NETZ UND TRENDS

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Richtig, die Überschrift bezeichnet Modellmaße. Sie sind allerdings nicht figurbezogen, sondern stehen für Idee und Umsetzung einer modifizierten Arbeitswelt. In einer Versuchsphase erproben derzeit rund 5o Unternehmen ab Februar für …

ein halbes Jahr das alternative Arbeitszeitmodell. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen hat laut Teilnehmerliste zwischen 10 und 49 Beschäftigte. Die am stärksten gemeldete Branche ist IT und Technologie mit 14 Prozent. Allerdings auch Handwerks- und Industriebetrieb sind mit jeweils 6% vertreten. Volle Leistung bei voller Bezahlung in nur 80 Prozent der Zeit. Das Pilotprojekt zur Einführung einer Viertagewoche in Deutschland, beruht auf positiven Ergebnissen internationaler Studien. Die Kernpunkte umfassen die hohe Präferenz der Arbeitnehmer für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, die Unterscheidung zwischen einer komprimierten Viertagewoche und einer 32-Stunden-Woche, sowie die festgestellten Vorteile wie verbesserte Gesundheit, höhere Zufriedenheit und bessere Work-Life-Balance. Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, dass die meisten Unternehmen, die das Modell testeten, es beibehalten haben - trotz anfänglicher Herausforderungen. Aus Sicht der Personalverantwortlichen sieht man in Deutschland vor allem Vorteile im Angebot der Work-Life-Balance sowie Mitarbeiterbindung und -Akquise. Ob sich das Modell in der Arbeitswelt durchsetzt, wird auch davon abhängen, ob es sich hierbei um Berufsgruppen mit direktem Kundenkontakt/Kundenerreichbarkeit oder dem einer internen Sachbearbeitung handelt.

Eine ganz normale Geschichte

Speicherstick

Die Verbreitung von künstlicher Intelligenz (KI) hat weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt mit Potenzial sowohl zur Schaffung als auch zur Vernichtung von Arbeitsplätzen. Eine Studie des Internationalen Währungsfonds deutet darauf hin, dass KI weltweit bis zu 40 Prozent der Arbeitsplätze verändern könnte, besonders in Industrieländern wie Deutschland. Sowohl hoch qualifizierte als auch gering qualifizierte Jobs könnten betroffen sein, wobei analytische Tätigkeiten abnehmen und Routinetätigkeiten zunehmen. …

Der Einsatz von KI könnte dazu führen, dass bestimmte Aufgaben automatisiert werden, während die Produktivität höherwertiger Jobs steigt. Hinzu kommt, dass hoch qualifizierte Berufe in Teilen, wenn nicht gänzlich durch KI bedroht scheinen. Die Zukunft mit KI ist mit vielen Fragezeichen versehen. Die Prognosen von Entwicklern und Kennern gehen weit auseinander und reichen von den apokalyptischen Reitern bis hin zum Wohlfühlbild von Freude, Friede, Eierkuchen. Auch Schulung und Weiterbildung mit dem neuen Werkzeug sind vielfach gefordert. Dabei sei die naive Frage gestattet, was denn geschult und weitergebildet werden soll. Der Anwender sagt, was er will und bekommt dann das Gewünschte. Man braucht ja auch keine Schulung und Weiterbildung, um eine Tüte Brötchen beim Bäcker zu bestellen.

Die Welt steht erst am Anfang der Nutzung und Entwicklung von KI. Es wird Jahre dauern, bis wertvolle Anwendungen in verschiedenen Branchen identifiziert und entwickelt sind. Vorsicht ist angebracht, Angst jedoch verstellt den Blick. Euphorie und Verteufelung werden sich die Waage halten. Für die nächsten Generationen wird KI zum Alltag gehören und Kindermund formuliert in der Zukunft eine ganz normale Geschichte: Mama, was haben denn die Menschen früher ohne KI gemacht?

ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE

Unseren täglichen Lärm gib uns heute

Entscheidungsgewalt

Ruhe ist out. Ständige Kommunikation und Lärm drücken sie in den Hintergrund. Doch wie rückt man die wichtige Stille wieder in den Vordergrund – ohne PR, TV, Radio und Ansprachen? Ein Ansatz wäre das Lesen von Erfolgsgeschichten. Die besten Ideen ...

entstanden oft in Momenten der Einsamkeit und Stille. Beispielsweise Franz Kafka, Albert Einstein und auch Steve Wozniak brauchten für ihre kreativen Prozesse Ruhe und Rückzug. Thomas Mann folgte einem strengen Tagesablauf und während seiner Zeit im Arbeitszimmer waren seine Kinder angehalten, jegliches lautstarke Spiel zu unterlassen. Zugegeben, das fand in der Vergangenheit statt. Heute bestimmen eher die Schreihälse das Geschehen, was allerdings auch an einer veränderten Medienwelt liegen mag. Oder können Sie sich den Sieger im Dschungelcamp vorstellen, wie er sich vor Ort über alle Folgen tonlos auf den ersten Platz lächelt?

Extrovertierte Persönlichkeiten sind derzeit klar bevorzugt, während introvertierte Menschen Schwierigkeiten haben, sich in einer lauten und ständig kommunizierenden Umgebung zurechtzufinden. Qualitäten introvertierter Mitbürger sollte man nicht unterschätzen: Sorgfalt, Analyse und Konzentration sind als wertvolle Eigenschaften erwünscht, aber oft übersehen.

Es ist an der Zeit, mehr Raum für ruhiges Arbeiten schaffen, sowohl in der Gesellschaft als auch in der Arbeitswelt. Die Anerkennung der Stärken der Stillen ist mitentscheidend, das Potenzial dieser Menschen voll auszuschöpfen. Gute Entscheidungen wollen wohl überlegt sein wie auch gute Führung nicht laut und impulsiv sein muss.

Vielleicht findet sich ein Gleichgewicht zwischen Lärm und Stille, das das Potenzial aller Menschen, egal ob introvertiert oder extrovertiert, voll ausschöpft – ganz leise und unspektakulär.

Posen und Paraphrasieren

Pinocchio

In den USA allein finden täglich rund 80 Millionen Meetings statt. Grund genug, sich einmal die gruppendynamischen Strukturen anzusehen, entschied die Ethnologin Susanne Spülbeck. Sie nennt ihre Methode „Teilnehmende Beobachtung“ und ...

mit Stift und Block bewaffnet betreibt sie seit 28 Jahren Feldforschung in verschiedensten Unternehmen. Besonders Meetings spiegeln komplexe soziale Strukturen wider. Die Sitzordnung verrät viel über die Beziehungen und Hierarchie. Es gibt bestimmte Muster, wie zum Beispiel Mitarbeiter, die sich mögen, nebeneinandersitzen, während Führungskräfte die Nähe ihrer Kollegen suchen. Selbst die Auswahl des Sitzplatzes kann Hinweise auf den Rang und die Beziehungen in einer Gruppe geben.

Hat das Meeting nun begonnen, nehmen Menschen unterschiedliche Rollen ein, was Forscher in Verhaltensmodellen und Typenbeschreibungen greifbar zu machen versuchen. Beim Psychiater Raoul Schindler gibt es neben dem "Alpha", der die Bedürfnisse der Gruppe artikuliert, den "Omega", der kritisch ist, sowie "Beta" und "Gamma". Diese Rollen sind nicht festgelegt, sie variieren je nach Situation. Nale Lehmann-Willenbrock erkennt in Sitzungen feste Besetzungen, darunter "Beschwerdeführer", "Lösungsorientierte", "Problemanalysten", "Indifferente" und "Prozessvereinfacher". Angesichts der Sitzplatzverteilung und des Rollenspiels wundert es kaum, dass eine solche Inszenierung ein klares Drehbuch dringend benötigt. Ansonsten fällt das Stück mit Pauken und Trompeten durch.

Zur Vermeidung eines solchen Sitzungsdesaster sei das perfekte Meeting empfohlen. Es ist sorgfältig vorbereitet, gut angeleitet und hat eine klare Agenda. Der Umgang ist auch bei unterschiedlichen Meinungen respektvoll. Zu viele Teilnehmer sind kontraproduktiv. Und – wer hat an der Uhr gedreht – das Meeting endet rechtzeitig und startet pünktlich. Selbstverständlich? Nicht unbedingt, schon mancher Trödelteilnehmer hat den Sitzungsstart derart schockgefrustet, dass die Veranstaltung über ein Panoptikum nicht hinauskam.

ENTWICKLUNG UND BEISPIELE

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß

Holzpuppe

Das Phänomen der aktiven Informationsverweigerung ist weit verbreitet. Menschen neigen dazu, sich bestimmten Informationen zu entziehen, insbesondere wenn sie befürchten, dass diese negative Gefühle verstärken oder positive ...

abschwächen könnten. Dieses Verhalten, das auch als "Nicht-wissen-Wollen" bezeichnet wird, kann verschiedene Gründe haben und ist oft rational oder zumindest nachvollziehbar.

Im Informationszeitalter scheint paradoxerweise eine steigende Tendenz zur bewussten Ignoranz zu herrschen. Viele Menschen meiden bewusst den Konsum von Nachrichten oder verweigern sich bestimmten Themen. Studien zeigen, dass dieses Verhalten insbesondere dann auftritt, wenn negative Emotionen befürchtet werden oder es um persönliche Gesundheitsrisiken geht.

In anderen Bereichen des Lebens zeigt sich das Phänomen Feedback-Vermeidung. Man mag sein Selbstbild nicht negativ beeinflussen lassen. Diese "epistemische Abstinenz" dient oft dazu, das Autostereotyp aufrechtzuerhalten oder sich vor unangenehmen Realitäten zu schützen.

Ein weiterer Aspekt der bewussten Ignoranz ist die Umgehung von Verantwortung. Menschen können sich dazu entscheiden, bestimmte Informationen nicht zu kennen, um sich später darauf zu berufen, nichts davon gewusst haben.

Die Wirklichkeit lässt sich auf Dauer nicht aussperren. Es ist besser, sich der Realität zu stellen. Scheuklappen verstärken und vergrößern nicht selten die Konsequenzen. Als Folge von monatelang ungeöffneten Briefen beschwert sich nicht der Postbote. Es klingelt eher der Gerichtsvollzieher. Spätestens dann weiß man, dass es doch heiß wird.

Unterfordert und gelangweilt

Ordnungsprinzip

Videomeetings waren während der Pandemie eine prima Sache, um den Geschäftsbetrieb praktikabel aufrechterhalten zu können. Highscreen und Homeoffice versprachen ein neues Zeitalter und der Büroalltag ...

geriet zum staubigen Relikt aus vergangener Zeit. Zumindest der Siegeszug des Homeoffice geriet postpandemisch ins Stocken und Präsenz wurde vielerorts wieder verbindlich. Ungebremst durchmarschieren werden Zoom und Webex womöglich auch nicht. Jüngere Studien der Aalto University und des finnischen Institutes für Arbeitsgesundheit legen nahe, dass Videomeetings die Beteiligten unterfordern. Das führt zu passiver Ermüdung und die Teilnehmenden langweilen sich mangels Herausforderungen und Reize. Insbesondere Mitarbeitende, die bereits eine geringe Motivation für ihre Arbeit haben, könnten davon stärker betroffen sein. Nach persönlichen Begegnungen schnitten die Probanden in kognitiven Flexibilitätstests besser ab. Persönliche Treffen fördern anscheinend zwischen verschiedenen Aufgaben, Teilnehmenden oder Themen hin und her zu wechseln. Auch physiologische Messungen wie Herzfrequenzvariabilität und EEG/EKG zeigten konkrete Reaktionen. Teilnehmende fühlten sich nach Videomeetings messbar schläfriger, schlaffer und genervter. Das muss nicht notwendigerweise zur Einbremsung wie beim Homeoffice führen. Vor der Corona-Pandemie wurden virtuelle Meetings kaum erforscht. Daher ist noch viel über Auswirkungen im Vergleich zu persönlichen Treffen zu lernen. Die spezifischen Ermüdungseffekte bei Videomeetings können vielleicht durch andere Ansätze und neue Kommunikationsstrategien minimiert werden. So gesehen entgeht die virtuelle Konferenz vielleicht dem Schicksal, ebenfalls nach Hause geschickt zu werden.

BÜCHER UND ARTIKEL

Geachtet als Kaufmann, Diplomat und Ratgeber

Die Erde ist eine Scheibe?

Vollkommen egal, ob Marco Polo wirklich alles erlebt oder Gehörtes und Erdachtes zusammengeschrieben hat. Seine Reiseberichte eröffneten eine unbekannte Welt. Ohne Sprachkenntnisse, Diplomatie und Anpassungsfähigkeit ...

wäre ihm wohl der berühmte Weg verwehrt geblieben. Der venezianische Händlerssohn erkundete im Auftrag des Kublaikhan das damals glanzvolle Hangzhou und beschrieb dessen modernen Lebensstil. Sein Werk "Il Milione" präsentiert eine Mischung aus präzisen Beobachtungen und fantastischen Geschichten. Polo behauptete, alles sei wahr, doch einige Details sind zweifelhaft. Dennoch inspirierte sein Buch zahlreiche Entdecker, darunter auch Christoph Kolumbus. Vorausgesetzt, ein Großteil der Erzählungen ist wahr - ohne die Polo zugeschriebenen Kenntnisse der persischen Sprache und einiger Turksprachen wäre der Venezianer wohl nicht weit gekommen.

Polo wurde in Venedig geboren und starb vor 700 Jahren. Sein Werk, zunächst als "Le divisament dou monde" bekannt, wurde später als "Il Milione" veröffentlicht. Der Titel bleibt rätselhaft, möglicherweise ein Hinweis auf Polos Reichtum. Polo und seine Familie waren erfahrene Händler, die bereits Geschäftsbeziehungen mit dem Kublaikhan pflegten, als Polo 1271 zu seiner berühmten Reise aufbrach. Sie genossen das Wohlwollen des Khans und wurden sogar mit diplomatischer Mission betraut. Polo verbrachte 17 Jahre am Hof des Kublai Khan und schilderte dessen Pracht und Regierungsführung. Ohne seine Fähigkeit, sich an unterschiedliche kulturelle Kontexte anzupassen, hätte der Khan kaum die diplomatischen Fähigkeiten entdeckt, die Marco nicht zuletzt Vertrauen und Achtung der Menschen erringen ließen. Unter diesem Aspekt eignet sich Polo durchaus auch als Vorbild für den kosmopoliten Manager unserer Tage.

Elisa Guignard entführt mit ihrer Übersetzung den Leser in Zeit und Welt Marco Polos. Der Erzählstil wirkt, als sei er einem Märchenerzähler auf dem Markt in Marrakesch abgehört. Hier gelingt Schmökern par excellence und mancher mag sich ans Leseerlebnis seiner ersten Karl-May-Bände erinnern. Die Randnotizen erklären veraltete Begriffe, übersetzen zeitgenössische Städtenamen und geben Querverweise. Der aufwendige Druck und die Verarbeitung sichern dem Buch einen exponierten Platz in der Bibliothek der Leser, die sich noch den platzraubenden Luxus von Bücherregalen leisten.

Marco Polo, Il Milione: Die Wunder der Welt - Illustrierte Jubiläumsausgabe, übersetzt von Elise Guignard, mit einem Nachwort von Tilman Spengler, München 2023 Manesse Verlag, 432 Seiten, 45,00Euro

Ey Alter, was geht?

"Die Macht der Ausdrucksweise im Beruf" von Johannes Haas setzt sich mit einem entscheidenden Aspekt der beruflichen Kommunikation auseinander. Es geht um die Wahl der Worte im ...

Arbeitsumfeld. Mit einer Mischung aus theoretischen Erkenntnissen und praktischen Anwendungen reicht Haas einen Leitfaden, um die eigene Ausdrucksweise zu verfeinern und positiv auf andere zu wirken. Haas beginnt mit der Erörterung der Grundlagen effektiver Verständigung, einschließlich der Wichtigkeit des Zuhörens und der nichtverbalen Kommunikation. Darauf aufbauend werden Strategien für verschiedene berufliche Situationen entwickelt. Durchaus anregend sind die Kapitel über Konfliktlösung und Verhandlungsführung, in denen Haas detaillierte Anleitungen gibt, wie man schwierige Gespräche führt und dabei respektvoll und überzeugend bleibt. Reale Beispiele veranschaulichen die Theorie und helfen, Konzepte in die Praxis umzusetzen.

Interessant zeigt sich der Abschnitt über digitale Verständigung. In einer Zeit, in der E-Mails und soziale Medien einen großen Teil der beruflichen Kommunikation ausmachen, bietet der Autor Ratschläge, um Missverständnisse zu vermeiden und online eine starke Präsenz aufzubauen. Ebenso der Verweis auf die Bedeutung von Empathie und Authentizität in der beruflichen Interaktion enthält gute Tipps. Erfolgreiche Ausdrucksweise hängt eben nicht nur davon ab, was gesagt, sondern auch, wie es gesagt wird und welche Gefühle und Absichten dahinter stecken.

Insgesamt ist "Die Macht der Ausdrucksweise im Beruf" ein Ratgeber, der sich leicht und anschaulich lesen lässt. Er eignet sich für Mußestunden am Wochenende, für das schnelle Kapitel vor dem Einschlafen, aber auch für den Bahnpendler. Und je nach Alter der Leser verschafft er Aha-Erlebnisse, die auf eine neue Beziehungsebene mit den Kollegen heben können.

Johannes Haas, Die Macht der Ausdrucksweise im Beruf, Change Verlag 2021, 152 Seiten, Amazon Distribution, 14,99 €

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