NETZ UND TRENDS
Fett weg und fit

Die Vorstellung, in diesen Tagen ins Sportstudio zu gehen, beschränkt sich auf den Wunsch. Was könnte sich dann ersatzweise daheim anbieten? Richtig, eine Anleitung per App. Ganz ohne Hilfsmittel und ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht sportelt man zuhause mit …
Freeletics Bodyweight. Im kostenlosen Download erhält man ein Paket von elf Übungen, die nach Dauer und Schwierigkeitsgrad gestaffelt sind. Der Neuling im sportlichen Umgang mit dem eigenen Körper kann sich die Übungen vorher in Videos anschauen. Erfahrene Fitnesser wissen, dass die richtige Ausführung nicht nur wichtig für den Erfolg sondern auch für die Gesundheit ist. Natürlich gibt es auch eine Pro-Version, die mit 29 Übungen und Coach aufwartet, allerdings dann auch mit 59 Euro pro Jahr zu Buche schlägt. Ein Anfangstest hilft bei der Einordnung der Leistungsfähigkeit. Und für Fett weg oder Muskeln her gibt es ein individuelles Trainingsprogramm mit angepasstem Übungsmix. Wer hierbei zu früh außer Atem gerät, erhält vom Trainer eine Rückmeldung, welche Einheiten reduziert werden können.
Wahren Sie Funkdisziplin!

Zello sendet Sprachnachrichten in Echtzeit. Das bedeutet, es handelt sich hierbei um eine App, mit der das Smartphone wie ein Walkie-Talkie eingesetzt werden kann. Beliebig viele Teilnehmer lassen sich auf einen Kanal packen und …
das Gefühl teilen, auf einem Abenteuerurlaub zu sein. Der Vorteil der Funksprechfunktion besteht darin, dass der, der etwas sagen möchte, auf einen Knopf drückt und damit alleiniger Sprecher wird. Die anderen hören so lange zu, bis der Redner den Sprachknopf loslässt. Der Nächste meldet sich zu Wort und so fort. So empfiehlt sich Zello durchaus für eine Sprachkonferenz. Kurze Botschaften, nur einer kann reden und ohne eine Gesprächsdisziplin lässt sich die Konferenz nicht zielgerichtet durchführen. Viel Zeit wäre gespart. Neben den Apps für iOS und für Android gibt es diese Anwendung auch für Windows auf dem PC. Mit dem Push-to-Talk Button erfolgt die Kommunikation ebenfalls in Echtzeit. Zudem zeigt ein Anrufprotokoll, ob eine Nachricht verpasst wurde. Und sollte ein Teilnehmer sich zu intensiv in die Abenteuerstimmung seiner Jugendzeit zurückversetzt fühlen, reicht ein lakonisches: „Wahren Sie die Funkdisziplin, Ende und aus!“
ERFAHRUNGEN UND ERFOLGE
Naturgesetz der Beförderung

Chefsein wird nicht gelernt und offensichtlich auch wenig geübt. Kriterien für die Auswahl eines Kandidaten zur Besetzung einer Führungsposition sind offensichtlich kaum standardisiert. Gerade einmal 15 Prozent der von dem Karriereportal Stepstone befragten ...
Führungskräfte gaben an, dass sie auf ihre neue Rolle vorbereitet wurden. Und die anderen? Peter Prinzip, Ellbogen, Fachkompetenz oder Freiwillige-vor-Appelle hieven den neuen Chef in den gleichnamigen Sessel. Einig sind sich die Fachleute, dass man Führung lernen kann, aber wie überall sind die Begabungen hierzu sehr unterschiedlich verteilt. Mit dem Lob als Führungsinstrument tun sich viele Über-Nacht-Chefs schwer. Besonders, wenn man plötzlich den ehemaligen Abteilungskollegen vorsteht. Dabei ist bekannt, dass die Performance in einem Unternehmen um gut ein Drittel höher ausfällt, wenn geeignete Kandidaten auf den Chefposten gelangen. Gute Führungskräfte zeigen meist drei Grundvoraussetzungen: sie sind gesprächsbereit, kontaktfreudig und einnehmend.
Fatalerweise verfügen auch die denkbar ungeeignetsten Manageraspiranten über eben diese Eigenschaften. Die Rede ist vom charismatischen Charmeur, der seine kalte Rücksichtslosigkeit unter dem Mäntelchen vorgeblicher Konzilianz und Freundlichkeit verbergen kann. 2005 beantworteten 39 hochrangige britische Manager einen Fragebogen von Psychologen der University of Surrey. Den gleichen Fragebogen bearbeiteten auch Insassen eines psychiatrischen Hochsicherheitsgefängnisses. Das erstaunliche Ergebnis zeigte, dass die Wirtschaftsbosse häufiger narzisstische und psychopathische Züge aufwiesen als die eingesperrten Straftäter. Ob sich eine solche Koinzidenz immer zeigt, sei dahingestellt. Die Punkte, die jedoch meist als größte Störfaktoren von Führungskräften benannt werden, sind - Intrigen und Machtspiele.
Spaß und Lebensqualität

Work-Life-Balance, Anerkennung, Fortbildung, gutes Betriebsklima und Spaß an bei der Arbeit, das entstammt keiner Gewerkschaftsforderung oder dem Programm einer Fortschrittspartei. Das sind Vorstellungen, die im Schnitt fast dreiviertel aller jungen ...
Erwerbstätigen formulieren, wenn es um die künftige Tätigkeit geht. Karriere, rasante Aufstiegsmöglichkeiten, Traumgehälter und die in aller Regel damit verbundene Verantwortlichkeit sind fast in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Dieser Wertewandel lässt sich seit der Jahrtausendwende gut verfolgen. Geld gerne, Beförderung muss nicht sein, wo sind hier die nächstgelegenen Freizeiteinrichtungen? Die Personalverantwortlichen müssen sich mittlerweile sehr genau informieren, was bei jungen und gut ausgebildeten Mitarbeitern oder Bewerbern als Zückerchen gilt. Dienstwagen und eigenes Eckbüro gehören wohl nicht mehr dazu. Selbstoptimierung ist im Arbeitsleben angekommen. Karrieremachen bedeutet in erster Linie die individuelle berufliche Entwicklung, nicht unbedingt das Verfolgen vorgegebener Unternehmensziele. Bei Stellenausschreibungen vermissen die Jobsucher in Deutschland konkrete Verdienstangaben, die wohl international in die Stellenanzeigen aufgenommen werden. Die Zeiten für Personalrekrutierung werden schwerer, auch für vermeintlich attraktive Arbeitgeber mit Zukunftsperspektive. Dabei ist noch nicht einmal eingepreist, welche Veränderungen das postpandemiesche Zeitalter aufwirft. Ein Wirtschaftsaxiom scheint allerdings Bestand zu haben: Nachfrage regelt das Angebot. Es haben lediglich die Seiten gewechselt.
ENTWICKLUNG UND BEISPIELE
Das Gesetz der zwei Füße

Es steht einem frei, zu gehen. Dies wird mit dem Gesetz im Titel eingeräumt. 16,5 Stunden pro Monat verbringen Mitarbeiter durchschnittlich in Meetings. Da kann es schon eine erfolgreiche Option sein, wenn man die jeweilige Gähnegruppe ...
legitimiert verlassen darf. Nun folgt nicht zwangsläufig, dass viele Meetings überflüssig oder zu häufig angesetzt sind. Dennoch, Wildwuchs ist zu vermelden, denn es mehren sich die Coaching-Angebote a la „eins, zwei, drei und schon ist das erfolgreiche Meeting vorbei“. Weitverbreitet ist jedenfalls, dass es Teilnehmern zu viel wird oder die Treffen in Sitzer der Schwafelrunde ausarten. Die sonst so verpönte Zeitverschwendung in Industrie und Dienstleistung wird geflissentlich ignoriert, wenn sie als Besprechung ausgewiesen ist. Ganz ohne Zusammenkünfte geht es wohl nicht. Klare Regeln helfen, den Jour fixe als Jour fix zu gestalten. Wo steht zum Beispiel geschrieben, dass ein Meeting immer eine Stunde dauern muss. Gut, die Versammlung in 10 Minuten durchziehen, ist schwer anzukündigen, denn der größte Teil der Planungssoftware sieht die Stundeneinteilung im 15 Minutentakt vor. In einem Akt der Emanzipation könnte man sich allerdings von dieser Vorgabe lösen.
So manche Führungskraft hat festgestellt, dass bei Limitierung der Zeit die Diskussionen effizienter ablaufen. Freiraum kann und sollte allerdings gegeben werden – und zwar über den Köpfen. Je größer der Raum, heißt es, desto größer die Gedanken. Bestimmt gibt es eine Studie, die genau dies nachweist. Auf ein Instrument sollte man tunlichst verzichten, Mobiltelefone gehören definitiv nicht ins Verhandlungszimmer.
Head of Menstruation

Klingende Titel heben das Ansehen, besonders wenn sie über die Visitenkarte bestätigt werden. Es gibt mittlerweile Bezeichnungen, die bizarr anmuten. Da liest sich die Visitenkarte des älteren Herrn, den man gerade im Café (als das noch möglich war) ...
getroffen hat, informativ: Kraftfahrzeugmeister im Ruhestand. Buntere Berufsbezeichnungen gab es vor einiger Zeit in der SZ zu lesen. Dort fand sich eine „Head of Menstruation“ oder der „Young Professional Officer“. Letzterer ist schlichtweg Praktikant. Der Titel zum Monatszyklus verweist tatsächlich auf eine Funktion in einem Startup. Hier werden vegane, nachhaltige Kondome und Periodenprodukte hergestellt. So gesehen kann man nicht sagen, dass die Bezeichnung danebenliegt. Das gilt auch für viele Positionen, die es früher gar nicht gab, zum Beispiel den „Chief Digital Officer“ im Vorstand. Obacht ist dennoch angesagt, vor allem, wenn einem selbst hochtrabende Titel im Unternehmen angedient werden. Nicht selten gibt es in diesem Fall die Visitenkarte statt einer Beförderung.
IAllerdings übermittelt ein Titel Prestige und bekommt deswegen durchaus Bedeutung für den Mitarbeiter. Übrigens, Adelstitel gibt es hierzulande nicht mehr. Der Herr Graf Lambsdorff wird richtig mit Herr und nicht mit Graf angesprochen. Der Graf ist seit 1919 durch eine Regelung in der Weimarer Reichsverfassung Teil des Nachnamens, sozusagen eine Müller-Lüdenscheid-Variante.
BÜCHER UND ARTIKEL
Buchstabenbooster

Kaum zu glauben und doch womöglich wahr. Schnelllesen spart Zeit, ohne dass Verständniseinbußen zu befürchten sind. In Ihrer Anleitung „Speed Reading“ führt Tatjana Becker in die Kunst des flotten Lesens ein und ...
gibt praktische Anleitung zur Anwendung. Apropos Anwendung, es empfiehlt sich die Lektüre im E-Book-Format. Das Taschenbuch im Selbstverlag wirkt schon ein wenig handgestrickt, große Lettern, schlechter Zeilenumbruch und große Zwischenräume. Wohlgemerkt, das betrifft nur die Printausgabe und nur die Form, nicht den Inhalt.
Man erfährt bereits zu Anfang, welche Lesegeschwindigkeiten üblich sind und in welche Regionen des rasanten „Bücherfressens“ man sich emporschwingen kann. Hundert Wörter liest der Ungeübte in der Minute, 400 Wörter schaffen gute Leser. Tausend Wörter und mehr markieren die untere Grenze bei Speed Reading Wettbewerben. Das ist schon ein Wort.
Tatjana Becker erläutert wichtige Voraussetzungen, die übrigens auch für passionierte Langsamleser wertvoll sind. Der vorbereitende Teil endet mit einem Selbsttest. Ab hier wird geübt und verschiedene Hilfsmittel helfen, die eigene Lesegeschwindigkeit ohne Einbußen zu steigern. Ob das geht? Die Antwort ist ein schmetterndes „Vielleicht“. Es liegt natürlich an einem selbst, ob man die Ratschläge umsetzt und fleißig trainiert. Nur soviel sei verraten: der Autor dieser Zeilen befindet sich noch im Selbstversuch der Leseoptimierung. Es scheint zu funktionieren. Dass er allerdings nach Corona-Pause schon die 1000 Wörter Schallgrenze durchbrochen haben wird, darf bezweifelt werden.
Tatjana Becker, Speed Reading, Lesegeschwindigkeit verdoppeln, 250 Seiten, bei Kindle 3,99 € oder als Taschenbuch im Selbstverlag, 9,99 €.
Wege, Waren, Wägbarkeiten

Die Seidenstraße war als Handelsroute über Jahrhunderte die Lebensader der damaligen Welt. Sie könnte wieder große Bedeutung erlangen. Wie und warum beschreibt der Historiker Peter Frankopan in „Die neuen Seidenstraßen“, einer vergleichsweise aktuellen ...
Bestandsaufnahme des chinesischen Strategie- und Prestigeprojektes. Es geht offensichtlich um mehr, als das Besingen alter Größe. Über 80 Länder sind mittlerweile Teil der chinesischen Strategieoffensive. Viel Geld ist in Aussicht gestellt und auch schon geflossen. Logistische Schlüsselregionen auf der ganzen Welt haben sich chinesischer Einflussnahme geöffnet, indem der Handel „Finanzierung gegen Mitspracherecht“ besiegelt wurde. China verfolgt eine langfristig angelegte Politik, indem es in Zentral- und Südasien, in Ostafrika wie auch in Südeuropa massiv in Verkehrsinfrastruktur investiert, damit Renommee aufbaut und nicht zuletzt auch finanzielle Abhängigkeiten schafft. Reputation scheint eine große Rolle zu spielen, vermutet Frankopan, ist aber bei weitem nicht die alleinige Triebfeder. Er zitiert den Harvard Professor Joseph Nye, der mehr „Public Relations Rauch als echtes Investment Feuer“ sieht. Laut Nye geht es weniger darum, den Lebensstandard in China und in den Nachbarländern anzuheben, als vielmehr um Investitionen, die renditeträchtiger sind als die niedrig verzinsten US-Regierungsanleihen, von denen Peking Papiere im Wert von mehr als einer Billion Dollar halte.
Unaufhaltsam, so scheint es, bringt sich die nächste Supermacht in Stellung. Das steht für Frankopan außer Zweifel. Interessant sind die Faktoren, die diese Entwicklung aufhalten oder bremsen könnten. „Der Aufstieg dieser neuen Welt vollzieht sich vor unseren Augen, angetrieben von Machtverschiebungen, die so grundlegend sind, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie verlangsamt, zurückgehalten oder gar gestoppt werden könnten - es sei denn, durch kriegerische Konflikte, Klimawandel oder Epidemien...“ Passend zu dieser Thematik war jüngst in einer großen überregionalen Tageszeitung zu lesen, dass es China längst nicht mehr nur um wirtschaftlichen Aufstieg geht. „Auch in der Weltcoronakrise wird es die Überlegenheit der Diktatur gegenüber der Demokratie unter Beweis stellen wollen. Und so kann es nicht verwundern, dass mit chinesischen Ärzten und Atemmasken auch Handlungsanweisungen nach Europa gelangen.“
Peter Frankopan, Die neuen Seidenstraßen, Gegenwart und Zukunft unserer Welt, aus dem Englischen von Henning Thies, Verlag Rowohlt, Berlin 2019. 352 Seiten, 22 Euro.
DATEN UND AKTUELLES
Öffentliche Trainings
Unser nächstes öffentliches Managementtraining
"WANDEL-MACHT-MUT"
findet an den folgenden Terminen statt:
KARIKATUR
Zum Schmunzeln

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