NETZ UND TRENDS

Monopol Monopoly

e-mail

Marktbeherrschender Anbieter zu sein, ist eine prima Sache. Auf ewig lässt sich eine solche Stellung selten bis gar nicht aufrechterhalten. Diese Erfahrung macht ansatzweise auch …

Google. Samsung überlegt derzeit ernsthaft, auf ihren Smartphones die Standardsuchmaschine zu wechseln und Microsoft Bing vorzuinstallieren. Damit wäre die Dominanz zwar nicht gebrochen, der Verlust jedoch deutlich spürbar. Zeitweise verlor der Mutterkonzern von Google, Alphabet, 50 Milliarden Dollar an Wert.

Ob sich ein Stabwechsel bei den Giganten abzeichnet, bleibt abzuwarten. Bings Marktanteile liegen immer noch weit hinter Google. Microsoft gewinnt aber mit der Integration der Künstlichen Intelligenz des Chat-GPT-Herstellers OpenAI an Boden. Zudem wäre der Vertragswechsel von Google zu Bing kein Klacks. Der Verlust der Lizenzgebühren beliefe sich auf drei Milliarden Euro jährlich.

Monopol, die Zweite

Speicherstick

Furchtsam drängen sich die Menschen zusammen und Schöpfer wie Schreiber schauen ängstlich in die Zukunft. Chat-GPT von Open AI wabert als Popanz durch Presse wie Gespräche. Genau, ganz Gallien ist von den Römern besetzt …

tatsächlich haben ein paar Unbeugsame mit dem neu gegründeten Verein "Laion" (Large-scale Artificial Intelligence Open Network) eine demokratische Alternative zu kommerziellen KI-Modellen entwickelt. Ihr Ziel ist es, den Programmcode frei zugänglich zu machen, damit Fachleute ihn verbessern und jeder eine eigene KI entwickeln kann. Im Gegensatz dazu operieren einige Unternehmen wie beispielsweise das erwähnte Open AI, mittlerweile zu Microsoft gehörend, eher geheimnisvoll und undurchsichtig. Die „Unbeugsamen“ wollen ihre KI kostenlos zur Verfügung stellen.

Das Laion-Netzwerk hat weltweit Aufmerksamkeit erregt, und ihre Software wurde bereits über eine Million Mal heruntergeladen. Mit ihrem Programm "Open Clip" können sie sogar Roboter trainieren, indem sie ihnen natürlichsprachliche Aufgaben geben. Laion möchte Europa zu einem führenden Akteur im Bereich der KI machen und fordert die Schaffung eines Supercomputerzentrums für offene KI-Forschung, ähnlich dem CERN in Genf. Dieses Zentrum würde große Rechenleistung bieten und KI-Modelle der wissenschaftlichen Gemeinschaft und kleinen Unternehmen zur Verfügung stellen. Auch ein interessanter Ansatz: staatlich garantierte KI als eine essenzielle öffentliche Dienstleistung, die in Zukunft genauso wichtig sein wird wie eine gesetzliche Krankenversicherung.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Kontrollillusion

Entscheidungsgewalt

Meine Mutter war eine kluge Frau. Sie bewahrte sich und mich vor übertriebener Kontrolle, als ich flügge wurde. Ihr Beruhigungsmantra umfasste zwei Sätze. „Keine Neuigkeiten“ sind gute Neuigkeiten und „schlechte Nachrichten haben schnelle Beine“. Schwieriger wurde es für Mutter und Kind ...

im zwanzigsten Jahrhundert. Tracking, Selbstoptimierung und Kontoführung via Mobiltelefon sind eine prima Sache. Peinigend wird es, wenn man pausenlos die Informationen abruft. Das Display signalisiert meist, dass alles erwartbar glatt läuft. Und wenn nicht? Dann tritt sofort der allerschlimmste Fall per Kopfkino ein, – auch wenn „nur“ ein Sendemast ausgefallen ist. Sind dann noch Gesundheitsmonitore via App aktiviert, wirds eng für Hirn und Herz.

Menschen streben besonders in Zeiten der Unsicherheit nach Kontrolle und versuchen, jedes Detail ihres Lebens zu überwachen und zu checken. Einige Dinge können jedoch nicht kontrolliert werden. Genau hierfür hat jeder ein Hilfsinstrument. Es heißt Vertrauen. „Ohne jegliches Vertrauen könnte der Mensch morgens sein Bett nicht verlassen. Unbestimmte Angst, lähmendes Entsetzen befielen ihn“, schrieb der Soziologe Niklas Luhmann in den Sechzigerjahren. Deutlich länger gibt es das rheinische Grundjesetz: Et is wie et is (sieh den Tatsachen ins Auge), et kütt wie et kütt (hab keine Angst vor der Zukunft) und et hätt noch immer joot jejange (lerne aus der Vergangenheit).

Quiet Quitting

Pinocchio

Und noch ein moderner Begriff, der derzeit die Mutmaßungen über Wille und Wirklichkeit der Generation Z im beruflichen Alltag zu fassen versucht. Die innere Kündigung hält gegen die Alliteration in der Überschrift nicht mit. Gibt es die neue Form des stillen ...

Verschwindens überhaupt? Die Generation Z wird oft als desinteressiert an Karriere und Opferbereitschaft dargestellt, neue Studien widerlegen dieses Klischee. Laut einer Umfrage von LinkedIn sind 60 % der 16- bis 28-Jährigen daran interessiert, schnell vorwärts zu kommen und viel Geld zu verdienen. 52 % sind bereit, Opfer wie Überstunden oder Umzüge für ihren Job zu bringen. 81 % sind motiviert, hart zu arbeiten, wenn sie einen Sinn darin sehen. Erfahrene Manager in Führungsposition können Letzteres meist bestätigen. Die Sinnfrage trägt in erheblichem Maß dazu bei, Engagement anhaltend aufrechtzuerhalten.

Das Gehalt ist für die Hälfte der Befragten der wichtigste Faktor bei der Jobwahl, während Work-Life-Balance und Unternehmenswerte weniger relevant sind. Die Generation Z will also keineswegs nur bequem arbeiten und hat keine Illusionen über den Arbeitsmarkt. Die Unterschiede zwischen den Jahrgängen in Bezug auf Einstellungen und Werte sind oft gering, wenn nicht sogar ähnlich. Work-Life-Balance war dem Babyboomer genau so wichtig wie den Jungen in den Achtzigerjahren. Damals hieß dies Selbstverwirklichung. Also vorsichtig mit den Etiketten für die Generation Z.

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Hättest Du geschwiegen

Holzpuppe

Der Rat, nicht immer und überall zu meinen und zu politisieren, hat auch heute Daseinsberechtigung. Vor allem Institutionen sollten sich diesbezüglich bedeckt halten. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen von der Universität of Pennsylvania ...

in einer Studie mit knapp 3500 Teilnehmern. Die zunehmende politische Positionierung von Institutionen und Unternehmen durch die Verwendung von Symbolen wie der Regenbogenfahne kann zu einem Verlust an Vertrauen führen, selbst wenn die Positionen von den Menschen grundsätzlich geteilt werden. Böse Zungen sollen behauptet haben, man könne dadurch sogar eine Fußballweltmeisterschaft verlieren. Die Studie zeigt, dass Institutionen allgemein an Vertrauen einbüßen, sobald sie als politisiert und weltanschaulich wahrgenommen werden. Dieser Effekt ist in den USA besonders stark ausgeprägt, wo das Vertrauen in viele Institutionen drastisch gesunken ist. Sowohl konservative als auch progressive Menschen tendieren dazu, die weltanschauliche Schlagseite der Gegenseite als gravierender einzuschätzen. Das Vertrauen in ideologisch neutrale Institutionen ist für die Gesellschaft von großer Bedeutung. Das Beispiel des Wissenschaftsmagazins Nature, das sich im US-Präsidentschaftswahlkampf 2020 für Joe Biden aussprach, zeigt, dass dies das Vertrauen in das Magazin und die Wissenschaft im Allgemeinen beeinträchtigen kann. Die Lehre aus diesen Befunden bestätigt die alte Weisheit, dass es selten ratsam ist, sich in alles einzumischen, sei es positiv oder negativ.

Ich doch nicht

Ordnungsprinzip

Das gilt für andere. Die vorgenannten Aussagen in Überschrift und Einleitung beziehen sich auf ein Phänomen, das schon seit einigen Jahren untersucht wird und erstmalig 1983 in einem Fachbeitrag des Soziologen Phillips Davison beschrieben ...

wurde. Die Theorie des Effekts der dritten Person beschreibt eine verzerrte Wahrnehmung, bei der Menschen glauben, weniger anfällig für schädliche Medieneinflüsse zu sein als andere. Diese Tendenz, sich in einem positiveren Licht zu sehen, führt zu einer Diskrepanz zwischen den vermeintlichen Auswirkungen von Medien auf sich selbst und auf andere. Studien haben gezeigt, dass Menschen diese Urteilsunwucht in verschiedenen Medienbereichen aufweisen, einschließlich Pornografie, Gewaltverherrlichung, politischen Berichten und Social Media. Der "Besser-als-der-Durchschnitt"-Effekt trägt wahrscheinlich dazu bei, dass sich Menschen für weniger verwundbar gegenüber Medieneffekten halten. Diese Überzeugung wird als Argument für Zensur und Verbote verwendet. Andere sollen vor potenziell schädlichen Medieninhalten geschützt werden. Uneigennützige Politik wird nicht selten auf diese Art betrieben. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.

In Zukunft könnte sich der Effekt der dritten Person auch auf KI-Anwendungen erstrecken, wenn Menschen davon ausgehen, dass sie verantwortungsvoller mit ihnen umgehen würden als andere. Nutzt nur nix. Die KI zieht mit. In einer Meldung vom 18. Juni wird darauf hingewiesen, dass vor allem Chat-GPT zwar immer schneller wird, die Texte, die hierbei entstehen, allerdings auch immer fehlerhafter, schlechter und dümmer. Kaum vorstellbar, dass sich irgendein Anwender hinstellt und bekundet: Diesen Blödsinn habe ich mit meiner Eingabe verbrochen.

BÜCHER UND ARTIKEL

Lektionen in Optimismus

Die Erde ist eine Scheibe?

"Positive Psychologie, Grübeln stoppen, Gelassenheit lernen und positiv denken" von Johanna E. Kappel erscheint im Selbstverlag. Das muss kein Makel sein, ein professionelles Lektorat ebnet allerdings oftmals Hürden, die durch ...

Schriftbild und Struktur weniger geübten Lesern die Lektüre erschweren. Das Buch versucht sich als umfassender Leitfaden für die Anwendung der positiven Psychologie im täglichen Dasein. Es erklärt die grundlegenden Konzepte und Prinzipien dieser vergleichsweise jungen Disziplin. Es wird aufgezeigt, wie durch positive Emotionen, Dankbarkeit und Resilienz ein erfülltes Leben winkt. Der Politikwissenschaftler Georg Steinmeyer fasst die Idee zum Denkansatz der positiven Psychologie so zusammen: „Die Positive Psychologie beschreibt sich selbst als Wissenschaft vom gelingenden Leben. Und in gewisser Weise könnte man sagen, es ist das Gegenteil der klassischen Psychologie. Die klassische Psychologie geht ja davon aus, dass der emotionale Zustand des Menschen eben durch äußere Bedingungen auch mitbedingt ist, während die Positive Psychologie davon ausgeht, dass das nur eine marginale Rolle spielt.“

Allerdings muss gesagt werden, dass es zunehmend kritische Stimmen gibt. Heilende Auswirkungen beispielsweise bei an Depression erkrankten Menschen konnten in Studien nicht festgestellt werden. Interessant sind die Ausführungen zum Thema Grübeln. Die Autorin verdeutlicht die schädlichen Auswirkungen des übermäßigen Grübelns auf mentale Gesundheit und Wohlbefinden. Sie liefert praktische Übungen und Techniken, um diesen Kreislauf des endlosen Nachdenkens zu durchbrechen und stattdessen Gelassenheit zu kultivieren. Wer immer schon Optimist werden wollte, macht mit der Lektüre dieses Buches jedenfalls nichts falsch.

Johanna E. Kappel, Positive Psychologie, Grübeln Stoppen, Gelassenheit Lernen und Positiv Denken, erschienen 2023 im Selbstverlag, 130 Seiten, ISBN 9798799754006, 8,99 €.

Am Anfang stand das Hirn

Menschliches Denken und künstliche Intelligenz lautet der Untertitel zum Buch "Der Elektronische Spiegel" von Manuela Lenzen. Das liest sich sachlich und unaufgeregt. Aha, mag man denken, noch ein Titel zum Hype-Thema „Künstliche Intelligenz“. Tatsächlich steckt zwischen den Buchdeckeln ...

eine scharfsinnige Analyse zur aktuellen technologischen Entwicklung, wie sie am Beispiel von Chat-GPT derzeit Schlagzeilen und Schlagworte weltweit hervorruft. Manuela Lenzen weiß offensichtlich sehr genau, worüber sie schreibt. Das wird deutlich, wie sie komplexe technische Konzepte für ein breites Publikum aufbereitet. Sie schreibt prägnant wie strukturiert und macht das Buch sowohl für Fachleute wie Laien lesenswert. Es beginnt alles damit, dass 1956 erst einmal auf den Menschen geschaut wurde. Alle Aspekte der menschlichen Intelligenz sollten genau so beschrieben werden, dass eine Maschine sie imitieren konnte. Einige Jahrzehnte weiter kann die Maschine bereits eine Menge mehr als Großmeister in Schach oder Go zu schlagen.

Auswirkungen von Virtual Reality, Blockchain, Big Data und maschinellem Lernen auf unsere Gesellschaft wie Veränderung der Arbeitswelt werden zur Sprache gebracht. Und natürlich gehören auch Chancen und Risiken unter die Lupe. Sie bleibt analytisch distanziert, wohl wissend, dass sich die Entwicklung sehr, sehr schnell vollzieht. Der Standpunkt von jetzt ist womöglich am Mittag schon überholt. Die größten Herausforderungen bestehen nicht mehr darin, im Schach zu gewinnen oder in Gedanken geometrische Figuren zu drehen. Gefragt sind Flexibilität, Kreativität und gesunder Menschenverstand. Anders ausgedrückt: Am Anfang stand das Hirn, am Ende braucht es Herz.

Manuela Lenzen, Der Elektronische Spiegel, Verlag C.H. Beck, München 2023, 270 Seiten, € 20,00

AKTUELLES

Öffentliche Trainings

Unser öffentliches Managementtraining
"Online zur Führungskraft"

KARIKATUR

Zum Schmunzeln

Zum Schmunzeln

Der Newsletter wurde erstellt mit der redaktionellen Unterstützung von www.beziehungswerk.de.

nach oben