das Funktionsprinzip des menschlichen Gedächtnis gibt die Erklärung. Eine Erinnerung, die abgerufen wird, speichert das Gedächtnis leicht neu formatiert. Die Wiederholung stärkt die neuronale Zuordnung, was für Vokabeln wie Bewegungsabläufe gleichermaßen gilt. Variiert das Training, zwingt dies zu einer besonderen Aktivierung der verknüpften Erinnerungen. Man praktiziert unbewusst. „Deep Learning“ mit dem Erfolg, dass der Erfahrungshorizont wächst und dem Abruf mehr Zugriffspunkte zur Verfügung stehen.
Für Weiterbildung und Einarbeitung können diese Erkenntnisse interessant sein. Ob allerdings häufiger Bürowechsel oder Kollegenaustausch die Eingewöhnung erleichtert oder die Sachkenntnis vertieft – die wissenschaftliche Garantie hierfür bleibt abzuwarten.
Watt willze?

Das Modell, bei dem jeder Arbeitnehmer selbst bestimmt, wie viel er verdient, gab es (vielleicht immer noch). Es funktioniert. Verschiedene Parameter müssen jedoch zur Anwendung kommen, damit es ...
länger als fünf Jahre seinen Zweck erfüllt. Diese Erfahrung machte ein Londoner Unternehmen und zieht durchaus positive Bilanz. Die Mitarbeiter fühlten sich fair behandelt, ihr Selbstvertrauen war gefördert und das Gender-Pay-Gap (Frauen erhalten weniger Salär bei gleicher Arbeit) wurde geringer oder verschwand. Wo war der Haken? Die Mitarbeiter legten die Bezahlung diskursiv fest, was einen etwas längeren Prozess auslöste. In der Tech Branche ist das ein Nachteil, denn die dienlichen Bewerber sind schnell vom Markt gefischt. Hinzu kam, dass besonders geeignete Kandidaten mit ihren Gehaltsvorstellungen und -möglichkeiten das Gefüge sprengten. Da halfen auch innerbetriebliche Gimmicks wie Kinderbetreuung, Meditationsraum und anderes wenig. Sie wurden daher nicht eingestellt.
Dennoch, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ein solches self-set-pay-model (wir sagen, was wir verdienen wollen) in kleineren Unternehmen Erfolgschancen hat. Der Chef muss allerdings überzeugt bleiben. Im Londoner Fall sorgte ein wachsendes Machtvakuum für die schleichende Demotivation des Bosses. Wenn alles auf Augenhöhe stattfindet und Handlungen sich erst aus mühsamen Erörterungen ergeben, bleibt die Arbeit liegen.
Das knabbert auf Dauer am Erfolg. Ein ähnliches Phänomen lässt sich auch in Unternehmen beobachten, die traditionell entlohnen. Hier erweisen sich Dauermeetings als Effizienztorpedos. Apropos knabbern - die Rückführung zu klassischer Bezahlung hat sich in unserem Beispiel als weniger problematisch ergeben denn gedacht. Gemäß des alten Sprichwortes „Liebe geht durch den Magen“ zaubern Köche drei warme Mahlzeiten kostenlos für die Mitarbeiter.
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Drei Minuten Mühe

„Was du heute kannst besorgen“, kennt man als Spruch vielerorts. Dies zu beherzigen fällt manchen schwerer als anderen. Im Kern geht es darum, die Dinge, die unangenehm erscheinen, ...
in der Erledigung nicht nach hinten zu schieben. Ideal wäre es, sie zuallererst anzugreifen. Dem stellt aber der innere Schweinehund gern ein Beinchen. Die Psychologin Jennifer Wild hat eine interessante Variante erforscht. Zunächst 180 Sekunden soll man eine ungeliebte Aufgabe angehen. Nach Ablauf der drei Minuten kann man, wenn denn gewollt, die Tätigkeit wieder einstellen. Dabei ist es egal, ob in dieser Zeitspanne die Aufgabe zu erledigen ist. Die Schwelle war ausreichend niedrig, sodass die Probanden das Ungemochte angingen. Sie stellten fest, dass es leichter fiel als angenommen. Aus drei Minuten wurden sechs, dann neun und schon war die Mühe-Hürde bewältigt. Untersuchungen der Universität Oxford ergaben, dass 98 Prozent der Teilnehmer nach Ablauf der 180 Sekunden weitergearbeitet hätten. Ihnen war gelungen, mithilfe dieser kleinen Selbstüberlistung die manchmal pathologische Störung des extremen Aufschiebens (Prokrastination) zu überwinden. Zugegeben, der lateinische Begriff mutet etwas sperrig an. In Anlehnung an den Beitrag „Variation und Vielfalt vertieft“ sei daher noch der Gegenbegriff erwähnt, Präkrastination (alles möglichst schnell erledigen).
Möge aus der Kombination der Begriffe die Erinnerung nachhaltiger werden. Und wer weiß, vielleicht enden mit der 3-Minuten-Regel viele kommende Tage erfolgsgekrönt.
Introvertiert erfolgreich

Introvertierte Menschen werden als zurückhaltend und schüchtern wahrgenommen, eher leise und distanziert. Im Fokus heutiger Arbeitswelt befindet sich oft der Extrovertierte. Dennoch steht der Karriere ...
eines In-Sich-Gekehrten nichts im Wege. Es gilt, den vermeintlichen Nachteil in einen Vorteil umzumünzen. Erfolg steuert sich nicht nur über den Mittelpunkt, auch die Seitenlinie gibt Sprungbretter. Ein kooperativer Führungsstil bietet sich an, der die Mitarbeiter mit großer Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit ausstattet. Viele Fragen werden im Team abgearbeitet und geklärt. Die Entscheidungen können schnell getroffen werden und hängen nicht an der letzten Instanz Chef. Der erweiterte Gestaltungsraum führt nicht selten zu hoher Zufriedenheit im Team und damit zu deutlich weniger Krankentagen. Die Kompetenz des Unternehmens hängt nicht an einer charismatischen Galionsfigur. Die Unternehmenskultur definiert sich über die Sichtbarkeit aller Beteiligten.
Möglicherweise hat die Pandemie dazu beigetragen, dass der oben beschriebene Typus als Führungsperson oder Mitarbeiter sichtbarer geworden ist. Im Homeoffice und Videokonferenzen gelten andere Konversationsregeln denn am runden Tisch. Das kommt dem Introvertierten zu Gute. Der leise und sachkundige Beitrag ist hörbar und findet damit die Wertschätzung, die im direkten Diskurs womöglich untergeht.
BÜCHER UND ARTIKEL
Eine eigene Kategorie

Plattformen im Internet sind geläufig. Google und Facebook sowie YouTube gehören zu den großen Beispielen. Was aber genau sind sie? Lassen sie sich in ...
gekannten Begriffen verorten und definieren? Michael Seemann verneint dies in seinem Buch „Die Macht der Plattformen“. Seiner Ansicht nach handelt es sich nicht nur um eine neue Technologie oder ein neues Geschäftsmodell. Sie sind eigenständige Modelle sozialer Organisation, die neben Markt, Staat und Unternehmen eine eigene Kategorie beanspruchen. Genau das ist das Problem. Das Phänomen Plattform befindet sich noch einmal auf einer anderen Ebene als die multinationalen Konzerne herkömmlicher Provenienz. Plattformen müssen nach Ansicht Seemanns als neues Regulierungsprinzip gesehen werden, das zunehmend an die Seite und in Konkurrenz zu Nationalstaaten tritt. Facebook organisiert nicht nur die Kommunikation von 2,8 Milliarden Menschen, dem Unternehmen gelingt sogar die zielgenau Ansprache einzelner Nutzer. Stichworte sind hier Data-Mining und Individualisierung qua Algorithmus.
Im unregulierten virtuellen Raum verschafft dies eine Machtfülle, da die hier eingesetzten Algorithmen mindesten so geheim sind wie anno dazumal die Coca-Cola-Rezeptur. Wahrheit und Wahrscheinliches unterliegt besonderen Maßstäben. Jeder bekommt das vorgesetzt, was er sehen möchte und fühlt sich somit in Richtigkeit der eigenen Wahrnehmung bestätigt. Die Click-Rate bestimmt über die Verwendung von Inhalten, unabhängig von wahr oder fiktiv. Es bedarf keines übermächtigen Abstraktionsvermögens, um sich vorzustellen, dass unseriöser Beeinflussung Tür und Tor geöffnet sind und werden. Die Einhegung der Plattformen scheint überfällig. Seemann schlägt mit seinen Überlegungen und Definitionen eine Grundlage vor, die einen öffentlichen Diskurs kundig in Gang bringen könnte.
Seemann, Michael: "Die Macht der Plattformen. Politik in Zeiten der Internetgiganten", Berlin 2021, Ch. Links Verlag, 448 Seiten, 25 Euro.
Nicht lustig

Depressionen sind nicht lustig, auch wenn dieses Thema in Buchform von dem bekannten Komiker Kurt Krömer behandelt wird. Es geht um die literarische Aufarbeitung der Erkrankung ...
des Autors. Er ist nicht der Erste, der sich ins Licht der Öffentlichkeit begibt. Sein Beitrag zeigt einmal mehr, dass dieses seelische Leiden keine gesellschaftliche Randerscheinung ist. Spätestens seit dem Freitod des Fußballtorwartes Robert Enke wurde klar, dass weder Beruf noch Alter davor schützen. Wie geht man damit um? Letztlich wird die Beantwortung dieser Frage individuell von medizinischen Fachkräften zu beantworten sein. Lesenswert bleibt die literarische Fallakte Krömer allemal. Vielleicht liegt es daran, dass man den Erzähler sieht und hört. Man wartet auf die humoristische Volte. Womöglich entdeckt man diese auch, denn Tonfall und Mimik von Kurt, der bürgerlich Alexander Bojcan heißt, sind für den Leser als spaßig abgespeichert. Nur bei genauerem Lesen wird klar, dass es Krömer bitterernst ist. Er schreibt flüssig und leicht, ohne Pose, Larmoyanz oder selbstmitleidigem Beifallsgeheische. Seite für Seite entkleidet sich der Autor und macht klar: Diesen Kurt Krömer kennt ihr nicht und übrigens er selbst auch nicht. Die ungeschminkte Selbstanalyse macht eine Stärke des Buches aus. Der Leser, sei er nun selbst betroffen oder durch Freunde oder Kollegen sensibilisiert, findet Zugang zu Depression als Krankheit. Sie wird nicht leichter, aber verständlicher und nachvollziehbarer.
Krömer, Kurt: "Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst", Köln 2022, Kiepenheuer&Witsch, 193 Seiten, 20 Euro.
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