NETZ UND TRENDS

Mut zur Lücke

e-mail

Zeitplanung hat für Führungskräfte seine Tücken. Ohne diese auszukommen wäre problematisch. Bekanntermaßen ersetzt das Planen den Zufall durch den Irrtum, aus dem man lernen kann. Andererseits entwickeln die vorgesehenen Zeitfenster …

über den Tag gern ein überraschendes Eigenleben. Salopp formuliert beginnt der Tag am Vorabend, an dem der Aufgabenkatalog des nächsten Tages priorisiert wird. Idealerweise erhält nur wichtiges einen festen Zeitpunkt. Ansonsten gehören Lücken in die Planung, denn wer das Unvorhergesehene einpreist, räumt der Überraschung Platz ein. Apropos Platz, feste Zeiten für das Lesen von E-Mails geben Struktur und Anlass für ungestörte Kaffeepause.

Ganz anders hingegen die Erledigung des Wichtigen, wenn nicht Wichtigstem. Das sollte auf der Tagesagenda ganz oben stehen. Ihm gebührt volle Aufmerksamkeit, wozu auch gehört, in dieser Zeit keine Telefonate anzunehmen. Die dringlichen Angelegenheiten werden je nach Priorität in den Zeitfenstern dahinter erledigt. So oder ähnlich gewappnet, verfügt man über ein Instrument, mit dem Ablenkungsfallen zu umgehen sind. Man bleibt Herr der Aktivitäten und belohnt sich nach Feierabend mit dem Gefühl, eine Menge geschafft zu haben.

Locker vom KI-Hocker

Speicherstick

Künstliche Intelligenz ist klasse, doch ob die Anwender mit dieser Hilfe Klassenbeste werden, ist keineswegs ausgemacht. Im Juli 2023 hatten laut einer Bitkom-Umfrage 80 Prozent der Befragten …

Chatbots bisher nicht ausprobiert. Der Einstieg fällt leicht und kostet zumindest für Chatbots der vorletzten Generation noch kein Geld. Vorweg sei bemerkt, dass die Ergebnisse erstaunlich sind. Erwartung und Wirklichkeit können jedoch auseinanderklaffen, je nach medialem Hype. Man ist gut beraten, seine Erwartungshaltung zu dämpfen. Chat-GPT und ähnliche Chatbots sind maschinelle Systeme und verfügen nicht über menschliche Eigenschaften. Sie basieren auf großen Mengen an Textdaten und verwenden Sprachmodelle, um Texte zu generieren. Diese Modelle haben ihre Grenzen und können auch falsche Informationen liefern. Zudem wurden die ersten Chatbots mit Texten trainiert, deren Verwendung urheberrechtlich nicht geklärt oder erlaubt war. Mittlerweile findet sich bei den Verlagsinformationen der Hinweis, dass Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme untersagt sind. Je nach Verwendung stehen verschiedene Systeme zur Auswahl. Die Wahl hängt von den eigenen Bedürfnissen ab. Einige erfordern eine Anmeldung, andere lassen sich ohne nutzen. Die Qualität der Auskünfte hängt stark von der Formulierung der Eingabe (Prompts) ab. Klare und präzise Anfragen können die Antworten verbessern. Kontrolle und Korrektur sind unbedingt erforderlich, denn je nach Bezugsdaten der KI kann es durchaus passieren, dass das Ergebnis völliger Unsinn ist. Hierfür muss man allerdings nicht unbedingt neue Techniken erlernen. Sinn und Unsinn filtert man seit Urzeiten im Gespräch mit Menschen - locker vom Thekenhocker.

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Mächtig Manipulation

Entscheidungsgewalt

Wie häufig beschreibt ein neuer Begriff eine alte Erkenntnis. Shitmoves lautet der jüngste Oberbegriff für mancherlei Machtspielchen und Manipulationstechniken. Für das Erleben manipulativer Kommunikation ...

sind Shitmoves ein Ausdruck, um dieses Verhalten zu benennen und zu verstehen. Der Zweck heiligt die Mittel, was in aller Regel bedeutet, dass man gewinnen will. Für den Moment des Sieges ist die Macht dokumentiert, ohne dass der Weg hin zum Gewinn als Manipulation erkannt wurde. Meist wird sie später wahrgenommen und führt dann zu langfristiger Beschädigung. Wer gibt als zweiter Sieger gern zu, dass er sich zudem noch hat manipulieren lassen. Die Grenzen sind fließend. Pointiert würde man sagen, dass bei der Manipulation nur die eigene Oberhand zählt. Hingegen bietet die Motivation eine konstruktive Lösung. Alle Beteiligten gewinnen, sozusagen Mitmoves. Sobald Macht ins Spiel kommt, ist Manipulation fast unvermeidlich. Schon im Kindesalter finden sich Beispiele. Als Klassiker hierfür gilt die Einleitung: Solange Du die Füße unter meinen Tisch stellst …

Wie wohltuend wirkt dagegen Streitkultur am Tisch. Überzeugung steht als Ziel für den Streit, weniger Gewinn des Konfliktes. Schon der Austausch bestimmter Formulierungen befördert die Harmonie im kommunikativen Scharmützel. Statt der Worte "immer" und "nie" wirkt die Verwendung von "unerhört oft" und "erstaunlich selten" als Schmiermittel zur Abmilderung, ohne dass dabei eine Schleimspur hinterlassen wird - quasi rutschfreie Shitmoves.

Uniform mit Joggingnorm

Pinocchio

Dieter Zetsche, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Daimler Benz AG, war gefühlt der erste Vertreter lässigen Managements. Blazer, offenes Hemd und sportliche Treter hielten mit ihm Einzug. Seitdem schwinden die ...

dunklen Dreiteiler nebst Budapester. Die neue Lässigkeit bei der Arbeitskluft täuscht bisweilen eine Lockerheit vor, die nur so scheint. Führungskräfte können immer noch autoritär sein, und Hierarchie in Unternehmen bleibt oft bestehen. Nicht geändert hat sich, dass mit Kleidung nach wie vor Botschaft und damit auch Kommunikation verbunden ist. Der neue Chic ist bemerkenswert schnell in die Rolle von Uniform und Abgrenzung geschlüpft. Das erkennt man leicht am Preisniveau von Sneakern und Jogginghosen bekannter Label. Kleiderordnung blieb bestehen, nur die Trends unterliegen einem schnelleren Umschlag – auch und gerade für Männer. Durchaus möglich, dass die Modeindustrie frohlockt.

Vom Abgesang festlicher Fashion kann indes nicht die Rede sein. Das Schaulaufen wird privatisiert und nach der Freizeitkleidung im Büro folgt dann am Abend der Smoking zum Geburtstag von Tante Gerda. Warum soll für Marcel was anderes gelten als für Messi und Ronaldo. Und die Tante freut sich. Was sieht der Junge gut aus!

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Tugend, Täuscher und die dunkle Triade

Holzpuppe

Menschen, die Charakterzüge der "Dunklen Triade" aufweisen - Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie - sind besonders anfällig für den Reiz von Statussymbolen, sei es materiell oder immateriell. Diese Eigenschaften umfassen ...

Selbstsucht, Überlegenheitsgefühle, Manipulation, Berechnung, Gewissenlosigkeit und eben ein Streben nach Status. In den letzten 20 Jahren sind SUVs und Biomärkte zu Top-Klischees geworden. Die Vorstellung, dass das urbane Wohlstandsmilieu mit großen Autos zum Ökoladen fährt, um sich als Weltenretter darzustellen und den Pöbel zu belehren, mag übertrieben sein, aber sie besteht weiterhin. Tatsächlich gibt es eine Verbindung zwischen SUVs und dem Einkaufen in Biomärkten: Beides kann als Statussymbol wirken. Teure Autos zeigen finanzielle Stärke, während der Kauf teurer ökologischer Produkte Tugend signalisiert.

Eine Studie der Marketingprofessoren Faruk Anil Konuk und Tobias Otterbring ergab, dass Menschen mit der Dunklen Triade eher dazu neigen, ökologische Produkte zu kaufen. Dahinter steht der Wunsch nach moralischem Status und Anerkennung. Der Kauf von ökologischen Produkten wird oft positiv bewertet, da er in der Regel als gut für Umwelt, Tiere und Produzenten wahrgenommen wird. Selbst Personen, denen dies eigentlich egal ist, inszenieren ein Tugendtheater, um Anerkennung zu erhalten. Warum auch nicht, ist man versucht zu denken. Wenn man aus falschen Motiven das Richtige tut, bleibt es halt richtig.

Die Studie sollte jedoch nicht überbewertet werden, da sie auf Umfragen basiert und nicht das tatsächliche Verhalten misst. Dennoch passen die Ergebnisse zu anderen Untersuchungen, die ergeben, dass Social-Media-Nutzer, die moralische Empörung zeigen, oft hohe Anteile der Dunklen Triade aufweisen. Der Moralapostel von früher würde sich wahrscheinlich in der Cloud umdrehen. Unter uns: Wir vermeiden das Hochladen, dass der Begriff nichts mit kriminellen Vereinigungen in China zu tun hat. Ätsch.

Ups, dumm gelaufen

Ordnungsprinzip

Die Ironic Process Theory (IPT) von Daniel Wegner bietet Einblicke in das Paradoxon, dass der Versuch, einen Fehler zu vermeiden, oft dazu führt, dass dieser Fehler eher auftritt. In der Psychologie sind solche Fehlleistungen ...

als ironische oder paradoxe Effekte bekannt. Die IPT erklärt dies durch das Zusammenspiel von zwei Denkprozessen: dem Operator, der bewusst und absichtlich Handlungen ausführt, und dem Monitor, der im Hintergrund nach Anzeichen für zu vermeidende Verhaltensweisen sucht. Wenn der Operator aufgrund von Stress oder Ablenkung beeinträchtigt ist, wird der Monitor dominanter und lenkt die Aufmerksamkeit auf das zu vermeidende Verhalten, was dazu führt, dass dieses Verhalten eher auftritt. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass der Trainer dem Elfmeterschützen untersagt, auf den Torwart zu schießen, was dann allerdings passiert. Der Stress lässt den Schützen im Tunnelblick nur an Torwart denken, leider nicht ans freie Tor.

Die empirischen Untersuchungen in diesem Bereich zeigen, dass ironische Fehler tatsächlich verstärkt auftreten, wenn die mentale Kapazität eingeschränkt ist und dass sie hauptsächlich in Reaktion auf negativ formulierte Vermeidungsaufforderungen auftreten. Neurotische Personen, die generell stärker mit schlechten Stimmungen und Bedenken zu tun haben, tragen ein höheres Risiko für ironische Effekte. Für Frohnaturen Grund genug, sich am Rheinischen Grundgesetz zu orientieren. Et hätt noch emmer joot jejange.

BÜCHER UND ARTIKEL

Weltwissen mit Federstrich

Die Erde ist eine Scheibe?

Der kluge Cartoon ist denkbar und vollkommen sinnvoll. So oder ähnlich hat es Loriot mit Augenzwinkern vorgemacht. "Das illustrierte Kompendium der Philosophie" von Masato Tanaka und Tetsuya Saito zeichnet gekonnt ein Nachschlagewerk zur Philosophie ...

von der Antike bis in die Neuzeit. Es illustriert Philosophie und unternimmt damit den Versuch, sie für ein breites Publikum verständlich zu machen. Es ist interessant, wie Tanaka und Saito als nicht ausgebildete Philosophen an das Thema herangehen und trotzdem oder gerade deshalb einen frischen und ansprechenden Zugang finden. Ihr Ansatz, die Geschichte der westlichen Philosophie von ihren Anfängen bis in die Gegenwart darzustellen und dabei auch komplexere Themen wie das Werk von Emmanuel Lévinas einzubeziehen, zeigt, dass sie eine breite und doch tiefgründige Darstellung anstreben.

Ihr Buch verstehen sie offenbar nicht nur als Einführungs-, sondern auch als Nachschlagewerk für schnelle Orientierung in philosophischen Fragestellungen. Dass sie die westliche Philosophie in den Mittelpunkt stellen, ist ein gängiger Ansatz, zumindest wenn der Buchmarkt in der westlichen Welt anvisiert wird.

Die Philosophie im Federstrich ersetzt nicht intensive Auseinandersetzung mit philosophischen Texten. Einblicke und Anstöße für Leser unterschiedlicher Kenntnisstufen gewährt das Kompendium allemal.

Das illustrierte Kompendium der Philosophie, Masato Tanaka und Tesuya Saito, übersetzt von Jan-Christoph Müller und Elena Müller, Verlag Blumenbar, 1. Auflage Berlin 2021, 352 Seiten, 26,00 €

Bisschen Mathe muss

Statistik und deren Interpretation gehören zum Rhetorik-Koffer vieler, wenn nicht aller Politiker und natürlich auch vieler Journalisten in Print, Funk und Fernsehen. Keine Frage, dass ...

Zahlenverständnis für die Auslegung von Statistiken hilft. Vielleicht sollte sogar ein Grundkurs Statistik an der Universität zur Komplettierung des eigenen Handwerkzeuges in Betracht gezogen werden. Zu diesem Schluss gelangt man, wenn mit vielem Schmunzeln und einigem Schrecken die Beispielsammlung der Spiegel Bestseller-Autoren „Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich“ Lektüre war. Nun ist es beileibe keine Neuigkeit, dass falsch verstandene oder aber fehlerhaft gerechnete Auswertungen zu hanebüchenem Unsinn führen. Dass jedoch statistischer Stuss derart häufig verarbeitet wird, stimmt bedenklich. Man kann sich selbst davon überzeugen. Jeden Monat veröffentlichen Gerd Gigerenzer (Universität Potsdam), Walter Krämer (Universität Dortmund, Thomas Bauer (Universität Bochum) und seit 2018 auch die Statistikerin Katharina Schüller eine Stellungnahme zu einer in den Medien publizierten Statistik und deren Interpretation. Einige solcher Meldungen der letzten Jahre haben die o. g. Autoren im vorliegenden Buch zusammengestellt.

Viele der aufgeführten Beispiele sind aktuell. Die Beiträge lassen sich gut und flüssig lesen und der Unterhaltungsfaktor stellt die Fassungslosigkeit des ein oder anderen Lesers rasch wieder in den Hintergrund. Ach, man muss nicht Mathe studiert haben, um den Autoren zu folgen. Erneut Zurückblättern kann aber passieren.

Bauer, Gigerenzer, Krämer, Schüller: "Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich", Frankfurt 2022, Campus Verlag, 204 Seiten, 22,00 Euro

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